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15.09.07 / Hotel Oma … und was dann?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-07 vom 15. September 2007

»Moment mal!«
Hotel Oma … und was dann?
von Klaus Rainer Röhl

Mama, die Kinder kommen dieses Wochenende zu euch, ist dir doch recht, oder? Wir wollen zwei Tage zu diesem Fortbildungs-Seminar. Mit Wellness-Hotel und allem. Wir müssen einfach mal ausspannen. Die Kinder sind im Augenblick in einem schwierigen Alter, aber du kriegst das schon hin, oder? Die freuen sich schon so auf dich, du freust dich doch auch, oder?“

Klar. Das „oder?“ ist keineswegs ernst gemeint. Ob die Oma, die mit 60 noch in einem Beruf tätig und manchmal ziemlich angestrengt ist, auch mal ausspannen muß? Oder auch gerne einmal Fortbildung oder Sport machen würde? Unwichtig. Jetzt führt sie das „Hotel Mama“ beziehungsweise das „Hotel Oma“. Wollte sie das 1968? Wollte unsere Generation das? Schade, daß Rudi Dutschke nie Großvater wurde. Vielleicht hätte er einen Ausweg auf dem langen Marsch in die Sackgasse gewußt.

Alice Schwarzer wollte schon mal gar keine Kinder. „Ich habe abgetrieben!“ lautete ihr bekanntester Artikel. Im „Stern“. Wir müssen ihr das glauben. Jedenfalls ist die „Apo“ jetzt bei den Apo-Opas angelangt – und die sogenannte Selbstverwirklichung von einst endgültig als das erkennbar, was sie auch damals war: Purer, schrankenloser Egoismus. Geld her für alle. Freie Zeit für freie Menschen. Kindertagesstätten und Krippen sind nicht genug. Die Kinder werden auch in der Freizeit noch abgegeben – beim Hotel Oma. „Die Kinder kommen diesmal in den Ferien zu euch. Wir müssen einfach mal zu uns selber kommen. Richtig ausspannen. Ist euch doch recht? Oder?“ Klar! „Die hängen ja so an euch.“ Hotel Oma, so lange es geht. Was aber, wenn die Oma nicht mehr kann? Wenn der Opa auch Ruhe braucht und am Ende seines Lebens auch „mal zu sich kommen“ will? Und schließlich müde und krank wird? Gilt dann noch der Generationenvertrag, die jahrtausendealte Arbeitsteilung zwischen jung und alt? Seit dem Beginn der Zivilisation, rund 4000 vor Christus, wurden alte Menschen nicht mehr getötet oder von einer Klippe gestürzt, wie noch bei den Spartanern und einigen Indianerstämmen. Von schlimmeren Bräuchen bei einigen afrikanischen Völkern nicht zu reden.

Bei unseren genetischen Vorfahren, den mittelgermanischen Stämmen, waren die Alten hochgeehrt. Greise Priesterinnen galten als heilig. Gute Zeiten für Senioren. Da hören wir heute leider ganz andere Töne, wo wir auch hinhören: „Sag mal Papa, bist du auch ausreichend versichert für dein Alter? Hast du da genügend vorgesorgt? Die Altersheime sind ja verdammt teuer ... Ich hab Probleme mit meiner Mutter, die will nicht ins Heim. Aber sie kann nicht mehr allein. Und das Haus ist ja nun wirklich zu groß. Die geben ja das ganze Geld aus, wenn die so weitermachen ... Warum muß Papa denn einen so teuren Wagen fahren in seinem Alter? Den fährt er ja gar nicht aus. Und die teuren Zahnimplantate für Oma? Mein Gott, diese Entwicklung in der Medizin und mit den Organ-Transplantationen!“ Es gibt einfach zu viele Alte, sagt unsere Gesundheitsministerin.

„Also, haben wir unserer Mutter gesagt, du mußt doch jetzt nicht mehr Auto fahren, das geht auch so, du mußt dir jemand nehmen, der für dich einkauft ... Wir tun ja alles, was wir können, aber meinen Vater zu uns in die Einliegerwohnung nehmen, und für immer? Mal abgesehen vom dem Mietausfall, aber: Der will ja gar nicht zu uns, sagt er – der will in seiner Wohnung bleiben. Wenn er womöglich ein Pflegefall wird? Wir sind doch kein Krankenhaus … Schrecklich, wie lange die Medizin die Leute leben läßt. Eine richtige Quälerei ... Meine Mutter ist schon seit zehn Jahren inkontinent, das ist doch kein Leben! Ich besuche sie jede Woche einmal, aber ich glaube, sie merkt es gar nicht richtig. Das ist eine solche Belastung für uns, auch für meinen Mann. Und das Haus. Da will sie nicht raus. Das Haus muß verkauft werden, auf die Dauer. Das können wir gar nicht halten.“

