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15.09.07 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-07 vom 15. September 2007

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,

liebe Familienfreunde,

Klaus Nachtigall aus Frankenberg  hat gesichtet und aufgeschrieben, was seine Tante Hedwig Ewert ihrer Schwester – Herrn Nachtigalls Mutter – aus dem sterbenden Königsberg mitteilte. Er selber hat keine Erinnerungen an seine Heimatstadt, denn er war gerade vier Jahre alt, als er mit Mutter und Bruder Ende Oktober 1944 mit einem Flüchtlingszug nach Sachsen kam. Und während der DDR-Zeit waren Flucht und Vertreibung kein Thema. Erst nach der Wende konnte er sich auf seine Wurzeln besinnen und sich mit ihnen beschäftigen. Jetzt verstärkt, denn seit einigen Wochen ist Herr Nachtigall Bezieher der PAZ und natürlich gilt seine Aufmerksamkeit dem Ostpreußenblatt. „Mehr und mehr komme ich wieder in der Ostpreußischen Familie an“, schreibt Herr Nachtigall. Herzlich willkommen, lieber Landsmann!

Nun aber zu der Frage, die ihn veranlaßt hat, an uns zu schreiben. Beim Sichten des Nachlasses seiner verstorbenen Mutter fand er 36 Briefe und Karten von der älteren Schwester seiner Mutter. Hedwig Ewert, die in Königsberg blieb, hat sie zwischen dem 31. Oktober 1944 und 25. Januar 1945 geschrieben. Herr Nachtigall war fasziniert von ihren Schilderungen, denn seine Tante erweist sich als brillante Erzählerin, die facettenreich das Leben in der langsam sterbenden Stadt schildert. „Es sind Briefe, die man im Schwanken zwischen vager Hoffnung und tiefer Verzweiflung heute nicht ohne innere Bewegung lesen kann“, schreibt Herr Nachtigall, der sich nun bemüht hat, aus diesen Aufzeichnungen eine fast 50seitige Dokumentation zu erstellen, die er seinen Kindern übergeben will, aber auch anderen Interessenten überlassen möchte. Nun schließt diese mit dem letzten Schreiben Ende Januar 1945. Hedwig Ewert blieb in Königsberg, wurde mit großer Wahrscheinlichkeit verschleppt, denn sie soll am 26. März 1945 als Zivilgefangene auf dem Gebiet der früheren Sowjetunion verstorben sein. Jetzt die Frage: War jemand mit Hedwig Ewert geborene Meier in diesen letzten Wochen ihres Lebens zusammen? Sie wohnte in der Schreberstraße in Königsberg und war in der Ponarther Brauerei beschäftigt. Vielleicht gibt es noch Frauen, die mit ihr verschleppt wurden und im selben Lager waren. Zwar wird die Hoffnung, nach mehr als einem halben Jahrhundert noch Zeitzeugen zu finden, immer geringer, aber wir wollen es auf jeden Fall versuchen. Herr Nachtigall wäre für jede Mitteilung über das Schicksal von Hedwig Ewert dankbar. (Klaus Nachtigall, Winklerstraße 34 in 09669 Frankenberg, Telefon 03 72 06 / 7 03 81, E-Mail: k.nachtigall@t-online.de)

Auf der Suche nach Angehörigen ihres Vaters Willy Kurt Bruno Ullendorf ist Frau Hannemarie Bremser aus Bad Schwalbach. – Warum so spät, könnte man wieder fragen, aber das hat seine Gründe. Erst jetzt wurde Frau Bremser durch einige Leser auf unsere Ostpreußische Familie aufmerksam gemacht, hinzu kamen familiäre Schwierigkeiten, denn Herr Ullendorf war zweimal verheiratet und sie, Tochter aus der zweiten Ehe, wußte kaum etwas von der Vergangenheit ihres Vaters, die nach Tilsit führt. Dort heiratete der 1904 in Berlin geborene Willy Ullendorf am 29. Oktober 1924 seine erste Frau Gertrud Litzenberg. In dieser Ehe gab es mindestens zwei Kinder, eine blinde Tochter und einen blonden Jungen. Das erfuhr Frau Ullendorf erst nach dem Tod ihres Vaters vor 30 Jahren, als sie beim Spielen in der Wohnung einen Brief mit einer Schrift aus kleinen Punkten fand: Blindenschrift. Da erfuhr sie von ihrer Mutter über die erste Ehe ihres Vaters, in der er bis 1939 in Tilsit gelebt hatte. In den letzten Kriegstagen geriet Willy Ullendorf in Rosslau in Gefangenschaft, konnte fliehen und arbeitete als Knecht in Oberrissdorf / Eisleben, wo er seine spätere zweite Frau kennenlernte. Als sie heiraten wollten, erklärte Herr Ullendorf seine erste Frau für tot, weil er angeblich jahrelang nichts von ihr gehört hatte. Weil er psychisch leidend war und an Krebs erkrankte, hat niemand mehr nach seiner Vergangenheit gefragt. Frau Bremser hat dann nach dem Tod ihrer Mutter versucht, mehr über die Familie ihres Vaters und ihre Halbgeschwister zu erfahren, hat auch einige Auskünfte bekommen, sogar über die Berliner Großeltern, aber über das Schicksal seiner ersten Frau und deren Kindern ist nichts bekannt. Deshalb folgende Fragen: Wer kannte in Tilsit die Familie Ullendorf, war mit ihr vor allem in der Zeit zwischen 1924 und Kriegsbeginn zusammen? Stammte die Familie Litzenberg auch aus Tilsit? Was wurde aus Frau Gertrud und den Kindern? Überlebten sie Kriegsende und Flucht? Erinnert sich jemand noch an die Dreharbeiten zum Harlan-Film „Die Reise nach Tilsit“, bei denen Willy Ullendorf als Komparse mitwirkte? Er soll das durchgehende Pferd eingefangen haben. Alles, was die Vergangenheit ihres Vaters erhellen könnte, interessiert die Tochter. (Hannemarie Bremser, Karl-Lang-Straße 2 in 65307 Bad Schwalbach, Telefon 0 61 24 / 35 72, E-Mail: mamahilflos@aol.com)

