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13.10.07 / Schatzkammer europäischer Malerei / Vor 50 Jahren wurde in München die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Alte Pinakothek wieder eröffnet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-07 vom 13. Oktober 2007

Schatzkammer europäischer Malerei
Vor 50 Jahren wurde in München die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Alte Pinakothek wieder eröffnet
von Rüdiger Ruhnau

Welches ist die schönste Gemäldegalerie in Deutschland? Nimmt die Alte Pinakothek in München den ersten Rang unter den drei historischen Sammlungen von internationaler Bedeutung ein? Die zwei anderen sind die Dresdner Galerie und das Bode-Museum auf der Berliner Spree-Insel. Jeder Kunstfreund hat seine besonderen Lieblingsbilder, die er immer wieder gerne anschaut. Allerdings - in der Qualität der Einzelstücke ist wohl München kaum zu schlagen.

 Es gibt die sogenannten Bildungsgalerien, von kunsthistorischen Fachleuten nach didaktischen Gesichtspunkten aufgebaut, bieten sie einen Überblick über die Entwicklung der Malerei in möglichst typischen Beispielen. Amerikanische Museen mit ihrem unermeßlichen finanziellen Aufwand gehören dieser Spezies an. Ein anderer, europäischer Museumstyp sind die Fürstengalerien. Ihre Bestände entstammen der zumeist subjektiven Sammlerleidenschaft vergangener Monarchen und Regenten. Zu den bedeutendsten dieser Art zählt die Alte Pinakothek. Die Münchner herzogliche, dann kurfürstliche, schließlich königlich Bayerische Gemäldesammlung wurde von König Ludwig I. zusammengefaßt in der Alten Pinakothek (griechisch: Tafel- beziehungsweise Bildersammlung).

 Ludwig I. (1825-1848), Sohn des ersten bayerischen Königs, war ein begeisterter Verehrer und Förderer der Künste. Er wandelte München zur Stadt der Kunst um, eine Stellung, welche die Isarstadt bis heute besitzt. Die bedeutendsten Künstler und Architekten wurden nach München berufen, darunter der Baumeister Leo von Klenze. Er schuf die Alte Pinakothek, ein vorzüglich proportionierter Baukörper in der Form der italienischen Hochrenaissance. Im Zweiten Weltkrieg durch alliierte Fliegerbomben schwer beschädigt, brauchte man zwölf Jahre bis zur Wiederherstellung im Jahre 1957. Auf allen Seiten von Grünanlagen umgeben, ist der imponierende Längsbau einer der ersten Museumsbauten überhaupt. Keine andere Gemäldesammlung bietet eine so vollständige und zusammenhängende Anschauung der älteren deutschen und niederländischen Malerei.

 Während den Klassizisten die Antike der Quell ihrer Kunst war, schöpften die Romantiker ihre Anregungen aus dem Mittelalter. Die Schönheit der altdeutschen Malerei, ihre Innigkeit und Schlichtheit wurden neu entdeckt; das Mittelalter war aber auch die Zeit deutscher Größe. Albrecht Dürer ist durch die Romantik volkstümlich geworden. Schon in den ersten Schuljahren finden Kinder in ihren Lesebüchern Bilder von Dürers Zeichnungen. Es ist die gemütvolle Seite seiner Kunst, von dem Theoretiker, dem Autor der Befestigungslehre wußten die Literaten lange Zeit nichts. Das Herzstück der berühmten Münchner Sammlung bilden die beiden Altarflügel mit Albrecht Dürers „Die vier Apostel“. Der Meister selbst hat dieses letzte seiner Werke für sein wichtigstes gehalten. Ein Jahr vor seinem Tode schenkte er die Tafeln dem Nürnberger Rat, der sie im Rathaus aufstellte. 100 Jahre später wollte der katholische Kurfürst Maximilian die Tafeln haben. Der Rat sträubte sich, gab zu bedenken, daß doch unter den Bildern ein protestantischer Text steht. Der Kurfürst antwortete, dann möge man den Text von den bemalten Holztafeln eben absägen. So geschah es. Jetzt sind Bilder und Text wieder zusammengefügt und die Stadt Nürnberg möchte „Die Vier Apostel“ gern zurückhaben, damit „ein Unrecht Münchens an Nürnberg“ wiedergutgemacht wird. Eines der bekanntesten Dürerbilder gehört ebenfalls der Pinakothek, es ist das „Selbstbildnis im Pelzrock“, mit Monogramm und Jahreszahl 1500, mit der Inschrift „Albertus Durerus Norcus“. Es wurde 1802 erworben. Nürnberg hatte 1806 die reichsstädtischen Freiheiten eingebüßt und war dem Königreich Bayern einverleibt worden.

