© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-07 vom 29. September 2007

Geheimes Massaker
Faschismus-Thriller

„Ein hochaktueller Thriller über den heutigen Neofaschismus in Italien und seine Wurzeln.“ Mit diesen Worten bewirbt der Diogenes Verlag das aktuelle Buch der Mailänderin Liaty Pisani. „Das Tagebuch der Signora“ liest sich auch durchaus sehr spannend, es jedoch über die reine Unterhaltungsebene zu heben, wäre hingegen zu viel der Ehre.

Giorgie Zevi, ein fast 80jähriger Starautor und Holocaust-Überlebender, wird auf einer seiner Lesungen von dem ihm bekannten Künstler Frank Veronese auf einen geheimnisvollen Brief angesprochen, den der italienischstämmige Amerikaner erhalten hat. Hierin schreibt eine Connie Brandini, daß sie die Täter eines Massakers an über 50 Juden am Lago Maggiore des Jahres 1943 kennen würde. Über eine Chiffre-Anzeige im „Corriere della Sera“ könnte Veronese, falls er mehr erfahren möchte, Kontakt mit ihr aufnehmen.

Zevi überredet den 40jährigen dazu, sich mit Connie Brandini zu treffen.

Was die alte, todkranke Frau den beiden Männern verrät ist schockierend. Doch die alte Tragödie ist brisant.

Der Sohn eines der Haupttäter ist ein aktiver Politiker, der eine Veröffentlichung über die Untaten seines Vaters keinesfalls zulassen kann.

Veronese und Zevi müssen das Material veröffentlichen und gleichzeitig sich in Sicherheit bringen, doch ihre überstürzte Flucht glückt nicht reibungslos.

Liaty Pisani hat das Massaker vom Lago Maggiore geschickt in eine aktuelle Geschichte hineingehoben, doch leider ist die Verfolgungsgeschichte samt attraktiver US-Agentin ein wenig zu übertrieben geworden, daher ist der Roman nur als Unterhaltungslektüre zu betrachten.      R. Bellano

Liaty Pisani: „Das Tagebuch der Signora“, Diogenes, Zürich 2007, geb., 276 Seiten, 19,90 Euro, Best.-Nr. 6369