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13.10.07 / Die Deutschen heimholen / Moskaus Lockruf findet wenig Widerhall

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-07 vom 13. Oktober 2007

Die Deutschen heimholen
Moskaus Lockruf findet wenig Widerhall
von M. Rosenthal-Kappi

Die russische Regierung hat es auf die Deutschen abgesehen. Genauer gesagt, auf die Rußlanddeutschen, die seit Öffnung der Grenzen in den 90er Jahren das Land gen Westen verlassen haben. Für „die soziale, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung der deutschen Gemeinde in Rußland“ stellt Rußland 80 Millionen Euro zur Verfügung.

Die Zahl der Deutschen in Rußland hat sich von 1989 bis 2004 um über 30 Prozent verringert, so daß sie heute nur noch 600000 beträgt. Inzwischen zeigt sich, daß sich die Übersiedlung nach Deutschland negativ auf die Lage der in Rußland Verbliebenen ausgewirkt hat.

Daß die demographische Entwicklung Rußlands ein ernsthaftes Problem für die Regierung werden könnte, ist kein Geheimnis. Um Abhilfe zu schaffen, hatte der Kreml die gesetzlichen Voraussetzungen für die Rückkehr im Ausland lebender Landsleute geschaffen. Die Resonanz fiel bislang jedoch bescheiden aus.

Dies läßt sich einerseits damit erklären, daß an dem Zielprogramm der Regierung zwar insgesamt 21 Regionen teilnehmen, es sich aber zumeist um unterentwickelte Gebiete handelt, in denen die Lebensbedingungen schlecht sind. Beispiele hierfür sind das Gebiet Königsberg, Archangelk, ehemals deutsche Siedlungsgebiete an der Wolga. Die Rückkehrwilligen können im Antrag eine Wunschregion ankreuzen, haben aber selbst keinen Einfluß darauf, wo sie sich schließlich niederlassen werden. Auch die Erfahrungen von Rückkehrern in traditionellen deutschen Siedlungsgebieten oder auch im Königsberger Gebiet schrecken eher ab, als daß sie einen Anreiz bieten könnten. Entgegen den Versprechungen bezüglich der garantierten Versorgung mit Arbeit und Wohnungen müssen viele Rückkehrer monatelang in Behelfsunterkünften unter miesen Bedingungen ausharren.

Die in russischen Medien zitierte Unzufriedenheit der Rußlanddeutschen in Deutschland wird so groß nicht sein, denn nach offizieller Meldung haben bislang nur 8000 Rückkehrwillige einen Antrag auf Rückübersiedlung gestellt.

Laut „Nesawissimaja Gaseta“ versuchen auch die Königsberger Behörden, Deutsche nach Ostpreußen zu locken. Dabei hätten sie es vor allem auf Rentner, die aus Ostpreußen stammen, abgesehen. Mit einer durchschnittlichen Rente von 1000 Euro im Monat ließe es sich im heutigen Ostpreußen gut leben, und die an Arbeit und Ordnung gewöhnten Deutschen könnten auch als Pensionäre eine Stütze für die Region sein, wenn sie leichte Arbeiten in der Landwirtschaft übernehmen könnten, heißt es in einem Artikel. Ostpreußen, die ihre Heimat besucht haben, wissen, wie es in Wirklichkeit dort aussieht: Eine funktionierende Landwirtschaft gibt es nicht mehr, und auch in den Städten außerhalb des Zentrums Königsberg mangelt es an allem.

Der Aussiedlerbeauftragte der deutschen Bundesregierung lehnte jede Unterstützung ab.


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