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29.09.07 / PC-Schraube locker

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-07 vom 29. September 2007

»Moment mal!«
PC-Schraube locker
von Klaus Rainer Röhl

Was haben Kardinal Meisner und Eva Herman gemeinsam? Eine schlechte Presse. Die haben sich um Kopf und Kragen geredet. Selber Schuld. Wie Eva Herman. In der Nazizeit sei nicht alles schlecht gewesen! Familie, Kinder und das Mutterdasein seien im Dritten Reich gefördert worden. Noch schlimmer der Kardinal. Dem gefielen die abstrakten grünen und roten Quadrate nicht, die, einem Kinderpuzzle gleich, als Kirchenfenster im Kölner Dom enthüllt wurden, mit mehr Pomp als einst des Kaisers neue Kleider. Ein Beitrag von Gerhard Richter, der sonst schon mal Fotos der strangulierten Ulrike Meinhof und Andreas Baaders, ins Riesenhafte vergrößert und leicht verschwommen auf Leinwände projiziert (tolle Idee) und im New Yorker Metropolitan Museum ausstellt. Ein engagierter Künstler. Preise: Sehr hoch. Gerade noch bezahlbar. Diesmal hatte er kein aktuelles Foto zum Vergrößern dabei oder wollte auch keins, so kam er auf die mittelgeniale Idee mit den grünen und orange-roten Quadraten. Eine Idee, die wir nach dem Vorbeten der gesamten Tages- und Wochenpresse genial finden sollen, überwältigend das Leuchten, wie es übereinstimmend hieß. Können so viele Experten irren?

Vielleicht hatte der Kardinal das Kirchenfenster im Auge, als er sagte: „Wo die Kultur vom Kultus, von der Gottesverehrung abgekoppelt wird, erstarrt der Kult im Ritualismus, und die Kultur entartet.“ Kultur, die entartet? Welcher aufmerksame Wächter der politischen Korrektheit dachte da nicht gleich an die Ausstellung „Entartete Kunst in der Nazizeit“. Entartete Kunst!

Der aus der alten DDR stammende Meisner, also mit gutem Grund gegen den Kommunismus und gegen alle Versuche, den verbrecherischen Unfug wieder aufleben zu lassen, allergisch reagierend, hatte ein Wort gewählt, das in der Nazizeit benutzt worden war, aber längst vor dieser Zeit, nämlich 1892, geprägt worden war. Die beliebte Fernseh-Moderatorin und erfolgreiche Buchautorin Eva Herman hatte erwähnt, daß in der Zeit nach 1933 Vorschriften zur Förderung des Nachwuchses erlassen worden waren, mehr ideelle als finanzielle Anreize (Fünf Kinder: goldenes Mutterkreuz!). Die Sache kehrte sich nach 1941 übrigens völlig um: Fast alle Männer mußten an die Front und die Frauen in die Männerberufe einsteigen, selbst in die schwierigsten und anstrengensten, wie Fabrikarbeit und Straßenbahnfahren. Schlager besangen die neue Emanzipation: „Liebe kleine Schaffnerin, gern sitz’ ich im Wagen drin ...‘“ Der Schutz der Familie und die Kindererziehung durch die Mutter waren der selbst mehrfach geschiedenen Moderatorin einen Tabubruch wert, mag sein, daß sie sich davon auch einen zusätzlichen Bekanntheitsgrad (dummdeutsch = Publicity) für ihr neues Buch versprochen hatte. Plötzlich wurde die Autorin, die Initiativen gegen Neo-Nazis unterstützt, in die rechte Ecke gestellt.

