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27.10.07 / Voller Eis und Felsen / Kaiser-Franz-Joseph-Land

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-07 vom 27. Oktober 2007

Voller Eis und Felsen
Kaiser-Franz-Joseph-Land

Klimawandel, Erderwärmung, Abschmelzen der Gletscher und Pole, Überschwemmungen nach heftigen Regenfällen selbst in unseren Breiten – das alles beunruhigt die Deutschen kaum. Sie ignorieren den weltweiten Klimawandel, der von Wissenschaftlern heraufbeschworen wird. Eine Sommerurlaubsstudie des Europäischen Tourismus Instituts (ETI) in Trier ergab, daß 93 Prozent der Deutschen sich nicht von dieser Diskussion haben beeinflussen lassen, wenn es um ihre Urlaubsplanung ging. Nur wenige hätten bewußt auf Flugreisen verzichtet und sich für ein näheres Reiseziel entschieden.

Nah ist es nicht und um einen Urlaub handelte es sich auch nicht, als Helfried Weyer, der Fotograf aus dem ostpreußischen Angerburg, der heute in Buxtehude lebt (wenn er denn überhaupt einmal in Deutschland weilt), und der Fernsehjournalist Peter von Sassen, bekannt durch seine packenden Reportagen im dritten NDR-Programm („NordseeReport“), sich auf den Weg in den hohen Norden machten. „... mehr als 200 Inseln, 16000 Quadratkilometer Land unter dem Eis, tausend und mehr Eisbären, hunderte von Walrossen, Millionen arktische Seevögel – und nur etwa 30 Menschen! So ist das wunderbare nach Franz Joseph, dem letzten Kaiser der k. u. k. Donaumonarchie benannte Land am Nordpol: abgeschieden, einsam, nahezu unbekannt“, schwärmt Victor Boyarsky, Direktor des Russian State Museum of Arctic and Antarctic in St. Petersburg und Expeditionsleiter der Reise zum nördlichsten Archipel der Welt, im Vorwort zu einem Buch aus dem Nicolai Verlag, das einfühlsame Texte und brillante Farbfotografien von dieser Reise versammelt. Jahrzehntelang war dieses Gebiet absolutes Sperrgebiet der Russen gewesen und von großer militärischer Bedeutung, denn von dort aus konnte man die gesamte Arktis kontrollieren. Seit kurzem ist es möglich, dieses Gebiet zu bereisen.

Mit dem Eisbrecher „Kapitan Dranitsyn“ ging es in diese rauhe Welt voller Eis und Felsen. Eine Welt, die aber durchaus ihre Reize hat, vorausgesetzt man hat ein Auge für die Schönheit der schroffen Natur, für den tiefblauen Himmel über endloser weißer Weite, für seltsame Gesteinsformationen, für farbenprächtige Felsen mit seltsamen Ablagerungen, für Moospolster und Polarmohn, die in der Nähe von Bächen und Tümpeln zu finden sind.

Die meisterhaften Fotos von Helfried Weyer erschließen dem Betrachter diese Welt, die eisig ist und zugleich faszinierend und grandios.

Peter von Sassen erzählt in seiner unnachahmlich ruhigen Art von der Stimmung an Bord, von der Begegnung mit der Arktis, aber auch von den Männern, die vor 130 Jahren dieses Land entdeckten. Im harmonischen Zusammenspiel von Text und Fotos ist ein Buch entstanden, das die vergessenen Inseln im Eis durchaus bekannter machen könnte. os

Helfried Weyer, Peter von Sassen: „Vergessene Inseln im Eis. Eine Expedition ins Kaiser-Franz-Joseph-Land“, Nicolai Verlag, Berlin, 160 Seiten, 120 Abb., geb., 34,90 Euro, Best. Nr. 6410


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