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22.09.07 / Köstliche Speise der Asen / Hafer diente schon den Germanen als wichtiges Nahrungsmittel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-07 vom 22. September 2007

Köstliche Speise der Asen
Hafer diente schon den Germanen als wichtiges Nahrungsmittel
von Anne Bahrs

Meine und Ihre Gedanken möchte ich in Kurzweil zurückführen in jene Jahre der Menschheitsgeschichte, da homo sapiens sich vorwiegend vegetarisch ernährte und stets auf der Suche sein mußte, die Gefahr des Verhungerns zu bannen. Die Samen der Gräser, die ihm offenbar besonders gut schmeckten, fielen aus den Hülsen, sobald der Wind die reifenden Rispen fächerte. Daß es gelang, ohne Kenntnis der Vererbungsgesetze unter mindestens 50 verschiedenen Rispengräsern den uns bekannten „Saat-hafer“ zu züchten, der in diesen Breiten allein wirtschaftliche Bedeutung erlangte, und das bereits vor vielen 1000 Jahren, ist wohl der Beobachtungsgabe jener Priester zu danken, die nicht körperlich arbeiten mußten. Sie huldigten dem Geheimnis um Werden, Wachsen und Vergehen, bestimmten, wann gesät und geerntet werden sollte, und hüteten auch das beste Korn als Saatgut. Das strenge Gesetz der Auslese muß über Jahrtausende gegolten haben. So wurde eine Hafersorte gezüchtet, die die Körner fest in den Hülsen nahe am Halm hielt, die man schneiden und trocknen konnte und eine Vorratshaltung für die gefürchtete kalte Jahreszeit möglich machte.

Als sich in der frühen Bronzezeit die klimatischen Verhältnisse in Mitteleuropa verschlechterten, gedieh der Hafer weit besser als der bis dahin verbreitete Emmertweizen.

Er war mit geringeren Sommertemperaturen zufrieden, liebte die Regentage, wuchs auch in den verbreiteten Moor- und Heidegebieten. In freigelegten Pfahlbausiedlungen aus dieser Zeit fand man Hafer etwa am Bodensee oder in Dänemark.

Den Germanen waren ihre Haustiere treue Kameraden, ihre Helfer gegen Feinde und bei der Arbeit. Sie teilten mit ihnen Nahrung und Behausung. Als die sieg-reichen Römer in Germanien erlebten, daß für Menschen und Pferde die Mahlzeiten gleichermaßen aus Hafer bestanden, rümpften sie verächtlich die Nasen. Die Tiere nahmen bei ihnen eindeutig eine untergeordnete Stellung ein. Hafer war nur Futter für das Vieh, unwürdig, den Menschen als Speise zu dienen.

Bis in die frühe Neuzeit hinein blieb den Bewohnern Nordeuropas Hafer ein Hauptnahrungsmittel. Heute, da wir die Zusammensetzung dieses Getreides analysieren können, hat die Wissenschaft eine Erklärung für die aufbauende, kräftigende und schonende Wirkung des Hafers auf den menschlichen Organismus. Sein Korn enthält 9,04 Prozent Eiweiß, 3,9 Prozent Fett (davon 30 Prozent essentielle, hochungesättigte Fettsäuren), 73,49 Prozent Kohlenhydrate, 2,59 Prozent Mineralstoffe, dazu Vitamine der B-Gruppe und E in hoher Konzentration, auch K.

Es ist vorstellbar, daß die Germanen sich ernährungsbedingt zu einer besonders großwüchsigen und kräftigen Rasse entwickeln konnten. Schon in der Edda heißt es: „Reiche mir, Frigga, Hering und Haber, die köstlichen Speisen der Asen ...“

Für die bekannte Wirkung des Hafers auf die Mannesstärke spricht auch die schlagfertige Entgegnung eines Schotten der differenzierten Darstellung in Dr. Johnsons „Englisches Wörterbuch“, das gegen Ende des 19. Jahrhunderts erschien. Da steht: „Hafer ist berühmt für Männer in Schottland, für Pferde in England!“ Und der Schotte bestätigt: „England ist nun mal berühmt für die Vortrefflichkeit seiner Pferde, Schottland für diejenige seiner Männer!“

Nachdem nun die einstige Arbeit der Pferde weitgehend mit Traktoren erledigt wird und das Auto die Fuhrwerke und Kutschen verdrängt hat, ist der Haferanbau sehr zurückgegangen. Er dürfte sich aber auf dem jetzigen Stand halten oder sogar wieder erhöhen, weil sich die moderne Ernähungsweise der aufgeklärten, gesundheitsbewußten Menschen wieder mehr dem biologisch hochwertigen Vollkorn, auch dem Hafer, zuwendet.

Haferprodukte sind für Kleinkinder, Kranke und Alte besonders wichtig. Sie wirken der Morgenmüdigkeit entgegen, beruhigen, schonen den Magen und Darm. In der Arzneimittel unterstützenden Diabetiker-Diät hat die Haferkost einen besonderen Rang.

Leistungssportler schätzen Haferflocken mit Traubenzucker und Milch als Energiespender. Hafer macht vital und lebensfroh. Wenn Pferde Hafer wittern, wiehern sie vor Freude.

Vielleicht haben die Schwaben soviel Humor entwickelt, weil die Hauptnahrung der Landbevölkerung lange aus Haferbrei, Kartoffeln und Nudeln bestand? Und die „drögen Heidjer“ sollen es ja auch „faustdick hinter den Ohren“ haben. Humor ist ein Lebenselixier. Wenn uns der Hafer sticht, sind wir voller Übermut und Freude. Dann geht es uns gut!


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