Den Kardinal konnte niemand in die rechte Ecke stellen, ihm war’s auch gleich, er ist unkündbar, seit 2000 Jahren. Eva Herman nicht. Die gesamte Presse von der linken „taz“ bis zur „Welt“ war pflichtgemäß entsetzt, der Zentralrat der Juden immer zwölf Stunden voraus: Entartete Kultur. Frauen im Dritten Reich. Wie kann man bloß „so“ in ein Fettnäpfchen treten? Die sind ja – erledigt. Die kann man ja nicht mehr einladen. Bravo, daß der NDR dieser Moderatorin gekündigt hat. Schade, daß man dem Kardinal nicht kündigen kann. Was steckt dahinter? So dumm sind unsere Medien-Macher nicht, daß sie nicht immer auch reale Interessen verfolgen, hinter der künstlichen Aufregung, dem PC-Gerede. Was will die „politische Korrektheit“? Die politische Korrektheit ist erfunden worden, um die Mehrheit des Volkes zu disziplinieren und zwar durchaus mit Gewalt. Was als harmlose Schrulle aus den USA anfangs belächelt wurde, wurde zu einem System der Erhaltung der an die Macht gelangten rot-grünen Damenriegen ausgebaut. Was spinnerige Feministinnen-Träume aus Alice Schwarzers „Emma“ zu sein schienen, nistete sich als weltweite „Gender“-Bewegung während der rot-grünen Regierung fest im Bundesfamilienministerium ein und übt noch heute reale Macht aus: Ausschreibungen, Aufträge, Beamten-Laufbahnen, Festanstellungen bis zum Staatssekretär oder H4-Professor, Prämien und als schier unerschöpfliche Geldquelle: Fonds für „Gender-Projekte“, Genderbroschüren, Bücher, Filme, Veranstaltungen werden hier beschlossen, entschieden und eingefädelt – Gegenpositionen niedergemacht, auch administrativ. Stockschläge auf den Magen nannte Karl Marx solche Maßnahmen wie Lohnsenkungen oder Entlassungen, die Verelendung bis zum Hunger bedeuteten. Stockschläge auf den Magen sind auch im Gender-System üblich. Eine Opposition gegen den Gender-Mainstream als System oder auch nur die bloße Tatsache, daß er ein Mann ist, kann einen hoffnungsvollen Assistenten, Wissenschaftler, Forscher oder Abteilungsleiter seine Stellung, das heißt seine physische Existenz kosten. In dieses Wespennest bereits fest etablierter Strukturen stach Eva Herman mit ihrem Buch „Das Eva-Prinzip“ und sprach damit unzähligen Frauen und Männern aus dem Herzen (das „.Plädoyer für eine neue Weiblichkeit“ verkaufte sich 180000 mal), und löste bei den Anhängern Alice Schwarzers eine mittelschwere Diffamierungskampagne aus. Eva Hermans Botschaft: Die Feministinnen der ersten Stunde sind in ihrem Leben frustriert, in ihren Ehen fast immer gescheitert und mit ihren Kindern, wenn sie welche haben, im Clinch. Die Kämpferinnen sind müde. In diesem Jahr nahm sich Eva Herman ein weiteres Tabu vor: Der kaum mehr leugbare Verfall der Familie und seine Folge, die Kinderarmut in Deutschland. Hauptursache: „Selbstverwirklichung“, Karrieredenken, ein nur halbherziger, in der Lebensplanung viel zu spät einsetzender Kinderwunsch nach höchstens einem Kind und die Folgen für die Deutschen: Untergang auf Raten.

Die Anhänger des Gender-Wahns und die Linken kümmert das nicht, sie denken ohnehin nicht national, sondern freuen sich im Gegenteil über jede multi-ethnische „Vielfalt“: Wozu brauchen wir deutsche Kinder, es gibt genug Kinder auf der Welt. Es können gar nicht genug Einwanderer kommen, damit es endlich nicht mehr so viele Deutsche gibt, schreibt der antideutsche, mehrfach preisgekrönte „taz“-Satiriker Wiglaf Droste. Da schließt sich der Kreis. Auch der Kreis der Gegner von Eva Herman und Kardinal Meisner. Die Nazi-Vorwürfe sind dumm und verlogen. Es geht um etwas anderes. Um eine andere Republik, die sich dahinter auftut. Eine Republik, die nicht minder gruselig wäre als das Dritte Reich. Besonders für die Kinder, die noch geboren werden. Schöne, neue Welt! Eltern können bald einen Krippenplatz, die Kinder aber nicht eine liebevolle Betreuung durch die Eltern einklagen, meint die Erziehungswissenschaftlerin Christine Brinek, in ihrem neuen Buch ,,Mütterkriege – Werden unsere Kinder verstaatlicht?“, das soeben im Herder-Verlag erschienen ist. Eva Herman ist nicht mehr allein. Langsam dämmert es auch den Gutgläubigsten, was in unserem Land gespielt wird.

Der bekannte WDR-Kommentator Holger Dohmen schreibt letzte Woche im „Hamburger Abendblatt“ die einfachen Wahrheiten nieder: „Nehmen 60 Jahre nach Kriegsende manche Abwehrreflexe gegenüber dem Nationalsozialismus hysterische Züge an? Leben wir, wie uns viele Leser geschrieben haben, in einem Klima der Meinungsdiktatur? ... Ist es angemessen, sich derart über Menschen wie Eva Herman und Kardinal Meisner zu empören, die beide nun wirklich nicht im Verdacht stehen, nationalsozialistisches Gedankengut zu verherrlichen? Die manchmal bis zu Haß und Demütigung reichende Kampagne gegen die beiden widerspricht dem humanen Prinzip und letztlich auch unserem Grundgesetz. Darin heißt es: ,Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild zu äußern und zu verbreiten. Eine Zensur findet nicht statt.‘“

Dem wollen wir für heute nichts hinzufügen.

Foto: Kardinal Meisner: Die meisten Medien wollten ihn einfach falsch verstehen und unterstellten einen NS-Vergleich.


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