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06.10.07 / Tiefe Beziehung aufbauen / Von Taufpaten als zusätzlicher Bezugsperson neben den Eltern können Kinder profitieren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-07 vom 06. Oktober 2007

Tiefe Beziehung aufbauen
Von Taufpaten als zusätzlicher Bezugsperson neben den Eltern können Kinder profitieren
von Anja Schäfers

Ein Kind bekommt normalerweise bei der christlichen Taufe eine Patentante und einen Patenonkel. Häufig sind dies Geschwister der Eltern oder gute Freunde. Mittlerweile werden auch in Familien, in denen das Kind nicht getauft wird, Patenschaften übernommen. „Für das Kind ist es nicht wesentlich, ob die Patenschaft einen kirchlichen Bezug hat oder nicht“, sagt Mathias Voelchert, Gründer des deutschen Ablegers von „familylab“, das Eltern in der Familienphase begleitet. Wichtig sei, daß die Paten sich dem Kind gegenüber verpflichtet fühlen und bereit sind, eine lebenslange Beziehung aufzubauen.

„Wenn einem die Patenschaft angetragen wird, empfiehlt es sich, nach den Erwartungen der Mutter und des Vaters zu fragen“, sagt Voelchert. Soll man zum Beispiel große Geschenke machen oder finanziell für das Kind vorsorgen? Darf man seinen Einfluß geltend machen oder soll man sich aus der Erziehung heraushalten?

Im Gespräch mit den Eltern muß der mögliche Pate auch seine eigenen Vorstellungen einbringen. „Im Zweifelsfall sollte man eine Patenschaft ablehnen“, rät Voelchert. Es sei besser, den Groll der Eltern zu ertragen, als die Aufgabe des Paten nur halbherzig zu übernehmen.

Es ist ein alter Mythos, daß Paten automatisch für das Kind sorgen, wenn Vater und Mutter verstorben sind. „Eltern können im Wege einer letztwilligen Verfügung eine Person als Vormund benennen“, sagt Eva Schmierer, Sprecherin des Bundesministeriums für Justiz. Nur dann sei das Vormundschaftsgericht an die elterliche Auswahl gebunden.

Das Patenamt ist in der Frühzeit des Christentums entstanden. „In der Bibel wird es nicht erwähnt“, sagt Roland Rosenstock, Professor für Evangelische Theologie an der Universität Greifswald. Eine Taufe ist also auch ohne Paten gültig. In der Tradition der christlichen Kirchen sind die Paten als Begleiter des Täuflings gedacht, die vor Gott und in der Welt für ihn einstehen.

Unter welchen Voraussetzungen jemand Taufpate werden kann, regelt jede Konfession anders. Das jeweilige Kirchenrecht wird in der Praxis zudem unterschiedlich ausgelegt. Eltern sollten sich bei ihrer Gemeinde daher immer nach der Regelung für Taufpaten erkundigen. Sehr strikte Vorschriften zur Konfession der Paten hat zum Beispiel die römisch-katholische Kirche.

Das Denken in Konfessionen ist für Egon Spiegel, Professor am Institut für Katholische Theologie der Hochschule Vechta, nicht zentral: „Mit der Taufe wird das Kind in die Gemeinschaft aller Christen hineingestellt.“ Im Hinblick auf den Brief von Paulus an die Galater stellt er fest, daß die Taufe alle Menschen gleich mache. Dies gelte unabhängig von Faktoren wie Geschlecht, Herkunft oder Stellung in der Gesellschaft.

Vor diesem Hintergrund lassen sich auch bei der Taufpatenschaft neue Akzente setzen. Der Pate sollte zum Beispiel darauf achten, daß das Kind nicht zu kurz komme und aktiv am Leben teilnehme. „Dafür muß sie oder er sich für die Entwicklung des Patenkinds interessieren“, rät der Theologe. Man könne es zum Beispiel in den Kindergarten begleiten oder sich nach seinen Erlebnissen in der Schule erkundigen.

„Wichtiger als jedes Geschenk ist es, Zeit mit dem Kind zu verbringen“, sagt Spiegel. Je nach Alter könne man zum Beispiel zusammen spielen oder in den Zoo gehen. Manche Paten nehmen sich auch vor, einmal im Jahr einen Tag und eine Nacht mit dem Kind zu verbringen. Daraus würden sich meist weitere Begegnungen ergeben.

Das Kind kann von einer zusätzlichen Bezugsperson nur profitieren. „Der Gewinn liegt im Unterschied der Meinungen und Lebensentwürfe“, sagt Voelchert. Das Kind erlebt zum Beispiel, daß die ihnen vertraute Person eine Situation anders einschätzt als die eigenen Eltern. Dadurch könne es sich später einfacher vom Elternhaus lösen.

„Die Paten haben allerdings kein Recht, sich in aktuelle Auseinandersetzungen zwischen Eltern und Kind einzumischen“, sagt der Familienberater. Wenn ihnen etwas am Erziehungsstil der Eltern nicht passe, sollten sie sich alleine mit ihnen hinsetzen und in Ruhe darüber reden.

Es ist durchaus von Vorteil, daß Paten nicht am alltäglichen Streß der Erziehung beteiligt sind. „Ein Kind kann manchmal einen Ratschlag vom Patenonkel oder der Patentante annehmen, den es abgelehnt hätte, wenn er von den Eltern gekommen wäre“, berichtet Voelchert.

Oft läßt das Engagement der Paten nach, wenn das Kind älter wird. Manchmal reißt der Faden zwischen den beiden auch ab, weil die Lebensumstände sich geändert haben. Weil jemand etwa in eine andere Stadt gezogen ist oder beruflich sehr beschäftigt war.

„Taufpate ist man sein Leben lang“, sagt Spiegel. Deshalb sollte man sich nicht scheuen, den Kontakt jederzeit wieder aufleben zu lassen.

Taufe: Viele Taufpaten sind auch gleichzeitig mit dem Kind verwandt. Foto: ddp


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