23.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
15.09.07 / Letzter Wehrmachtsgeneral / Der Generalinspekteur der Bundeswehr Heinrich Trettner

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-07 vom 15. September 2007

Letzter Wehrmachtsgeneral
Der Generalinspekteur der Bundeswehr Heinrich Trettner
von Hans Lody

Heinrich Trettner erblickte am 19. September 1907 im westfälischen Minden das Licht der Welt. Nach der Reifeprüfung trat er 1925 als Fahnenjunker in das Reiterregiment 18 in Stuttgart ein, in dem auch Claus Graf Schenk von Stauffenberg diente. Anders als Stauffenberg, den es zur Panzertruppe zog, reizte Trettner die Fliegerei und ab November 1932 durchlief er als „Zivilist“ – da Versailles Deutschland Luftstreitkräfte verbot – eine Fliegerausbildung und nahm am Spanischen Bürgerkrieg als Angehöriger der Legion Condor teil. 1938 wechselte Trettner zur frisch aufgestellten Fallschirmjägertruppe. 1940 arbeitete er die Pläne für die Luftlandungen im belgisch-niederländischen Raum aus (Sperrfort Eben Emael und Rotterdam). Für seine militärischen Leistungen erhielt Trettner das Ritterkreuz. Im Mai 1941 plante er die Luftlandungen auf Kreta. Später fühlte er sich für die dortigen hohen Verluste von 3250 Gefallenen und 3400 Vermißten verantwortlich. Nach weiteren Verwendungen in Rußland und Frankreich stellte er im September 1943 die 4. Fallschirmjägerdivision in Venedig auf. Für die Führung dieser Division wurde Trettner am 17. September 1944 mit dem Eichenlaub ausgezeichnet. Bei Kriegsende geriet Trettner in US-amerikanische Gefangenschaft, wurde aber später den Briten überstellt, die ihn kriegs- und völkerrechtswidrig bis zum 6. April 1948 festhielten.

Zurück in der Freiheit begann Trettner sich in Westdeutschland eine zivile berufliche Existenz aufzubauen. Eine Lehre, ein Studium und eine Sprachenausbildung lagen bereits hinter ihm, als er der Werben der politischen Klasse der Bundesrepublik nachgab, sich am Aufbau der Bundeswehr zu beteiligen. Am 2. November 1956 trat Trettner dringend erwartet als Generalmajor in die Bundeswehr ein und wurde sofort in das Nato-Hauptquartier nach Paris entsandt, wo er bis 1959 verblieb. Danach fand er Verwendung als Truppenkommandeur. Ab 10. Februar 1960 wurde ihm die Führung des I. Korps übertragen. Im Februar 1964 löste er General Friedrich Foertsch als Generalinspekteur der Bundeswehr ab.

Trettner, der dagegen war, Atomwaffen auf deutschem Boden einzusetzen und hierfür ein deutsches Veto-Recht forderte, schlug Minister von Hassel eine Änderung der Spitzenstruktur der Bundeswehr vor. Der Umstand, daß Staatssekretäre wie Karl Gumbel ihm direkten Vortrag beim Minister verwehren konnten und dieses auch taten, war ihm unerträglich. Er hoffte den Umfang der Bürokratie reduzieren zu können und verkannte, daß den Bürokraten – damals wie heute – die eigenen Interessen wichtiger sind als die der Bundeswehr. Gumbel und dessen Ministerialdirektor Ernst Wirmer, der als Begründer des Zwei-Säulen-Konzepts der vollständigen Trennung der militärischen Streitkräfte von der zivilen Verwaltung der Bundeswehr gilt, fühlten sich dem General übergeordnet und überlegen. Es kam zum Krach. Als der Minister es auch noch unterließ, vor dem sogenannten Gewerkschaftserlaß seinen Generalinspekteur über diesen zu informieren, trat der General aus Selbstachtung  zurück und ließ Minister und Staatssekretär, die sich selbst genug waren, allein.

Trettner, der außer seinen deutschen noch spanische, französische, britische, griechische, US-amerikanische und italienische Militärorden trug, schaltete sich nur noch einmal in die öffentliche Diskussion ein. Als linke Kreise und mit ihnen der SPD-Verteidigungsminister Struck die Ehre des Fliegergenerals Werner Mölders besudelten, der bislang zu den Traditionsgebern der Bundeswehr gehörte, protestierte der General. Dem Festakt zum 50jährigen Bestehen der Bundeswehr blieb er aus diesem Grunde auch fern. Am 18. September 2006 starb der letzte noch lebende Wehrmachtsgeneral.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren