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13.10.07 / Schüler zu Besuch aus Guttstadt  / Vorsitzender des BJO-Süd führte die polnische Jugendgruppe acht Tage durch die Bundesrepublik

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-07 vom 13. Oktober 2007

Schüler zu Besuch aus Guttstadt 
Vorsitzender des BJO-Süd führte die polnische Jugendgruppe acht Tage durch die Bundesrepublik

 Als der Bus kam, war der Vorsitzende des BJO-Süd, Rainer Claaßen, beim Rasieren. Das Motorengeräusch ließ ihn ans Hotelfenster eilen: Der Bus mit der Allensteiner Nummer parkte vor dem Bahnhof, und Friedrich-Wilhelm Böld, der Vorsitzende der LO-Landesgruppe Bayern, eilte gerade hinüber.

  Die Landesgruppe der Landsmannschaft Ostpreußen hielt ihre Landesdelegierten- und Kulturtagung dieses Jahr in Furth im Wald ab; für Claaßen als Regionalvertreter des Bundes Junges Ostpreußen war es weniger Pflicht als vielmehr Vergnügen dabeizusein. Als Höhepunkt war die polnische Schülergruppe zum Frühstück eingeladen worden; anschließend wollte Claaßen sie acht Tage durch die Bundesrepublik führen.

 Nun drängten sie ins Hotel, bleich und übernächtigt, denn sie waren seit 24 Stunden unterwegs: am Tag zuvor vom 19,5 Kilometer südwestlich von Heilsberg gelegenen Guttstadt nach Prag, abends und die halbe Nacht in der Goldenen Stadt, um zwei Uhr weitergefahren und nun, um 6.45 Uhr, am Ziel. 46 Jugendliche aus Guttstadt und Umgebung zwischen 13 und 15, und alle lernten Deutsch als erste Fremdsprache!

 Hastig schabte Claaßen sich die restlichen Stoppeln aus dem Gesicht und eilte nach unten. „Ihr Jungen seid zu langsam!“ grinste Böld. Claaßen begrüßte die Leiterin der Volksschule, Teresa Wolk, genannt Kascha, deren Schwager Jarek Kowalski, Lehrer am staatlichen Gymnasium und VW-Käfer-Besitzer, und den Heilsberger Arzt Dr. Andrzej Wyrembek.

 Das Frühstücksbüfett war gut und reichlich; die Lebensgeister der jungen Leute kehrten zurück. Das war auch nötig, denn nach dem „Wort zum Sonntag“ von Pfarrer Ambrosy sollten sie zeigen, was sie konnten!

 Den Anfang machte die Singgruppe „Pozytywka“, zu deutsch: „Die Spieldose“. Unter der Leitung von Wolk sangen sie „Land der dunklen Wälder“; den Zuhörern traten Tränen in die Augen. Es folgten „Lilli Marlen“ und „Das Lied von Guttstadt“, ein von Wolk und den Schülern selbst komponiertes Lied mit deutsch / polnischem Text. Schließlich „Sag mir, wo die Blumen sind“. Der Applaus war ohne Beispiel.

 Nun war die Theatergruppe dran. Man gab eine Parodie auf „Rotkäppchen“. Schallendes Gelächter hallte durch den Saal; selbst die Hotelbesitzerin sah zu und applaudierte kräftig mit.Der zweite Teil des „Pozytywka“-Repertoires war fröhlich und herzhaft. Die Zuhörer gingen mit. Es fehlte nicht viel, und man hätte getanzt.

 Dann ging es nach Ellingen, wo der Leiter des Kulturzentrums Ostpreußens, Wolfgang Freyberg, es sich nicht nehmen ließ, seine Gäste selber zu begrüßen. Der Führung durch das Kulturzentrum folgte eine Pause, in der Freyberg zu Keksen und Getränken einlud.

 Das Abendessen wurde in einem nahen Biergarten eingenommen; anschließend fuhr man zur Bio-Landwirtschaft „Schüsselhof“, wo bei Familie Mack dreimal auf dem Heuboden übernachtet wurde.

 Den Vormittag des zweiten Tages, eines Montags verbrachte man in Langenburg bei einer „Märchenhaften Stadtführung“ mit Gudrun Weygoldt; Uta Lüttich, LO-Landesgruppenvorsitzende von Baden-Württemberg und Bundesfrauenreferentin, war extra angereist und spendierte allen eine Riesenportion Eis. Am Nachmittag stand auf Einladung der Stadt Crailsheim eine weitere Stadtführung auf dem Programm. Auf dem Schüsselhof gab es warmes Abendessen aus der Gulaschkanone.

 Am Dienstag wurde auf Schloß Schillingsfürst die Flugvorführung des Bayerischen Jagdfalkenhofes besucht. Auch die anschließende Schloßführung war beeindruckend, vor allem, weil das Schloß ja noch von der fürstlichen Familie zu Hohenlohe-Schillingsfürst-Waldenburg bewohnt wird. Als die Jugendlichen das Porträt der Prinzessin Radziwill entdeckten, riefen einige: „Das ist ja eine von uns!“ Kowalski erklärte, daß die Prinzessin in der Republik Polen als Polin gelte. 

 Am Mittwoch hieß es: Ab nach Bad Mergentheim zum Deutschordensmuseum! Höchst interessiert verfolgten die Schüler den Vortrag der Führerin; das Motto des Ritterordens „Heilen und Helfen“ war ihnen bis dahin völlig unbekannt gewesen.

 Der Donnerstag bot einen Besuch der Preh-Werke in Bad Neustadt an der Saale, einem Zulieferer für die Automobilindustrie. Vier Auszubildende und deren Chef führten die Gruppe durch den Betrieb und zeigten voller Stolz die Fertigungsanlagen. Mittags aß man auf dem Marktplatz von Bad Königshofen bei Johanna Bratwürste und Eis, dann ging es zum Rathau, wo der Bürgermeister Clemens Behr die Schüler mit Mineralwasser und Saft begrüßte.

 Am Freitag nach dem Frühstück ging es zunächst nach Oberelsbach, wo im „Haus der Langen Rhön“ ein Film über die Entstehung der Rhön gezeigt wurde. Es folgte eine Einführung in das Thema „Biosphärenreservat“. Anschließend ging es über Fulda auf der Autobahn nach Niedersachsen, wo man in Wathlingen im Landkreis Celle, wie schon im vergangenen Jahr, von der Gemeinde zum Abendessen eingeladen war. Nach der fröhlichen Begrüßung durch Bürgermeister Torsten Harms verteilte dieser Postkarten, welche die Schüler nach Hause schreiben konnten und die anschließend von der Gemeinde abgeschickt wurden. Übernachtet wurde in der Turnhalle des Kindergartens.

 Für den Sonnabend hatte Claaßen eigentlich einen Ausflug nach der Porta Westfalica geplant; die Jugendlichen rebellierten jedoch und verlangten einen freien Tag in der Altstadt von Celle, der auch gewährt wurde. Abends war dann Programm im Celler Burgschulzentrum. Der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Wilhelm v. Gottberg, war der an ihn ergangenen Einladung gefolgt und hielt eine sehr nette und persönliche Begrüßungsrede. Dies wurde von den polnischen Gästen um so aufmerksamer registriert, als v. Gottberg ihnen ja als Stellvertreter der BdV-Vorsitzenden Erika Steinbach bekannt ist! Anschließend ließ sich der Sprecher von den Darbietungen der Gäste beeindrucken. Es war insgesamt ein zwar leider schlecht besuchter, aber dennoch schöner Abend.

 Am Sonntag wurden die Schüler morgens am Eingang des Heideparks „entlassen“. Mit Gejohle stürzten sie sich ins Vergnügen! Kowalski und Claaßen bereiteten inzwischen den Abend vor: Claaßens alter Freund und Kollege Bernd Harder, bekannt aus der Fernsehsendung „Eisenbahn-Romantik“, hatte zusammen mit seiner Frau die ganze Gruppe zum Abschiedsessen eingeladen. Während der Bus alle beim Heidepark einsammelte, brutzelten schon Würste und Fleisch auf dem Grill. Wer wollte, konnte nach dem Essen Bernds Modellbahn-Großanlage besichtigen; und es wollten alle!

 Der Abschied war lange und tränenreich. Auch Claaßen empfand ein wenig Trauer, als der Bus sich gegen 21 Uhr in Bewegung setzte - mit all diesen netten Jugendlichen, um die man sich acht Tage lang gekümmert hatte! Aber er tröstete sich damit, daß sie ja im nächsten Jahr wiederkommen würden.   R.C.

„Das ist ja eine von uns!“Bund Junges Ostpreußen: Erlebnisse mit einer Schülergruppe aus Guttstadtvon Rainer Claaßen


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