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27.10.07 / Schloß: Wer kommt in die Jury? / Das wichtigste Bauprojekt der Hauptstadt geht Anfang November in die nächste Etappe

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-07 vom 27. Oktober 2007

Schloß: Wer kommt in die Jury?
Das wichtigste Bauprojekt der Hauptstadt geht Anfang November in die nächste Etappe
von Peter Westphal

Für die Rekonstruktion des Berliner Stadtschlosses steht Anfang November die nächste Entscheidung an. Dann will das federführende Bundesbauministerium den Architektenwettbewerb ausloben. An den Ausschreibungsunterlagen wird derzeit ebenso noch gearbeitet wie an der Zusammensetzung der 15köpfigen Jury.

Dem Gremium werden acht Fachpreisrichter (Architekten) und sieben Sachpreisrichter (Politiker und spätere Nutzer) angehören. Beide Faktoren, Ausschreibungstext wie Jurybesetzung, werden in maßgeblicher Weise die künftige Gestaltung des Schloßareals vorwegnehmen. Allen Unkenrufen zum Trotz ist jedoch davon auszugehen, daß die Moderne – mit Ausnahme des zur Spreeseite zeigenden Ostflügels mit der einstigen Renaissance-Fassade – in der Außenansicht kaum eine Chance haben wird. Dies bekräftigte Mitte Oktober nochmals der Berliner Staatssekretär für Kultur, André Schmitz, der auch dem Preisgericht für den Architetkenwettbewerb zum Schloßnachbau angehören wird. Wie – laut Presseberichten – das Bundesbauministerium, so spricht sich auch Schmitz vorbehaltlos für die weitestgehende historische Wiederherstellung der drei Barockfassaden aus. Auch der Schlüterhof soll wiedererstehen. Freilich ist dies auch durch zwei vorhergehende Beschlüsse des Bundestages vorgeschrieben.

Nachdem aus dem Bundesministerium auch Stimmen für eine eher modernistische Lösung zu vernehmen waren, wies Bundeskulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) noch einmal in aller Deutlichkeit auf den Parlamentsbeschluß von 2002 hin, der eine historische Rekonstruktion vorschreibt. Nach Auskunft des Bundesbauministeriums werden der Jury auch der Initiator zum Wiederaufbau des Schlosses, Wilhelm von Boddien, sowie der den Förderverein beratende Architekt Rupert Stuhlemmer angehören. Laut Staatssekretär Engelbert Lütke-Daldrup soll auch Michael Petzet, Präsident der Denkmalschutz-Organisation Icomos, eingeladen werden. Diese Sachverständigen würden ihre „besondere Kompetenz für die Gestaltung der historischen Fassaden einbringen“.

Die Neuausrichtung bei der Juryfindung ist eine Reaktion auf die Kritik von Bundestagsabgeordneten an der ursprünglich geplanten Jury-Zusammensetzung. Hier dominierten vor allem Modernisten. Eine spannende Frage dürfte sein, in welcher Form im Ausschreibungstext die Wiedererrichtung der Kuppel berücksichtigt wird. Laut Kulturstaatssekretär und Jury-Mitglied Schmitz wird in der Auslobung des Wettbewerbs nur empfohlen zu prüfen, „ob man eine Kuppel wieder errichten kann“.

Fast vergessen scheint indes die Aufregung vor einigen Wochen, als der Großteil der Berliner Presse – offenbar ungeprüft – eine Pressemitteilung der Linkspartei übernahm, die abermals versuchte, den Wiederaufbau des Berliner Schlosses zu sabotieren. Unter der Überschrift „Schloß auf Eis gelegt“ wurde ein normaler Beratungsvorgang zwischen dem Haushaltsausschuß des Bundestages und dem Bundesbauministerium zum Anlaß genommen, um die Öffentlichkeit irrezuführen. Dabei beließen es die Postkommunisten nicht nur bei der Unterstellung, der Förderverein könnte die Spendensammlung von 80 Millionen niemals aufbringen. Sie versprachen zudem, den Beitrag des Landes Berlin auf 64 Millionen Euro zu verdoppeln, falls die Schloßfassade zugunsten einer „modernen“ Front wegfiele.


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