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20.10.07 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-07 vom 20. Oktober 2007

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,

liebe Familienfreunde,

ich bin glücklich, meine Bitte wurde erfüllt: Es hat geklappt mit dem PAZ-Patenschaftsabonnement für unsere 96jährige, schwer behinderte Ostpreußin. Sofort war unser eifriger Leser, der „Wurstmaxe vom Spandauer Bahnhof“ telefonisch zur Stelle und teilte mir mit: „Wenn Se keenen andern finden, dann nehmen Se mich!“ Nicht nur, weil die alte Dame heute in Berlin lebt, sondern aus echter Hilfsbereitschaft – danke, lieber Manfred Stahl, wie auch für die vielen glänzenden Fotos, die Sie auf Ihren Ostpreußenreisen gemacht haben und die ein Spiegelbild des heutigen Lebens in unserer Heimat sind. Da aber auch weitere Leserinnen und Leser sich bereit erklärten, das Abo zu übernehmen, und noch immer Zuschriften kommen, ist die Entscheidung noch nicht gefallen, und so werde ich in der nächsten Ausgabe mehr darüber berichten.

Ich habe aber noch weitere Gründe zum Freuen und hoffe, daß ich sie auch unsern Lesern vermitteln kann. Und ebenfalls erfreut und wahrscheinlich noch mehr erstaunt wird der Gerontologe Stefan Jamin sein, der im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie über langlebige Deutsche, Schweizer und Österreicher nach dem steinalt gewordenen Masuren Friedrich Sadowski fragte, der mit seinen 111 Jahren in der 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts den deutschen Altersrekord hielt. Nun kann er seine fehlerhaften Unterlagen über den ostpreußischen Methusalem korrigieren mit einer Fülle von Angaben, wie sie authentischer nicht sein können, denn Frau Christel Koslowski hat den Alten gut gekannt und weiß viel über ihn zu berichten, so lebendig und lebensnah, daß ich ihre Ausführungen hier weitergeben will – wo findet man sonst eine Zeitzeugin, die sich bis in alle Einzelheiten an diesen sagenhaften Greis erinnern kann? Frau Koslowski geborene Bosk schreibt:

„Friedrich Sadowski mag wohl in Grünfließ geboren sein, aber die meisten Jahre seines langen Lebens verbrachte er in Willuhnen bei Saffronken im südlichen Teil des Kreises Neidenburg. Er hauste in einer kleinen Hütte auf dem Grundstück, das dem Bauern Mallek gehörte, mit einer Wiese und einem Bach. Sein ganzer Reichtum war eine Ziege, die er in einem Verschlag untergebracht hatte, wo sich auch das Plumsklo und Holzvorräte befanden. Mein Vater war Lehrer in Saffronken, und oft kam Sadowski an unserem Schulhaus vorbei, um bei den Dienstleuten Kartoffelschalen für seine Ziege zu sammeln. Manchmal hatte er einige Reisigbesen aus Birkenzweigen zum Verkauf oder Tausch dabei. Bei uns hackte er oft Holz für Essen, vor allem aber für Tabak oder eine Zigarre. Wir Kinder hatten eine fürchterliche Angst vor ihm. Er war ein kleines, verhutzeltes Männchen mit einem langen Bart und einer lauten polternden Stimme. An seinem 100. Geburtstag brachten wir Schulkinder ihm ein Ständchen, einen Korb Lebensmittel, eine Flasche Schnaps und eine Kiste Zigarren, die durfte nicht fehlen. Einmal war ich auch in seiner Behausung, deren Einrichtung aus Tisch, zwei Schemeln, Spind und einem selbstgebauten Doppelstockbett mit Strohsack bestand. In einer Ecke stand ein großer Herd, für die Beleuchtung sorgte eine Petroleumlaterne. Als er 105 Jahre alt war, brachte ihn mein Vater in ein Altersheim nach Neidenburg. Es war im Jahr 1930, als wir mit einem Wrack nach Neidenburg zur Schule fuhren, da sahen wir den Greis auf der Straße nach Saffronken: Er wollte meinen Vater besuchen! Er hatte den Weg von ganz alleine gefunden! Mit aller Gewalt wurde er in den Bus verfrachtet und zum Heim zurückgebracht. Von dort berichtete dann zwei Jahre später der Reichssender Königsberg anläßlich seines 107. Geburtstages.“

