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15.09.07 / Schulterschluß mit dem Islam / Rußlands Präsident wirbt in Saudi-Arabien und Indondesien für wirtschaftliche Zusammenarbeit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-07 vom 15. September 2007

Schulterschluß mit dem Islam
Rußlands Präsident wirbt in Saudi-Arabien und Indondesien für wirtschaftliche Zusammenarbeit
von M. Rosenthal-Kappi

Die Reisen Wladimir Putins in Länder des Nahen Ostens sollten dem Westen ein deutliches Warnzeichen sein. Die Botschaft ist eindeutig: Wollt ihr unsere Investitionen nicht, müssen wir unser erwirtschaftetes Geld eben anderswo anlegen. Hier kündigt sich ein Schulterschluß mit den islamischen Staaten an, eine aufsehenerregende Ausrichtung der Moskauer Politik.

So drohte Putin denn auch schon an, ausländische Investitionen in die russische Wirtschaft begrenzen zu wollen. Zur Begründung verwies Putin darauf, daß die USA längst ein entsprechendes Gesetz hätten und auch Westeuropa die Einführung einer Begrenzung plane. Er rechtfertigte seine Androhung mit der Haltung des Westens, der, als Rußland noch keine Möglichkeit hatte, im Ausland zu investieren, von Rußland die Öffnung seiner Märkte gefordert hatte, und der nun, da Rußland über die Möglichkeit verfüge, in anderen Ländern zu investieren, seine Märkte für russische Firmen verschließe. Dies ist als Reaktion auf die Weigerung der Bundesregierung zu verstehen, dem russischen Energiegiganten Gasprom den Zugang zum deutschen Endabnehmer zu gewähren. Auch die Errichtung des US-amerikanischen Raketenschutzschildes entlang den Grenzen des russischen Staatsgebiets spielt eine Rolle bei Rußlands intensivierter Suche nach neuen Wirtschaftspartnern und Verbündeten im arabischen und asiatischen Raum.

Die ersten Erfolge hinsichtlich einer vielschichtigen Zusammenarbeit konnte Putin in Indonesien erzielen, dessen Präsident Susilo Bambang Yudhoyono bereits im Dezember vergangenen Jahres Rußland – dort unter anderem die St. Petersburger Hauptmoschee, eine der größten Europas – besucht hatte. Bei Putins Staatsbesuch in Indonesien wurde ein Kooperationsabkommen zwischen den Ölgiganten Pertamina und Lukoil unterzeichnet sowie neben anderen Wirtschaftsvereinbarungen ein Vertrag zwischen dem russischen Aluminiumproduzenten Rusal und der indonesischen Gesellschaft Aneka Tambang. Ferner wollen Lukoil und Pertamina Öl- und Gasvorkommen in Indonesien gemeinsam erschließen. Einen Kredit von etwa einer Milliarde US-Dollar für indonesische Waffenkäufe wird die russische Außenhandelsbank VEB gewähren. Jakarta ist laut Nachrichtenagentur „RIA“ an SU-Jagdflugzeugen, U-Booten und Hubschraubern verschiedenen Typs interessiert. Putin sprach in einem ebenfalls über „RIA“ verbreiteten Artikel davon, den „Dialog mit Indonesien als einem der führenden Staaten der islamischen Welt und dem Land mit der größten moslemischen Bevölkerung“ führen zu wollen. In Indonesien sieht Putin einen der wichtigsten Partner Rußlands im asiatisch-pazifischen Raum und einen zukünftigen Wachstumspunkt der Weltwirtschaft. Der Warenumsatz zwischen Rußland und Indonesien ist in den vergangenen Jahren bedeutend angestiegen. Putin kündigte Kooperationen in zukunftsträchtigen Bereichen wie der Energiewirtschaft, Weltraumtechnologie, Telekommunikation, Flugzeugindustrie und der zivilen Atomwirtschaft an.

Daß Rußland sich in der islamischen Welt positionieren will, zeigt die Tatsache, daß das Land bei der Organisation Islamische Konferenz Beobachterstatus erhält. Als Kronzeuge für Rußlands Toleranz gegenüber dem Islam wurde der tschetschenische Präsident Ramsan Kadyrow vorgeschickt. Kadyrow besuchte bereits im August Saudi-Arabien und Jordanien, um die dortigen Monarchen davon zu überzeugen, daß im Nachkriegs-Tschetschenien der Frieden wiederhergestellt und der Aufbau in vollem Gange sei und niemand die Moslems wegen ihres Glaubens verfolge, wie es Extremisten heute noch behaupten. Mit Putins Zustimmung hatte Kadyrow ins tschetschenische Gudermes zu einem Friedens-Kongreß eingeladen, zu dem zwar nicht alle Größen der islamischen Religion kamen, der aber Kadyrow einen Platz neben den islamischen Monarchen verschaffte. Daß Tschetschenien im Dialog mit der islamischen Welt eine Rolle spielt, beweist unter anderem die Ankündigung, am 2. Dezember, dem Tag der Dumawahlen, ein Referendum über die Verlängerung der Amtszeit des tschetschenischen Präsidenten durchzuführen. Dies würde die Macht Kadyrows, des Gefolgsmanns des Kremls, weiter ausbauen.

In Abu Dhabi, Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), traf Putin Präsident El-Nahyan, der zum Zeichen des Entgegenkommens die Gewährung eines Baugrundstückes für eine orthodoxe Kirche im Emirat Sharjah zusagte, um die tolerante Einstellung der VAE gegenüber nichtislamischen Konfessionen zum Ausdruck zu bringen. Putin lobte die Beziehungen im politischen und humanitären Bereich, stellte eine stärkere Zusammenarbeit im wirtschaftlichen Bereich in Aussicht.

Die Befürchtung westlicher Länder, zu sehr in Abhängigkeit von russischen Energieversorgern zu geraten, könnte sich ins Gegenteil verkehren, wenn diese zuerst ihre neuen Partner versorgen. Die Verbraucher hierzulande hätten dann das Nachsehen.

Foto: Der russische Präsident sagt dem Westen den Kampf an und sucht sich neue Partner:  Putin mit Prinz Salman bin Abdul Aziz, Gouverneur von Riad und Bruder von König Abdullah


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