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06.10.07 / Da hilft nur Ironie / Anmerkungen zu Deutschland

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-07 vom 06. Oktober 2007

Da hilft nur Ironie
Anmerkungen zu Deutschland

Hubert C. Siebert hat ein Problem, das ihm den inneren Seelenfrieden rauben dürfte: Er liest Zeitungen genau, hinterfragt Fernsehsendungen und bringt sie mit seinem Wissen in Verbindung. Dabei stolpert er oft genug über Ungereimtheiten. Zugegeben, unter diesem „Problem“ leiden viele, doch im Laufe der Jahrzehnte setzt bei ihnen die Resignation ein. Dem 1925 geborenen Hubert C. Siebert ist aber die Gnade der Resignation offenbar nicht gegeben. Und so wundert und wundert er sich ohne Unterlaß. In „Nur nicht so pingelig … Provokantes und Amüsantes zu Alltagsthemen“ hat er jetzt seine Erkenntnisse aufgeschrieben. Und abgesehen von der Tatsache, daß diese durchaus amüsieren, so rütteln sie den resignierten Zeitgenossen mal wieder auf. Nicht, daß die Feststellungen des Autors so neu wären, doch der Normalbürger neigt dazu, sie zu verdrängen, um ohne psychischen Langzeitschaden und frühen Herztod durch den Alltag zu kommen.

„Theater im ausgehenden und neuen Jahrhundert: Zeitungsbericht über eine Theateraufführung in Hamburg: ,Überall Blut, Sperma, Erbrochenes und Ausgeschiedenes - mitten darin eine degenerierte Familie, die jede erdenkliche Widerwertigkeit daherschwadroniert … Die Uraufführung bot eine gelungene Gratwanderung zwischen unerträglich Ekelhaftem und harter Groteske …‘“

Doch nicht nur die moderne Auffassung über das Geschehen auf den deutschen Bühnen, auf denen auch deutsche Meister verfremdet werden, regt den Autor auf, der Westfale kritisiert so manche gesellschaftlichen Entwicklungen, wobei er dies spitz mit feiner Ironie tut, statt als meckernder Querulant daherzukommen. „Deutschland ist ein romantisches Land geworden. Zu allen möglichen Anlässen gibt es Lichterketten. Für Opfer von Schandtaten werden Blumenberge aufgehäuft. Wir sprechen von unserer ,Betroffenheit’ … Für alles und jedes entschuldigt sich jemand: Für die Sklaverei, für den Burenkrieg, für politische Dummheiten, für Zwangsarbeit …, eben für alles. Nur die britische Königin hat sich nicht für Dresden entschuldigt. Briten sind wohl nicht so gute Menschen wie wir.“ Oder: „Man sollte wirklich bald den Nobelpreis für Umweltschutz einführen. Die Vorteile einer solchen Auszeichnung, gerade für Deutschland, liegen auf der Hand: a) Kein Mangel an Kandidaten, Deutschland hat die meisten Gutmenschen b) Förderung aller Bestrebungen zur raschen Schließung der letzten Kohlebergwerke, Kraftwerke, Stahlwerke und so weiter. Das spart Subventionen und verringert den Ausstoß klimaschädigender Gase, kostet allerdings auch einige Arbeitsplätze c) Da wir Schlußlicht der 21 führenden Industrienationen bei Wirtschaftswachstum und Beschäftigung …, aber gleichzeitig auch Spitzenreiter in umweltfreundlicher Technologie sind, besteht die Aussicht, den bisherigen Rückstand in der Zahl der Nobelpreise für Physik, Chemie, Medizin, Literatur, Ökonomie und Frieden endlich im Laufe der nächsten Jahre ausgleichen zu können.“ R. B.

Hubert C. Siebert: „Nur nicht so pingelig … Provokantes und Amüsantes zu Alltagsthemen“, bod, Norderstedt, broschiert, 182 Seiten, 11,90 Euro, Best.-Nr. 6371


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