Damit enden die persönlichen Erinnerungen von Frau Koslowski an Friedrich Sadowski, weil die Familie in einen anderen Kreis zog. Für die Langlebigkeit der Ostpreußen bei voller geistiger Frische liefert diese Zeitzeugin den besten Beweis: Christel Koslowski leitet mit 90 Jahren die Johannisburger Gruppe in Berlin! Ich bin neugierig, was Herr Jamin wohl zu diesen großartigen Informationen sagt!
Noch weiter in die Vergangenheit zurück führte der Anruf von Herrn Horst Borowski aus Salzgitter-Bad, denn bei ihm handelt es sich um die Mutter des heute 81jährigen Lesers. Er erfolgte spontan, als Herr Borowski das Foto von den weißbeschürzten jungen Mädchen in Folge 37 sah, denn er glaubte auf ihm seine Mutter Hildegard Schwartz zu erkennen. Die aus Stuhm Gebürtige lebte auf Gut Ottoberg im Kreis Darkehmen (Angerapp) und hat als junges Mädchen die Landfrauenschule Kattenbühl bei Hedemünden besucht. Das muß seiner Meinung nach Anfang der 20er Jahre gewesen sein. Der Termin erscheint mir doch reichlich früh für diese Aufnahme, zumindest lassen die Frisuren der Schülerinnen eher einen späteren Zeitpunkt zu. Jedenfalls meint Herr Borowski, die zweite von links in der untersten Reihe sei seine Mutter. Wenn es sich tatsächlich um diese Landfrauenschule handelt, wäre das Foto also nicht in Ostpreußen gemacht. Ich reiche jedenfalls diese Information an das Kulturzentrum in Ellingen weiter, das uns die Aufnahme zu Suchzwecken überließ.

Man muß eben die PAZ mit Ostpreußenblatt lesen, dann stellen sich auch Erfolge ein! Das behauptet unsere Königsbergerin aus Kanada, Brigitte von Kalben, und sie kann es beweisen. Denn die ehemalige Herbart-Schülerin und ihre vier Klassenkameradinnen, die sich vor allem über unsere Ostpreußische Familie gefunden haben, sind nun zu sechst: Frau von Kalben schreibt: „Vier alte Weibsen waren aus dem Häuschen, als ich berichten konnte, daß sich Hannelore Raudszus, Tochter des Amtsverwalters der Königsberger Sternwarte, brieflich bei mir gemeldet hatte. Sie hatte die Mitteilung von einer Cousine aus Wernigerode erhalten, die Gott sei gelobt die PAZ liest. Bald reicht es zum angepeilten Klassentreffen. Vielleicht, vielleicht finden sich noch mehr dazu, schließlich sind wir Königsberger alten Mädchen noch zäher als Kruppstahl.“ Jedenfalls würden auch die reifer gewordenen Herbart-Schülerinnen des Jahrgangs 32 wahre Purzelbäume aus Freude schlagen, wenn sich jemand von diesen Ehemaligen melden würden: Elli Wilhelm, Anita Romeike, Waltraut Dressler, Irene Schulz, Inge Nippa, Gerda Weiß, Christel Krause und die Kölping-Zwillinge Inge und Waltraut. Den selben Vornamen trug damals auch die Schreiberin, wer erinnert sich an Waltraut Kohn? Vielleicht erhält sie nun wieder einen Anruf in Kanada, er kostet nicht viel, da Frau von Kalben gleich zurückruft. (Brigitte von Kalben, 361 East Avenue, West Hill, ON, MIC 2W5, Canada, Telefon 416 2 81 88 06, E-Mail: bvkalben@gmx.
de)