  Am Ende des 15. Jahrhunderts erreichte die Kunst mit kirchlichen Themen einen Höhepunkt. Albrecht Altdorfer malte „Die Heilige Familie in der Kirche“. Ein fröhlicher Kranz aus Engelsputten umzieht im Kreise die Kirchenpfeiler wie ein Elfenreigen, während darunter, ganz wie zu Hause, das Kircheninnere zur Wochenstube mit Himmelbett und Wiege wird. Altdorfer malte 1529 auch die bekannte „Alexanderschlacht“ im Auftrag des Herzogs Wil-helm IV. von Bayern. Beide Gemälde, auf Holz gemalt, zählen zu den Spitzenwerken der Alten Pinakothek. Der aus Kronach in Franken stammende Lucas Cranach d. Ä. (1472-1555) malte den „Kardinal Albrecht von Brandenburg vor dem Gekreuzigten kniend“. Das Bild kam erst 1829 in die Münchner Sammlung. Albrecht v. Brandenburg, der 1511 das Hochmeisteramt in Preußen antrat, wurde ebenfalls von Lucas Cranach porträtiert, in weltlicher Tracht, als Herzog von Preußen (1528).

 Man kann dem Hause Wittelsbach nur danken, daß es seine in Jahrhunderten erworbenen und ererbten Gemälde der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat, was in früheren Zeiten nicht selbstverständlich gewesen ist. Im Jahre 1806 kam die vielgerühmte Düsseldorfer Galerie, verladen auf zwölf mehrspännigen Planwagen, als Erbgut der Neuburger Linie der Wittelsbacher, in München an. Mit ihrem Reichtum an hervorragenden Werken niederländischer und flämischer Meister bilden die Gemälde einen Schwerpunkt der Alten Pinakothek, darunter die einen ganzen Saal füllenden Bilder von Peter Paul Rubens. Welch ein Glück, daß die Bilder der Alten Pinakothek rechtzeitig vor den Bombenangriffen des letzten Krieges auf München ausgelagert worden sind. Leider ist die ebenfalls König Ludwig I. zu verdankende „Neue Pinakothek“ völlig zerstört worden, so daß keine Rekonstruktion des alten Gebäudes erfolgte. Das modern gestaltete Haus der heutigen „Neuen Pinakothek“ enthält Bilder aus der Zeit von 1750 bis Anfang des 20. Jahrhunderts. Schließlich ist als drittes Ausstellungsgebäude die vor vier Jahren neu eröffnete „Pinakothek der Moderne“ zu erwähnen. In Nachbarschaft zu den beiden anderen Pinakotheken lassen sich die Exponate aller drei Museumsbauten gut vergleichen, wobei die Bestände der „Moderne“ ob ihrer Dürftigkeit gegenüber den beiden anderen stark abfallen.

 König Ludwigs I. Siege seien glänzende Siege kultureller Art gewesen, schrieb einmal ein Zeitgenosse. „Keiner kennt Deutschland“, sagte der König, „wenn er nicht München gesehen hat.“ Außerhalb der Landeshauptstadt ließ der deutschbewußte Fürst hoch über der Ebene des Donautals bei Regensburg den Ehrentempel „Walhalla“ erbauen und dort die Büsten berühmter Deutscher aufstellen. Zu Kehlheim an der Donau entstand zur Erinnerung an die Befreiungskriege die „Befreiungshalle“, ein „Geschenk Ludwigs an die Deutschen“. In den Marmorfußboden des wuchtigen Rundbaus ließ er die Mahnung einmauern: „Mögen die Teutschen nie vergessen, was den Befreiungskampf notwendig machte, und wodurch sie gesiegt!“


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