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08.09.07 / Kreuz mit Halbmond / Kontroversen um den Bau einer Moschee in Österreich

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-07 vom 08. September 2007

Kreuz mit Halbmond
Kontroversen um den Bau einer Moschee in Österreich
von R. G. Kerschhofer

Der Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider schaffte es wieder einmal, über die Landesgrenzen hinaus Aufmerksamkeit zu erregen: Er kündigte eine Änderung der Kärntner Bauordnung an, der zufolge die Errichtung von Minaretten und Moscheen als Störung des Ortsbildes verboten werden solle.

Anlaß waren Aussagen des Präsidenten der Islamischen Glaubensgemeinschaft Anas Schakfeh und des Wiener SPÖ-Gemeinderats Omar El-Rawi, wonach Österreich „mit Sicherheit neue Moscheen“ brauche und „Muslime sichtbar werden“ sollten. Derzeit gibt es neben zahlreichen eher unauffälligen islamischen Gebetshäusern zwei Moscheen, eine in Wien neben der „Uno-City“ und eine in der Tiroler Marktgemeinde Telfs. Eine dritte soll in der Stadt Vöslau südlich von Wien errichtet werden.

Erwartungsgemäß wurde Haiders Ankündigung von islamischer und linker Seite zurückgewiesen. Die Bundes-ÖVP hüllte sich in Schweigen, während sich die lokale ÖVP in Spittal an der Drau rühmt, den vom SPÖ-Bürgermeister in erster Instanz genehmigten Bau einer Moschee durch Mobilisierung der Bürger verhindert zu haben. Laut SPÖ gehe es um einen Umbau und nicht um Minarette.

Kritik kommt auch von der FPÖ, die Haider mangelnde Glaubwürdigkeit vorwirft: Warum sei er in Sachen Moscheebau nicht damals aktiv geworden, als er bundespolitisch dazu in der Lage gewesen wäre? Außerdem sei er ein Befürworter des EU-Beitritts der Türkei und vergebe in Kärnten Förderungen an muslimische Vereine. FPÖ-Chef Strache fordert seinerseits ein österreichweites Bauverbot für Minarette (die Bauordnung ist Ländersache), ein Kopftuchverbot an öffentlichen Bildungseinrichtungen und im öffentlichen Dienst sowie die Abschiebung von Haßpredigern.

Eine bemerkenswerte Stellungnahme kam vom Grazer Bischof Kapellari: „So lange Christen sich in fast allen islamischen Ländern verstecken müssen, sollten Muslime in Ländern wie dem unseren auf städtebaulich dominante Moscheen verzichten.“ Eine vorsichtige, doch eindeutige Absage an jene einseitigen Multikulti-Illusionen, die bis hinein ins bürgerlich-katholische Lager wuchern – gerne wird ja darauf verwiesen, daß der Islam als Religionsgemeinschaft schon in der Monarchie anerkannt war. Kirchenführer sollten allerdings viel konsequenter auch auf die mangelnde Reziprozität bei Mission, Konversionen und Eheschließungen hinweisen.

Der Moscheen-Streit verdeutlicht, daß es um mehr als nur um Religion geht: Das Moschee-Projekt in Vöslau wird großteils abgelehnt, und die Moschee in Telfs war heftig umstritten – aber als vor über 30 Jahren die Wiener Moschee gebaut wurde, war das kein Problem. Damals lebten in Österreich rund 30000 Muslime, meist Türken ohne Familie. Heute sind es mit Familie über 400000 oder fünf Prozent der Bevölkerung, und laut Prognosen werden es in 20 Jahren an die 25 Prozent sein. Das läuft tatsächlich auf „Umvolkung“ und Untergang der „Leitkultur“ hinaus – um diese zwei so angefeindeten Ausdrücke zu gebrauchen.

Daß man in Wien auf Moscheen im türkischen Stil – mit Kuppeln und spitzen Minaretten – besonders allergisch reagiert, hat Gründe: Einmal die Türkenbelagerungen von 1529 und 1683 und dann jener legendäre Spruch des „gemäßigten“ islamistischen Ministerpräsidenten Erdorgan, als er Bürgermeister von Istanbul war: „Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten.“

Über Haider findet sich ein anderes Kuriosum: Vor fünf Jahren behauptete der libysche Präsidentensohn Saif ul-Islam, daß ihm sein Freund Haider anvertraut habe, seine Vorfahren seien arabisch-islamischer Herkunft und vor 400 Jahren aus Andalusien eingewandert.


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