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06.10.07 / Sie wollen doch nur Frieden / In Burma herrscht Verzweiflung - Militärjunta greift hart durch

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-07 vom 06. Oktober 2007

Sie wollen doch nur Frieden
In Burma herrscht Verzweiflung - Militärjunta greift hart durch
von Albrecht Rothacher

Von im Wasser treibenden toten Mönchen und Massenverhaftungen ist die Rede. Wie schon 1988 scheint der Militärjunta von General Than Shwe die Niederschlagung der friedlichen Massendemonstrationen zu gelingen. Die Klöster der Hauptstadt Rangun sind abgeriegelt. Nächtliche Ausgangssperren wurden verhängt. Die meisten Telefon- und Internetverbindungen sind gekappt. Razzien und Verwüstungen der Klöster sind an der Tagesordnung. Die Zahl der Todesopfer geht in die Dutzende. Wahrscheinlich wird sie noch auf ein Vielfaches steigen, wenn wie angedroht, vom Militär mit den Rädelsführern abgerechnet wird. Beim Studentenaufstand von 1988 gab es mindestens 3000 Opfer.

Die hemmungslose Brutalität des Militärs ist in einem so friedlichen und freundlichen Volk wie den Burmesen ebenso erschreckend wie befremdlich. Burmas 400000-Mann-Armee führt seit vier Jahrzehnten einen gnadenlosen Krieg gegen die Minderheitenvölker des Ostens, die Karen, Shan und Kachin, die in den Bergländern an den Grenzen zu Thailand, Laos und China leben, und gegen die Arakan im Westen. Besonders brutal geht das Militär dabei gegen die meist christlichen Karen vor, die zur Kolonialzeit mit den Briten paktiert hatten. Die langen Jahre des Bürgerkriegs haben das Heer brutalisiert, zumal die Soldaten schon als Jugendliche rekrutiert und von ihren korrupten Offizieren selten entlohnt, sondern zum Plündern auf Beutezug geschickt werden.

Nach in den 50er Jahren war Burma noch eines der reichsten und vielversprechendsten Länder Südostasiens. Nach seinem Putsch führte General Ne Win in den 60er Jahren jedoch eine Politik des nationalen Sozialismus durch. Er verstaatlichte die Wirtschaft, unterband den Außenhandel und setzte auf nationale Autarkie. Nach seinem Abtritt 1988 durch einen neuerlichen Generalsputsch wurden Auslandsinvestitionen zur Erschließung der reichen Gas- und Edelsteinvorkommen (Gold und Jade) sowie zum Abholzen der Tropenhölzer zwar ins Land gelassen, doch mußten die Generäle bei allen Geschäften gewinnbringend beteiligt werden. Ihre protzigen Villen und Luxuswagen fallen jedem Besucher sofort ins Auge, zumal im Rest des verarmten Landes die Zeit stillzustehen scheint. Auch wird die Hälfte des Staatshaushaltes für die Armee, Gehälter und Waffenimporte aus China, Indien und Israel verwendet, und der Rest für Prestigeobjekte verpulvert, wie für den Import eines russischen Nuklearreaktors und den 300 Millionen US-Dollar teuren Bau einer neuen Hauptstadt, einer einstigen Holzfällersiedlung, die in Naypyidaw („Stadt der Könige“) umgetauft wurde und die in sicherer Entfernung vor der Millionenbevölkerung des unruhigen Rangun im Landesinneren liegt. Immerhin verfügt jene Geisterstadt schon über vier Golfplätze.

Derweil ist Burma mit 250 US-Dollar pro Kopf mit Abstand eines der ärmsten Länder Südostasiens. Unterernährung und eine fehlende Gesundheitsversorgung haben zu einer extrem hohen Kindersterblichkeit geführt. In den Bergregionen ist der Reis unerschwinglich geworden.

Soziale Dienste, Kranken- und Waisenhäuser sowie ein geregelter Schulbetrieb werden eigentlich nur von den Klöstern und ihren Mönchen geleistet. Sie sind damit nicht nur spirituelle Zentren, die für das nächste Leben der Buddhisten vorbereiten, sondern erbringen nötige soziale Dienste.

Auf die Repression und die massenhaften Menschenrechtsverletzungen des Militärs reagierten EU und USA schon vor geraumer Zeit mit Sanktionen. Dazu zählen Einreiseverbote für Regierungsmitglieder und ihre Familien, eingefrorene Konten und ein Rüstungsembargo. Da China, Indien, Rußland und die Länder Südostasiens weiter mit Burma, das die Militärs 1989 in Myanmar umbenannten, unbeschwert handeln, laufen die Sanktionen jedoch ins Leere. Und obwohl sie offenkundig bislang nichts gefruchtet haben, sollen sie nun ohne Aussicht auf Erfolg verschärft werden.

China ist die Hauptstütze der Junta, die einen abhängigen Klientelstatus wie die Regime von Nordkorea und Laos besitzt. Peking locken die Bodenschätze und der Zugang zum Indischen Ozean. China baut im Norden Burmas mit Kyau Phyu einen Tiefseehafen am Golf von Bengalen aus. Von dort soll mit einer 2000 Kilometer langen Pipeline das Öl aus Arabien direkt nach Südchina gepumpt werden. Die amerikanische Marine wird damit nicht länger in der Lage sein, in der Straße von Malakka China den Ölhahn abdrehen zu können. Im Namen der „Nichteinmischung“ blockierte es im UN-Sicherheitsrat eine Resolution, die im Januar zu Demokratie und Menschenrechtsschutz in Burma aufrief, sowie in der Vorwoche - zusammen mit den russischen Freunden - eine Resolution, die das Vorgehen des Militärs verurteilte. Damit ist ein Vorgehen der Vereinten Nationen unmöglich geworden.

Die linke Junta verfügt zudem über fröhlich sprudelnde Einkünfte aus Erdgasfeldern, die europäische, amerikanische, chinesische, koreanische und indische Konzerne vor der Meeresküste erschließen und erschlossen haben. So liefert das von Total erschlossene Yadama-Erdgasfeld per Pipeline nach Bangkok ein Viertel des thailändischen Energiebedarfs. Aus den Erträgen bezahlen die Franzosen alljährlich 450 Millionen US-Dollar an den burmesischen Staatshaushalt.

Statt zahnloser Sanktionen, die als symbolische Ersatzhandlungen vorhersehbar ins Leere laufen, und anstatt an China zu appellieren, die Niederschlagung einer Demokratiebewegung zu verurteilen, die es im eigenen Land 1989 selber massakriert hat, könnte der Westen sich durchaus zu einem dominanteren Auftreten aufraffen. So könnte die im Indischen Ozean kreuzende US-Flotte, die an ihren protzigen Villen in Rangun und Naypyidaw unschwer erkennbare Generalität ohne größere Probleme ausheben. Im Gegensatz zum Irak wäre ihr der Jubel des geknechteten burmesischen Volkes sicher. Das Land würde nicht ins Chaos stürzen, denn es stünde in Gestalt der 1990 in einem Erdrutschsieg gewählten Nationalen Liga für Demokratie der seit 14 Jahren unter Hausarrest stehenden Nobelpreisträgerin Aung San Sun Kyi und ihres Exil-Premiers Sein Win eine legitime alternative Regierung bereit, die sich auf die Zustimmung der Bevölkerung, Minderheiten und Klöster stützen könnte.

Foto: Mönche demonstrieren für Freiheit: Das Militär zögerte nur kurz, bevor es die Demonstranten verhaftete. Foto: AFP


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