Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-07 vom 20. Oktober 2007
Immer mehr Eltern mit Demonstrationsroutine Es brennt im Berliner Schulsystem. Vor der Charlottenburger
Grunewald-Grundschule und der Pankower Grundschule im Panketal gingen dieser
Tage Eltern mit ihren Schulkindern auf die Straße: Sie protestierten gegen
Unterrichtsausfall und Notstundenpläne, gegen die „katastrophale
Personalausstattung“ ihrer Schulen und den permanenten personellen
„Verschiebebahnhof“, der kontinuierliche Arbeit in den Grundschulklassen nahezu
unmöglich macht. Luxusprobleme, mag da mancher Schulleiter in den innerstädtischen Problemkiezen mit ihrem hohen Anteil muslimischer Einwanderer türkisch-arabischer Herkunft denken. In Kreuzberg oder Neukölln, wo an manchen Schulen der Prozentsatz der restdeutschen Schüler im einstelligen Bereich liegt, scheitert geregelter Schulunterricht an anderen Problemen als Krankheitsvakanzen und unbesetzten Planstellen: an multikulturellen Sprach- und Verständigungsproblemen etwa, an totaler Verweigerungshaltung, Gewalttätigkeit und dem dominanten Auftreten jugendlicher Straßengangs. Statt mit dem drängenden Engagement der um die Bildungschancen ihrer Kinder besorgten Eltern im wohlbehüteten Charlottenburg-Wilmersdorf schlagen sich innerstädtische Lehrerkollegien mit Desinteresse, Integrationsverweigerung oder Aggressivität der in ihren Parallelgesellschaften verschanzten Migranten-Eltern herum.
Verwegene Lösungsvorschläge wie den Bustransport der Kinder quer durch die
Hauptstadt, um die Ausländerquoten der einzelnen Schulen einander anzunähern,
wurden schnell ad acta gelegt. Selbst der Regierende Bürgermeister Wowereit
bekundete unlängst, lebte er in Kreuzberg, würde er seine Kinder (so er welche
hätte) dort nicht zur Schule schicken.
Der rot-rote Senat setzt gegen die Misere vergeblich auf Rezepte von gestern.
Die Wiederbelebung der Gesamtschule unter dem neuen Etikett
„Gemeinschaftsschule“ konnte die vergammelte bildungspolitische Ware nicht
frischer machen. Der Versuch, die Krise der Hauptschule durch Zusammenlegung mit
anderen Schulformen zu lösen, stößt bislang weder bei Realschulen und Gymnasien
noch bei den Eltern auf Gegenliebe. Die Opposition aus CDU und FDP sowie der
Philologenverband Berlin / Brandenburg halten den rot-roten Modellversuch für
gescheitert. Während linke Bildungsideologen sich mit dieser Erkenntnis nach wie vor schwertun, ziehen immer mehr Eltern daraus praktische Konsequenzen: Sie gründen Privatschulen, wo das nivellierte und ausgedünnte staatliche Bildungsangebot nicht mehr ihren Erwartungen entspricht. Lokalpolitiker in Sachsen und Brandenburg haben verstanden, sich das Engagement der privaten Schulgründer zunutze zu machen, um ihr Budget zu entlasten: Für mehr als zwei Drittel der Schulen, die in Mitteldeutschland aus Geld- oder Schülermangel geschlossen werden, entsteht eine private Einrichtung, häufig in kirchlicher Trägerschaft. Das rot-rote Berlin scheint diesem Trend noch skeptisch gegenüberzustehen. Nur elf private Schulen wurden dieses Jahr in der Hauptstadt genehmigt, während mehr als dreimal so viele öffentliche geschlossen wurden. In Kreuzberg, berichtet der „Rheinische Merkur“, wurde eine Elterninitiative, die eine evangelische Grundschule aufmachen wollte, von der grünen Bildungsstadträtin abgeschmettert: Die „bildungsbewußten“ Eltern dürften sich nicht einfach aus den staatlichen Schulen rausziehen. Die so Zurechtgewiesenen denken freilich nicht daran, ihre Kinder für die Fehler der Politik bezahlen zu lassen; lieber folgen sie dem indirekten Rat ihres Bürgermeisters und verlassen die kriselnden Stadtquartiere. Die Schulverwaltung wäre also gut beraten, dem völligen Absturz der Problemviertel durch Zulassung von Privatschulen einen Riegel vorzuschieben. Doch selbst wenn das gelänge: Die Zeiten, da das staatliche Schulwesen Bildung auf hohem Niveau für alle garantieren konnte, scheinen sich dem Ende zuzuneigen. |
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