Nein. Nein, nein, nein. Liebe junge Freunde, jetzt wollen wir euch mal etwas sagen: Das Vermögen, das Haus und den kleinen Wohlstand haben wir nach dem Krieg erarbeitet, besonders als Vertriebene, die mit buchstäblich nichts angefangen haben. Es wird einmal an euch vererbt. Keine Angst. Allein bis zur Jahrtausendwende wurden in Deutschland 2000 Milliarden Euro vererbt. Aber so lange wir leben, wollen wir noch selbst bestimmen, wie. Das teure Auto, das wir sehr gut fahren können und mögen, gehört uns, es wurde von unserem Geld gekauft, und das Geld für die Zahnimplantate für die Oma und die teure Ägyptenreise wurde von unserem Geld bezahlt. Das Geld auf dem Konto gehört uns. Einverstanden? Unser Haus, das wir uns gebaut oder gekauft und eingerichtet und in dem wir euch großgezogen haben, finden wir immer noch sehr schön, unser Auto auch. Nur die Verkehrsbehörde kann uns den Führerschein wegnehmen. Und in das Haus zieht vielleicht mal ein nettes, junges Ehepaar ein, gern auch Polen oder Russen, das uns pflegt, wenn wir nicht mehr alles können. Nicht alles, aber noch genug, um gern in unserem Haus zu leben. Wir wollen nicht ins Heim. Auch nicht ins „gute“ Heim. Für die anderen Alten, die sich nicht das „gute“ Pflegeheim an der EIbchaussee oder im Schwarzwald leisten können, hat sich gerade letzte Woche herausgestellt, durch eine Untersuchung des „Medizinischen Dienstes der Krankenkassen“, daß die „billigen“ Heime erschreckend oft eine Hölle für die dort auf Lebenszeit eingesperrten bedürftigen Alten sind.

Längst gibt es Richtlinien, die eine menschenwürdige Behandlung garantieren. Aber sie werden nicht eingehalten. Die Zahl der unangemeldeten Kontrollen bei allen Pflegediensten und Heimen muß, wenn möglich, verzehnfacht und ein Prüfsiegel wie beim TÜV muß, wenn möglich, jährlich neu vergeben werden. Denn das Leben und das Wohlergehen unserer Alten und Kranken muß doch wohl mit mindestens so viel Sorgfalt geschützt werden wie die Fahrtüchtigkeit unserer Autos! Ausgerechnet die Gesundheitsministerin (SPD), die aus der alten, dummen 68er Bewegung kommt, in der alles umgestülpt und falsch gemacht wurde und in der jeder von der Wiege bis zur Bahre in Heime, in die Kollektivbetreuung gegeben werden sollte, die Babys am liebsten gleich vom Mutterleib in die Krippe und die Kinder in die Ganztagsschule mit staatlich gekochten Einheitsessen – ausgerechnet diese Frau Ministerin hat jetzt die Familie und die häusliche Betreuung für die Alten entdeckt. Da wird bekannt, daß 50 Prozent der Alten, besonders auf dem Land und den kleinen Städten, immer noch in der Familie gepflegt werden, überwiegend von Frauen. Da soll plötzlich, weil der Staat am Ende ist, aus rein finanziellen Gründen die sonst so verachtete Familie gefördert werden, die von den gleichen Leuten bei jeder Gelegenheit bekämpft wird.

Das Problem gab es offenbar schon vor rund 200 Jahren, als von den Gebrüdern Grimm das Märchen vom Großvater und dem Enkel aufgeschrieben wurde: Es war einmal ein steinalter Mann, dem waren die Augen trüb geworden, die Ohren taub, und die Knie zitterten ihm. Wenn er nun bei Tische saß und den Löffel kaum halten konnte, schüttete er Suppe auf das Tischtuch, und es floß ihm auch etwas wieder aus dem Mund. Sein Sohn und dessen Frau ekelten sich davor, und deswegen mußte sich der alte Großvater endlich hinter den Ofen in die Ecke setzen, und sie gaben ihm sein Essen in ein irdenes Schüsselchen und noch dazu nicht einmal satt; da sah er betrübt nach dem Tisch, und die Augen wurden ihm naß. Einmal konnten seine zittrigen Hände das Schüsselchen nicht festhalten, es fiel zur Erde und zerbrach. Die junge Frau schalt, er sagte aber nichts und seufzte nur. Da kaufte sie ihm ein hölzernes Schüsselchen für ein paar Heller, daraus mußte er nun essen. Wie sie da so sitzen, so trägt der kleine Enkel von vier Jahren auf der Erde kleine Brettlein zusammen. „Was machst du da?“ fragte der Vater. „Ich mache ein Tröglein“, antwortete das Kind, „daraus sollen Vater und Mutter essen, wenn ich groß bin.“ Da sahen sich Mann und Frau eine Weile an, fingen endlich an zu weinen, holten alsofort den alten Großvater an den Tisch und ließen ihn von nun an immer mitessen, sagten auch nichts, wenn er ein wenig verschüttete.

Ich will es mal so sagen: Wenn ein Volk nicht mehr in der Lage ist, seine eigenen Alten in Würde und Hochachtung vor ihrer Lebensleistung zu versorgen, dann ist die Zeit reif für das Ende unserer Zivilisation. Wer sollte und warum dann noch Widerstand leisten gegen die schleichende Eroberung unseres Landes durch den Islam?


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