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20.10.07 / Niveaulose Inszenierungen / Durch den deutschen Blätterwald zieht ein Sturm: Eva Herman am Pranger

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-07 vom 20. Oktober 2007

Niveaulose Inszenierungen
Durch den deutschen Blätterwald zieht ein Sturm: Eva Herman am Pranger
von Rebecca Bellano

Date oder Fake, so der Titel einer Sendung beim Musiksender Viva. Hier muß ein junger Single raten, ob die ihm vorgestellten Personen ebenfalls echte Singels oder eine Fälschung, neudeutsch Fake, sind. Fälschung, Schwindel, Täuschung, eben Fake, dachte ein Großteil der Bundesbürger auch, als er vor etwas über einer Woche die „Kerner“-Show sah. Alles wirkte so inszeniert, der Rauswurf der ehemaligen NDR-Moderatorin Eva Herman so gewollt, daß kaum einer an eine natürliche Entwicklung dachte.

Allerdings teilten sich die Geister in der Bewertung des Gesehenen. Während die einen voller Begeisterung darüber waren, daß Johannes B. Kerner es der Eva mal richtig gezeigt habe, schlugen sich die anderen auf die Seite der Autorin von „Das Prinzip Arche Noah“. Ohne Zweifel erhielt Kerner in seinem Tun Unterstützung von seinen Gästen Senta Berger, Margarethe Schreinemakers, Mario Barth und dem sich aus dem Zuschauerraum zu Wort meldenden Historiker Wolfgang Wippermann. Und nicht nur die „Bild“ machte tags darauf mit dem Herman-Rauswurf auf. Zahlreiche Medien suhlten sich darin und fragten, wie schlicht die Blonde doch gestrickt sein müsse, um auch noch auf Hitlers Autobahnen zu sprechen zu kommen.

Anders sieht es in den Internet-Foren aus. Hier kann sich der Durchschnitts-Bürger zusätzlich zu der platzmäßig eingeschränkten und nicht immer unzensierten Leserbrief-Seiten zu Wort melden … und die vermeldeten unerwartet viele Stimmen für Frau Herman. „Unglaublich diese Hetzjagd, die im Moment vonstatten geht. Es geht doch gar nicht mehr darum, Frau Herman wirklich zu verstehen, sondern darum, endlich mal wieder ein paar Steine zu werfen“, klagt eine Amazon-Kundin und ist damit nur eine von vielen, die so ihrem Ärger Luft machen. Die Stimmung drehte. Henryk M. Broder schrieb bei „Spiegel“-Online sogar von der „längsten Antifa-Sitzung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen“.

Und schon standen die Medien und Eva Herman gleichermaßen am Pranger. Doch, worum ging es eigentlich? Im ganzen Wirbel um Eva Herman und ihre, für eine Person, die seit Jahren im öffentlichen Leben steht, äußerst ungeschickt gewählten Formulierungen ist die Sache, für die sie eigentlich eintritt, fast in Vergessenheit geraten. Da war doch was mit Müttern, Anerkennung, Gesellschaft, Kindern?
Das, wofür die 48jährige eigentlich kämpfen wollte, stand trotz allen Aufregern nur selten zur Diskussion. So die „Welt“: „Herman hat eine Botschaft. Sie lautet: Die 68er haben die Deutungshoheit über Hitler gewonnen. Sie benutzen den Nationalsozialismus (,die braune Keule‘, wie Eva Herman sagt), um alles Konservative schlecht zu machen – zum Beispiel das Bild der Frau als Mutter.“

Doch trifft das den Kern? Warum schon wieder Nationalsozialismus oder 68er? Weder die Mütter, die dem Führer viele Söhne gebaren, nur um sie danach als Kanonenfutter auf den Schlachtfeldern des Zweiten Weltkrieges zu opfern, noch jene Mütter, die aus ideologischen Gründen erst gar keine wurden, befanden sich in einem gesegneten Umfeld. Die Mütter der Gegenwart vergleichsweise schon. Sie können über ihr eigenes Leben entscheiden, brauchen nicht mehr Mann oder Vater fragen, ob sie arbeiten dürfen, müssen nicht fürchten, gesellschaftlich verstoßen zu werden, falls der Vater der Kinder seine Rolle nicht wahrnehmen will. Wirtschaftlich und individuell deutlich unabhängiger versucht man sie zwar immer noch von allen Seiten politisch für sich einzunehmen, doch keineswegs mehr in dem Maße, wie es noch vor 40 oder gar 70 Jahren der Fall war.

Beim ersten Buch von Eva Herman vor einem Jahr wurde über ihre Thesen gesprochen, die schon genügend Angriffsflächen boten. Ihr „Eva Prinzip – Für eine neue Weiblichkeit“ führte dazu, daß man darüber stritt, wie das neue Frauenbild der Zukunft auszusehen habe. Und während die einen betonten, daß die Herman jetzt alte Klischees wie „Kinder, Küche, Kirche“ wiederbeleben wolle, stimmten ihr andere zu, daß es an der Zeit sei, daß Frauen wieder emotionaler und familiärer werden müßten. Die Errungenschaften und Fehler des Feminismus wurden diskutiert, aufgehängt an ihren festgeschriebenen

Thesen und nicht an irgendwelchen ungeschickten Äußerungen der Autorin. Und worum geht es im „Prinzip Arche Noah?“

Und gibt es einen Sieger dieses medialen Ausrasters? Eva Herman ist es nicht, zu ungeschickt waren ihre Auftritte, Johannes B. Kerner ist es aber auch nicht. Sein seriöser Ruf und somit auch der seines öffentlich-rechtlichen Arbeitgebers haben gelitten. Sendungen unter dem Niveau des Musiksenders Viva – der immerhin nicht erst vorgibt, mehr als Unterhaltung machen zu wollen – sollte sich das ZDF in Zukunft verkneifen.

 

Die Sache mit dem Bestseller

Ganz böse Zungen unterstellten Eva Herman, sie provoziere bewußt mit NS-Gedankengut, um den Verkauf ihres Buches anzukurbeln. Laut „der“ Bestseller-Liste, die in den meisten deutschen Buchhandlungen aushängt, scheint sie es allerdings nicht unter die ersten 20 geschafft zu haben. Beim „Spiegel“ steht nun schon seit Monaten Hape Kerkeling an der Spitze. Auch beim „Focus“ hatte Eva Herman nur ein Gastspiel. Blickt man allerdings beim größten deutschen Online-Buchhändler Amazon auf die Verkaufsliste, dann steht „Das Prinzip Arche Noah“ auf Platz 59. Da Sachbücher und Belletristik hier nicht getrennt werden, ein guter Wert. Doch wie machen „Spiegel“ und Co. das eigentlich mit ihren Bestseller-Listen? Der „Spiegel“ arbeitet hier seit 1971 mit dem Fachmagazin „buchreport“ zusammen. Dieses fragt elektronisch 350 fest ausgewählte, als repräsentativ geltende Buchhändler ab. Allerdings ohne Internethandel. Dies tut jedoch der „Focus“ beziehungsweise die für ihn ermittelnde media control. Hier werden sogar 800 Buchhändler, Internetvertriebe und sogar Warenhäuser nach ihren Abverkaufszahlen befragt.


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