Es gibt so viele Fragen, die ich hier nicht so weitergeben kann, wie sie gestellt werden, und manchmal ist mir auch der eigentliche Sinn nicht klar, jedenfalls wurde er nicht in verständlichen Worten ausgedrückt. Da heißt es dann nachfragen, und das verlangt Zeit, vor allem, wenn keine Telefonnummer angegeben ist. Ich bitte deshalb auch dann, wenn die Rufnummer nicht veröffentlicht werden soll, diese mir mitzuteilen mit dem Vermerk: persönlich!

Aber diese Frage ist klar und knapp, und ich reiche sie gerne weiter. Herr Guenther Haupt aus Marl stellt sie, und mit Sicherheit wird er Antwort aus unserm Leserkreis bekommen. Es geht um die CD „Heimat deine Sterne, Kriegsweihnacht 1940“ mit der Aufnahme „Grüße von und nach Gumbinnen“. Hier werden die sechs Söhne des Vaters Peikschat aus ihren jeweiligen Standorten am Heiligabend in ihr Elternhaus zugeschaltet. Herrn Haupt interessiert nun das Schicksal dieser Ostpreußen: Gab es die Familie Peikschat wirklich (meiner Meinung nach mit Sicherheit), und wenn, wie hat sie Krieg und Vertreibung überstanden, leben noch Angehörige? (Günther Haupt, Lipper Weg 12 c in 45770 Marl, E-Mail: guenther.haupt@t-online.de)

Noch ist das Weihnachtsfest in weiter Ferne, wenngleich sich schon die ersten Vorboten in Katalogen und Werbebriefen bemerkbar machen – die ignoriere ich, aber nicht den Wunsch unseres Landsmanns Heinrich Ehlert aus Arnsberg. Zwar schmort der schon sieben Monate in meinem Wunschkrepsch, ist also reichlich abgelagert, und das kam so: Herr Ehlert mailte ihn der Redaktion am Heiligen Abend mit herzlichen Festwünschen, aber da war die Weihnachtausgabe längst in den Händen unserer Bezieher und auch die nächste „Familie“ war schon fertig. So bekam ich das Schreiben erst beim Sichten der Weihnachts- und Neujahrswünsche Anfang Januar in die Hände, und da war es für Weihnachtsgedichte zu spät. So habe ich den Wunsch treu verwahrt und damit er rechtzeitig zum nächsten Fest erfüllt wird, bringe ich ihn jetzt und hoffe, daß er die Dame, die ihn über Herrn Ehlert stellt, erfreuen wird – wenn auch mit Verspätung. Also: Diese Dame sucht ein Weihnachtsgedicht, das sie – vorgetragen von Kindern einer bei ihr 1945 untergebrachten Flüchtlingsfamilie aus Memel – noch im Ohr hat. Es soll so beginnen: „Christkind aus goldenem Sternenraum, komm heute Nacht zu mir im Traum. Weit offen laß ich mein Herzchen stehn, komm nur, du kannst nicht irre gehen.“ Wer kennt das Gedicht? Und noch ein zweites wird gewünscht, das von einer anderen Dame für ihre aus Ostpreußen stammende Mutter gesucht wird. Es ist in plattdeutscher Mundart und stammt mit Sicherheit von Franz Nee, denn es handelt sich um „Puschkes Jung“, der „e bees Krät ös“ (wahrscheinlicher ist „Beestkrät“, ein typisch ostpreußisches Schimpfwort) war. Der Heimatdichter hat einige Gedichte über „Puschkes Jung´“ geschrieben, vielleicht fängt eines so oder ähnlich an. Bitte Zusendungen in beiden Fällen an Herrn Heinrich Ehlert, Alter Soestweg 65 in 59821 Arnsberg, Telefon: 0 29 31 / 60 71).

Freude hat sich unverhofft bei den Schwestern Berta A. Kolde und Katharina Kolde eingestellt, als sie in der Ausgabe Nr. 24 die Abbildung eines Ölgemäldes ihres Vaters, des Malers Alexander Kolde, entdeckten. Die Märchenerzählerin Sabine Crone hatte es auf dem Dachboden entdeckt und war nun erstaunt, daß es sich um ein Frühwerk des bekannten Künstlers handelte. Die Schwestern, die dieses Frau Crone und mir mitteilten – wir berichteten darüber – schrieben uns jetzt erneut und übermittelten uns zum Dank die Abbildung eines weiteren Werkes ihres Vaters, das ein typisch ostpreußisches Motiv zeigt: „Bernsteinwächter“ an der Samlandküste. Im Mittelalter, als der Orden das Bernsteinregal besaß, wurden Strandräuber hart bestraft, oft mit dem Tod durch Erhängen. Auch nach der Verpachtung des Rechts blieben Bernsteinraube nicht ungeahndet, Strandreiter bewachten die Küste und verfolgten die Diebe. Solch ein Motiv wählte Alexander Kolde für dieses Ölbild, das kurz nach Kriegsende in Flensburg entstand. Viele Leserinnen und Leser werden sich über den Abdruck freuen. Und wir sagen den Schwestern Kolde herzlichen Dank für die Übermittlung.

Eure Ruth Geede

Foto: „Bernsteinwächter“: Das Ölbild malte Alexander Kolde kurz nach Kriegesende in Flensburg.


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