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06.10.07 / Berufs-Enthüller entdeckt Islam / Günter Wallraf und die Ditib - Streit um Rushdie-Lesung bringt Licht ins Dunkel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-07 vom 06. Oktober 2007

Berufs-Enthüller entdeckt Islam
Günter Wallraf und die Ditib - Streit um Rushdie-Lesung bringt Licht ins Dunkel
von Mariano Albrecht

In den 70er Jahren schlich er sich als Türke Ali in deutsche Großunternehmen und zeigte, unter welchen Bedingungen türkische Gastarbeiter ihren Lebensunterhalt verdienten. Mit seinem Bestseller „Ganz unten“ schrieb sich Wallraf in die Herzen der linken Journaille und machte frisch-fröhlich als falscher Redakteur Hans Esser bei der „Bild“-Zeitung weiter. Wallraff sucht das Haar in der Suppe und findet es meist. Doch dem investigativen Autor gehen die Themen aus. Mit müdem Lächeln wurden seine Ausflüge in deutsche Call-Center aufgenommen. Die gewohnte und die Eigenwerbung unterstützende Klagewelle blieb aus. „Die Branche erklärte trotzig, sie würde mir den Gefallen nicht tun“, resümiert Wallraf im „Standard“. Seit zwei Monaten tummelt sich der nimmermüde Enthüllungsjournalist nun im Umfeld der Kölner Großmoschee-Diskutierer und schlug sich hier auf die Seite der Moscheebefürworter. Doch Wallraff hat andere Pläne.

Die Ditib (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V.) hatte Wallraf zur Mitarbeit im Beirat für den Bau der umstrittenen Großmoschee in Köln-Ehrenfeld eingeladen. Wallraff nahm das Angebot an und stellte Bedingungen. Als Beitrag zur Bildung von Demokratieverständnis und Religionsfreiheit wollte Wallraff als erstes eine Buchlesung aus den Satanischen Versen seines Freundes Salman Rushdie veranstalten. Rushdi wurde dafür vom iranischen Revolutionsführer Ayatollah Khomenie mit einer Todesfatwa (Mordaufruf) belegt. Der Moscheevorstand, der sich wie die Dachorganisation Ditib als religiöser Vertreter der türkischen Muslime sieht, reagierte gereizt. „Selbstverständlich würde eine solche Lesung in einer Moschee die religiösen Gefühle der Muslime verletzen“, betonen die Ditib-Vertreter und spielen Wallraff den Ball zu. Der linke Autor besteht auf seinem Ansinnen. In einem interkulturellen Zentrum, welches mit der Moschee entsteht, sollte die Auseinandersetzung auch mit islamkritischen Werken möglich sein. Wallraff will nun nach Ankara reisen, um mit der Chefetage im Amt für religiöse Angelegenheiten über die Lesung zu diskutieren. Er ebnet den Weg zum nächsten Thema - öffentlichkeitswirksam. Obwohl der deutsche Ableger und verlängerte Arm der dem türkischen Staat unterstehenden Religionsbehörde stets bemüht ist, die administrative Bindung an Ankara nicht in die Öffentlichkeit zu tragen, gibt Sprecherin Ikbal Kilic zu, daß die Entscheidung gegen den Wallraff-Plan nicht in Köln getroffen wurde. Doch Wallraff scheint es längst nicht mehr allein um eine Buchlesung zur kulturellen Bereicherung von Migranten zu gehen. Wallraff will wieder einmal in die Höhle des Löwen und Schlagzeilen machen.

Nach seinen Recherchen gebe es viele Muslime, die einen offenen Islam befürworten, und auch neugierig auf Rushdis Satanische Verse seien. Hardliner verhindern das, aber um herauszufinden, wo diese auszumachen sind, müßte Wallraff in gewohnter Art verdeckt arbeiten.

Und so plaudert Wallraff im österreichischen „Standard“ aus, daß er sich gut vorstellen könne, als Konvertit getarnt in Koranschulen zu recherchieren. Wallraffs Absicht wird klar: Ein bißchen Medienrummel im Vorfeld kann nicht schaden.

Selbstenthüllungen auch bei der Ditib: Daß die Diskussion um das Thema Interkultureller Dialog mit den Ditib-Muslimen nur Schall und Rauch sein kann, offenbart der Versprecher von Pressesprecherin Ikbal Kilic, man habe in der Vergangenheit schon literarische Veranstaltungen durchgeführt und plane dies auch für die Zukunft. Allerdings stünden im Interkulturellen Begegnungszentrum bei der Ditib eher islamische Themen auf dem Programm. Großes Interesse habe eine Lesung aus Werken des Begründers des islamischen Sufi-Ordens Mevlana hervorgerufen. Deutsche und internationale Themen seien eher nicht in Planung, das würde die muslimische Gemeinde nicht interessieren. Damit hat auch die Ditib wieder einmal mehr bestätigt, daß es ihr nicht um die Integration und den interkulturellen Dialog mit dem Gastland geht, vielmehr wird indoktriniert und türkische Staatsideologie und Religion unter in Deutschland lebenden Muslimen gesät. Daß sich die Ditib mit dem Thema Mevlana beschäftigt, wundert auch nicht, da die einst verbotenen Sufi-Orden unter der Regierung von Recep Tayip Erdogan eine Konjunktur erleben.

Somit hat Günter Wallraff mit seinem medienwirksamen Kleinkrieg zum Zwecke der Eigenwerbung eines erreicht: In den hitzigen Wortgefechten kommt so manche ungewollte Enthüllung zu Tage, die Diskussionen um die Dialogbereitschaft von Ditib und ein gemeinsames Annähern an verschiedene Kulturen ad absurdum führen.


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