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© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-07 vom 20. Oktober 2007
Geteiltes Echo auf Glücksspielzone Schon seit längerem waren die Planungen bekannt, das Glücksspiel in der Russischen Föderation zukünftig auf sogenannte Glücksspielzonen zu beschränken, doch wo sich diese Zonen befinden sollten, war noch offen. Jetzt ist es amtlich. Die Russische Staatsduma hat entschieden, wo ab 2009 sogenannte Glücksspielzonen eingerichtet werden sollen und daß das Königsberger Gebiet dazugehört. Die Reform der Glücksspielbetriebe soll in Etappen durchgeführt werden. Bis zum 1. Juli des kommenden Jahres sollen die kleineren Kasinos und Glücksspielsäle dichtmachen. Danach müssen Kasinos mindestens 800 Quadratmeter Fläche haben sowie Spielsäle 100 Quadatmeter Fläche und 50 Automaten. Daraus kann man schon jetzt schließen, daß die Mehrheit der Spielhallen in Königsberg (von denen es derzeit mehr als genügend gibt) verschwinden wird. Nach dem 1. Juli werden Glücksspieleinrichtungen nur noch in den
Glücksspielzonen zugelassen. Hier haben sich dann die Kasinos und Spielhallen zu
konzentrieren. Vorläufig wurde schon ein Platz ausgeguckt, an dem sich das
„Königsberger Las Vegas“ befinden soll. Es ist der Küstenstreifen der Ostsee
zwischen den Dörfern Palmnicken In Königsberg wurde eine Präsentation des US-amerikanischen Architekturbüros
Ide Attack zum Themenpark „Bernsteinküste“ vorgestellt. Der Plan sieht eine
Unterteilung des Parks in zehn Zonen vor, in denen Ankerplätze für Kreuzschiffe,
ein Wasserpark, ein Ozeaneum, Spa-Zonen, Hotels und Kasinos mit Namen wie
„Zarenpalast“, „Meerestor“ und „Neon-Plaza“, ein Turm mit dem Namen „Elite“, ein
„Himmelshotel“ und dergleichen mehr entstehen könnten. Der Investitionsumfang
hierfür würde ungefähr 20 Milliarden US-Dollar umfassen. Investoren für die Bebauung des Nordens und des Südens von Palmnicken wurden
schon gefunden, einer von ihnen ist die „Moskommerzbank“. Großes Interesse
bekundeten auch deutsche Investoren, allen voran die „Beckergruppe“, deren
Inhaber der Ururenkel des Gründers von Palmnikken, Ludwig Becker, ist. Er ist
bereit, eine große Geldsumme in die Heimat seiner Ahnen zu stecken. Ähnliche Entwicklungen sind im benachbarten Kirpehnen festzustellen, wo der Kern der Glücksspielzone liegen soll. Bis jetzt gibt es dort nur halbzerstörte Gebäude und Felder, die von Unkraut überwuchert sind. Es heißt, daß alle Grundstücke dort, selbst die größten Wüsten, bereits zu Spitzenpreisen verkauft worden seien. Dennoch kann sich nicht jeder in diesem Dorf zu den Reichen zählen. Viele Einwohner dieser Orte sind skeptisch, ob diese rasante Entwicklung tatsächlich dazu führen wird, daß das verödete Dorf zur Metropole der Küste aufsteigt. Arbeit gibt es wie früher nur im Bernsteinkombinat und in Fischerkollektiven, die über ein oder zwei kleine Boote verfügen. Die Hoffnung zukünftig im Tourismus Lohn und Brot zu finden ist gering. Viel nehr wird befürchtet, daß sich Zugereiste aus Königsberg diese Arbeitsplätze unter den Nagel reißen werden. Deshalb ist die Bereitschaft gering, die bisherige Tätigkeit aufzugeben, um sich als Dienstleistungspersonal zu qualifizieren. Ihnen ist jedoch klar, daß ihre bisherige Lebensweise ein Ende haben wird. Das gefällt nicht allen, die Ortsbewohner haben sich in zwei Lager aufgespalten. Die einen wollen das Touristenparadies, die anderen hingegen wollen das, was sie haben, nicht aufgeben – ihre Häuser, die Gärten, ihre Grundstücke. Die Einwohner von Palmnicken befürchten zudem eine regelrechte Invasion von Glücksspielern, die, wie es heißt, eine Horde von Prostituierten und Drogenabhängigen nach sich ziehen. Eine extra gegründete Bürgerinitiative „Volk gegen eine Glücksspielzone!“ hat
bereits Unterschriftensammlungen für die Durchführung eines Referendums über die
Gründung einer Glücksspielzone im Königsberger Gebiet initiiert. Scharfe Kritik
an dem Plan, im Königsberger Gebiet eine Glücksspielzone einzurichten, übten
auch Wladimir Nikitin, Abgeordenter für das Königsberger Gebiet in der
Staatsduma, und der Metropolit von Smolensk und Königsberg, Kirill, der allein
die Idee „eine schreckliche Sünde“ nennt. Bislang haben sich schon mehrere tausend Menschen gegen die Errichtung einer Glücksspielzone in der Region ausgesprochen. Viele Königsberger sind besorgt, daß die Glücksspielzone die Kriminalität erhöhen wird. Überdies würde es nicht gelingen, ein baltisches Las Vegas auf ein paar Orte zu begrenzen, da man das ganze Gebiet in zwei bis drei Stunden durchfahren könne. Und das bedeute, daß so mancher es nicht schaffen würde, der Versuchung – dorthin zu fahren und sein „Glück“ zu versuchen – zu widerstehen. Unter roten Flaggen: Demonstration gegen die geplante Glücksspielzone im Königsberger Gebiet Foto: Tschernyschew |
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