Wir haben in unserer heutigen Ausgabe ein ziemlich hohes Altersniveau, mich eingeschlossen, stelle ich gerade fest, denn auch Frau Karin zu Knyphausen gehört zu unseren reifen Jahrgängen, die aber unermüdlich für die Heimat tätig sind und ihr in einem langen Leben erworbenes und bewahrtes Wissen noch weiter vermitteln können. Wie zumindest jeder Rastenburger weiß, denn Frau von Knyphausen ist als Schriftleiterin redaktionell noch immer mit dem Heimatbrief „Rund um die Rastenburg“ beschäftigt. Sie wendet sich nun an mich und damit an unsere Ostpreußische Familie, weil ihre bisherigen Bemühungen in einem besonderen Fall, der Familienforschung betrifft, erfolglos waren. Besonders deshalb, weil er auch einen Zweig ihrer Familie berührt, denn die Suchende ist mit einem Neffen von Frau von Knyphausen verheiratet. Es handelt sich um Frau Marie Louise von Schack geborene Beauchemin, eine Kanadierin, die heute in der Schweiz lebt. Ihre Fragen führen nach Königsberg, denn ihre Mutter Lilian Beauchemin war eine geborene Wolff und kam aus einer alteingesessenen Königsberger Kaufmannsfamilie. Ihr Stammbaum ist – gemessen an anderen, uns im Rahmen der Familienforschung vorgelegten – sehr gut aufgestellt, er wurde in einem auf Familienrecherchen spezialisierten Londoner Unternehmen erarbeitet, weist daher nur wenige Lücken auf – und um diese geht es.
Frau von Schaacks Großvater war Philip Robert Wolff, * 30. Januar 1878, Sohn des Kaufmanns Jacob Rudolf Wolff, * 11. Februar 1841, ausgewandert nach England, dort 1873 eingebürgert. Sein Vater war der Kaufmann Jacob Heinrich Gustav Wolff, * 1799 in Königsberg, verheiratet mit Johanna Mathilde Scherres aus Wulthöfen bei Kaymen. Er hatte das Geschäft in der Kneiphöfischen Langgasse von seinem Vater Jacob Gottard Wolff, * 16. September 1764 in Königsberg, verheiratet mit Maria Frederika Charlotta Wolff, übernommen. Auf diesen Ur-Ur-Ur-Großvater konzentrieren sich nun die Fragen von Frau von Schack. Er hatte mehrere Söhne: Carl Eduard, * 1797, die Zwillinge Hermann Ludwig und Otto Ferdinand, * 1803, Franz Theodor, * 1805, und den schon erwähnten Jacob Heinrich Gustav Wolff. Dieser hatte außer Jacob Rudolf – den Urgroßvater von Frau von Schack – noch einen weiteren Sohn, Jacob Heinrich Theodor Gustav Wolff, * 1837. Gesucht werden nun Nachkommen der Genannten, die übrigens alle in der Alstädtischen Kirche getauft wurden, oder Informationen über die Großfamilie. Bei der Fülle von Namen dürfte Frau von Schack doch einige Zuschriften erhalten, denn es ist anzunehmen, daß einige der Genannten und ihre Nachfahren – vielleicht auch als Kaufleute – in Königsberg lebten. (Marie Louise von Schack, Montolieu 71 in CH – 1010 Lausanne, Schweiz, Telefon 00 41-21-653 40 47, Fax: 00 41-21-653 42 77, E- Mail: vschack@bluewin.ch)

Vor drei Jahren haben wir die Frage von Herrn Franz Werner Berg nach Fotos aus dem alten Königsberg, die er für seine Familienchronik benötigte, veröffentlicht. Darunter war auch eine Spezialfrage nach dem Wohnkomplex der Wohnstätten m. b. H. im Samlandweg 17-41 oder Schindekopstraße 10, 14, 16 und 22. Franz Werner Berg wohnte damals mit seiner Mutter Samlandweg 25, war aber von Kriegsbeginn bis zum bitteren Ende, bei dem auch seine Mutter in Metgethen umkam, im Kriegsdienst. Somit kam er nicht mehr in seine Heimatstadt zurück. Zu der Frage nach dem Gebäudekomplex, der auch den Preylerweg, eventuell auch die Schindekopfbrücke mit einschließt, meldeten sich zwei Königsberger, die ihm Fotos aus der heutigen Zeit anboten. Diese sind für Herrn Berg aber wenig wertvoll, da die Russen den Gebäudekomplex abrissen und an seiner Stelle einen Fabrikbau errichteten. Vielleicht besitzt doch noch jemand aus unserem Leserkreis Fotos von dem alten Gebäudekomplex, für Herrn Berg wären diese Aufnahmen sehr wichtig. (Franz Werner Berg, DKV-Residenz, App. 224, Am Wandrahm 40-43, Telefon: 04 21 / 178 31 94.)

Frau Renate Lohs aus Chemnitz hat schon auf Flohmärkten, Bibliotheken und Antiquariaten nach Büchern der masurischen Schriftstellerbrüder Fritz und Richard Skowronnek gesucht – leider vergeblich, ihre Werke sind dort so gut wie unbekannt. Weil die im Forsthaus Schuiken geborenen Förstersöhne in ihrer Heimatstadt Lyck das Gymnasium besuchten, ist Frau Lohs besonders an allen Werken der Skowronneks interessiert. Ihre zahlreichen Romane, Novellen und Dramen, die immer wieder die Landschaft und die Menschen ihrer Heimat zum Thema haben, sind heute eine Fundgrube für alle Masurenforscher. Einige Erzählungen und Naturschilderungen sind auch in Anthologien und Jahrbüchern zu finden. Wer gibt Frau Lohs Hinweise für einen Erwerb der Bücher oder überläßt ihr die im eigenen Besitz befindlichen Exemplare? (Renate Lohs, Straße der Nationen 40, 09111 Chemnitz.)

Eure
Ruth Geede


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