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15.09.07 / Die Kinder des Terrors / Wie empfänglich ist die heutige Jugend für weltveränderndes Gedankengut?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-07 vom 15. September 2007

Die Kinder des Terrors
Wie empfänglich ist die heutige Jugend für weltveränderndes Gedankengut?
von Rebecca Bellano

Sie heißen Fritz G. und Daniel S. und hätten beinahe Tod über Deutschland gebracht. Die beiden zum Islam übergetretenen Deutschen wollten ihr nach ihrem Verständnis verkommenes Vaterland mit Terror überziehen. Und während der deutsche Aufbauhelfer Rudolf B. in Afghanistan seit Wochen in den Händen islamistischer Geiselnehmer ist, von denen die Bundesregierung sich nicht erpressen läßt, wollten der Arztsohn Fritz und seine Komplizen Daniel und Adem offenbar von innen für Druck sorgen, indem sie US-Einrichtungen in Deutschland mit gebastelten Bomben in die Luft jagen.

Doch die drei von Sondereinheiten der GSG 9 festgenommenen jungen Männer sind keineswegs die ersten Deutschen, die Terror in Deutschland entfachen wollten und in einem islamischen Land Ausbildungslager besucht haben. Nur, was heute Afghanistan und Pakistan heißt, hieß damals Jordanien und Jemen. Damals, vor 30 Jahren, war es nicht selten, daß Mittzwanziger aus gutem Elternhaus das Land in Angst und Schrecken versetzten. Im Deutschen Herbst überschlugen sich die Ereignisse. Die zweite Generation der Roten Armee Fraktion (RAF) wollte die erste Generation aus dem Gefängnis pressen. Die Entführung des damaligen Arbeitgeberpräsidenten mit NS-Vergangenheit erschien ihnen da ganz recht. Doch die Bundesregierung unter Bundeskanzler Helmut Schmidt ließ sich nicht erpressen. Auch das Ringen um das Leben von Hanns-Martin Schleyer konnte sie nicht bewegen, die Terroristen Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe auf freien Fuß zu setzen. Auch die Entführung der Lufthansamaschine „Landshut“ durch die mit der RAF verbündete Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) machte die sozialliberale Koalition in Bonn nicht erpreßbar. Auch damals löste eine Sondereinheit der GSG 9 das Problem und stürmte das in Mogadischu gelandete Flugzeug. Der Selbstmord von Baader, Ensslin und Raspe war die Folge, was wiederum die Schleyerentführer dazu veranlaßte, sich ihrer Geisel durch drei Schüsse in den Kopf zu entledigen.

Doch all das ist Geschichte. Und auch wenn Fernsehsender und Zeitungen den 30. Jahrestag des Deutschen Herbstes ausführlich würdigen, dringt zu jenen, die nach den Vorgängen geboren wurden, kaum etwas durch.

„RAF? Ist das nicht so was wie die IRA?“ ist das einzige, was die 22jährige Pia dazu zu sagen weiß. Der 25jährige Fabian hat die drei großen Buchstaben RAF schon öfter gelesen, doch da er nicht wußte, um was es sich da handelt, hat er gar nicht weitergelesen. Irgendwas mit Terror, aber das war irgendwann mal früher. Da die nahe Vergangenheit in der Schule kein Thema war und die meisten der jüngeren Lehrer auch nicht mehr wissen als ihre Schüler, hätte man sich das alles selber aneignen müssen. Wozu? Die Jugend von heute ist aufgrund ihrer Schulbildung die NS-Zeit näher als die RAF. Während bei der NS-Zeit ihre Großeltern unweigerlich mit dabeiwaren – zudem gibt es ja die These von der Kollektivschuld – haben ihre Eltern mit der RAF nichts zu tun. Jedenfalls glauben sie es, denn jene Eltern, die sie zwingen, ihre Hausaufgaben zu machen und als eigene Freizeitbeschäftigung sich zum Grillen oder Tennisspielen spießig mit Freunden treffen, werden wohl kaum 30 Jahre zuvor Kaufhäuser angezündet, Menschen entführt und getötet haben.

1972 schrieb RAF-Gründerin Ulrike Meinhof, nach dem Komplizen erschossen worden waren: „Petra, Georg und Thomas starben im Kampf gegen das Sterben im Dienst der Ausbeuter. Sie wurden ermordet, damit das Kapital ungestört weitermorden kann und damit die Leute weiterhin denken müssen, daß man nichts dagegen machen kann. Aber der Kampf hat erst begonnen!“ „Ausbeuter“, „das Kapital“, „Sterben im Dienst“? All das sind Formulierungen, die der heutigen Jugend „abgehen“. Mit den Begriffen „Kommunismus“, „antiimperialistisch“, „antifaschistisch“ und „Klassenkampf“ können die wenigsten etwas anfangen. Und selbst wenn sie wissen, was es ist, dann entspricht das nicht ihren Interessen. Die USA sind ihr Vorbild, das Kapital finanziert ihnen trotz schlechterer Zeiten ihren Wohlstand und kämpfen tun sie nur für Job, Urlaub, Familie und Freunde. Sie sind Individualisten, wollen die Welt nicht verändern, sondern den größtmöglichen Nutzen aus ihr ziehen. Daß sie sich mit ihrem Unwissen auch das Verständnis für Entwicklungen, die bis in die Gegenwart reichen, verbauen, stört sie nicht, denn an Politik sind sie nicht interessiert. Im Gegensatz zu den RAF-Mitgliedern ist die Jugend heute stolz darauf, wenn sie zum Bürgertum gehört, denn das bedeutet noch Wohlstand – aus Sicht der RAF also Spießer pur. Die Gefahr, daß Terror jeglicher Art die heutige deutsche Jugend in der Masse begeistert, liegt derzeit bei Null.

Foto: Terror in Berlin: Dieses Mal aber nur Dreharbeiten zum Film „Baader Meinhof Komplex“


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