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29.09.07 / Sotschi – Besser als jede Pipeline / Olympische Winterspiele 2014 bescheren der russischen Wirtschaft Investitionen in Milliardenhöhe

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-07 vom 29. September 2007

Sotschi – Besser als jede Pipeline
Olympische Winterspiele 2014 bescheren der russischen Wirtschaft Investitionen in Milliardenhöhe
von M. Rosenthal-Kappi

Olympia wird Rußland Prestige und gute Gewinne bringen. Obwohl es noch sieben Jahre bis zur Austragung der Winterspiele 2014 in Sotschi sind, hat das Ringen um die Investitionen begonnen. Rußland steht vor einem riesigen Schub von Infrastrukturbauten, die mit ausländischen Investoren und einer neuen, von Erdölgeldern finanzierten Entwicklungsbank ermöglicht werden sollen. Es geht um ein Investitionsvolumen von 1000 Milliarden Dollar. Bis 2010 könnten mit den aus Öl- und Gasverkäufen erwirtschafteten Mitteln Flughäfen, Straßen, Bahnstrekken, Pipelines und Häfen entstehen, die überholte sowjetische Infrastruktur durch eine moderne vollständig ersetzt werden.

Präsident Putin lud Firmenvertreter aus aller Welt nach Sotschi ein, um ein neues Projekt für Investoren vorzustellen: „Private Public Partnership“ (PPP) meint die Zusammenarbeit öffentlicher und privater Investoren. Rußland beabsichtigt, etwa 20 Prozent des Kapitals beizusteuern, den Rest sollen private Investoren übernehmen. Rußland will seriös und und transparent erscheinen. Sotschi ist eine gute Wahl für das Investoren-Forum, denn in Kürze, ab Januar 2008 beginnen die Ausschreibungen für den Bau des Olympiazentrums. Moskau will mittels PPP auch wirtschaftlich unterentwickelte Orte, etwa im Osten des Landes, fördern.

Neben der Entwicklungsbank wird „Olympiabau“ gegründet, eine staatliche Korporation, die für die Verteilung der staatlichen Gelder zuständig ist. Chef dieser Firma wird Semjon Weinstock, bisheriger Chef des Öl-Pipeline-Konzerns „Transneft“. Weinstock ist von Beruf Bauingenieur. Obwohl er bis jetzt in der Ölbranche tätig war, hat er die Aufgabe, Sotschi bis 2014 zur Stadt der Superlative auszubauen, eine Aufgabe, die dem 60jährigen besser als jede Pipeline erscheint.

Oleg Deripaska, kremltreuer Aluminium-Oligarch und Anteilseigner an europäischen Firmen (STRABAG ), soll einen neuen Hafen in Sotschis Imeritinskij-Bucht bauen. Neben Wintersportanlagen wird hier sogar eine künstliche Insel entstehen; auf 250 ha sind Wohn- und Geschäftshäuser geplant.

Hinter den ehrgeizigen Plänen müssen Menschen und Umweltschutz zurückstehen. Sotschi, am Fuß des Kaukasus-Gebirges gelegen, erstreckt sich rund 100 Kilometer entlang der Schwarzmeerküste. Es ist von Naturschutzgebieten umgeben. Weil das bisherige Skigebiet, in einem 45 Kilometer entfernten Bergdorf gelegen, direkt an das Naturschutzgebiet Kaukasus angrenzt, wird die Bebauungsgrenze per Gesetz nach oben korrigiert. Im Herbst will die Staatsduma eine Reihe von Gesetzen erlassen, die ein verkürztes Vergabeverfahren von Baugrundstücken für olympische Objekte zulassen, was die Immobilienpreise am Schwarzmeerstrand ins Uferlose steigen läßt.

Zirka 1500 Bewohner sollen ihre Häuser räumen. Meist ist ihr Besitz rechtlich nicht geregelt. Zwar steht ihnen eine Kompensation zu, doch die Praxis der Investoren ist von brutalen und rücksichtslosen Methoden geprägt. Weigert sich ein Hausbesitzer, ihre – meist unseriösen – Offerten anzunehmen, zieht dies in der Regel Schikanen und illegale Abrisse nach sich.

Foto: Sotschi: Wird ab 2014 Aushängeschild einer modernen Urlaubsregion sein.


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