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27.10.07 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-07 vom 27. Oktober 2007

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied, liebe Familienfreunde,

zwei gute Nachrichten vorweg. Ganz unerwartet ist es doch gelungen, im Ostheim in Bad Pyrmont noch einen Termin für ein Seminar zu bekommen, auf dem wir einige Themen behandeln werden, die wir für das Symposium über „Die Flucht“ terminiert hatten. Letzteres ist nicht aufgehoben, sondern nur aufgeschoben, es ist nun für einen Zeitpunkt im ersten Quartal 2008 eingeplant, weil sich neue Programmpunkte ergeben haben. Da es wegen der Themenfülle als viertägiges Symposium konzipiert wurde, war ein früherer Zeitpunkt leider nicht realisierbar. Wir werden rechtzeitig und ausführlich über das geplante Symposium berichten. Jetzt haben wir aber kurzfristig ein dreitägiges Seminar – von Freitag, den 23. bis Sonntag, den 25. November 2007 – auf dem Programm, das wieder ein richtiges Treffen der Ostpreußischen Familie werden soll, auch mit aktuellen Themen, die sich aus unserer „Familien“-Arbeit ergeben, und mit regem Gedanken- und Erfahrungsaustausch. Weil es aber das letzte Wochenende vor dem Ersten Advent ist, sollen auch heimatliche Abendstunden zur Entspannung beitragen, deshalb haben wir es „Adventsseminar der Ostpreußischen Familie – Flucht und Vertreibung“ betitelt. Dies als  Vorinformation, damit interessierte Leserinnen und Leser rechtzeitig planen können. Das vollständige Programm und weitere Informationen werden wir in der nächsten Ausgabe veröffentlichen.

Die zweite gute Nachricht: Die 98jährige Ostpreußin, die so gerne unsere Zeitung lesen möchte, aber aus finanziellen Gründen darauf verzichten muß, können wir mit einem Patenschafts-Abonnement beglücken. Es hatten sich einige Hilfsbereite gemeldet, die es übernehmen wollten. Unser Chefredakteur Klaus Voss und ich haben eine Leserin aus Bonn als Spenderin gewählt. Wir danken ihr wie auch allen anderen Leserinnen und Lesern für die Bereitwilligkeit, einer so hochbetagten, schwerbehinderten Ostpreußin ein Stückchen bewahrte Heimat zu geben – das ist unser Ostpreußenblatt nun einmal.

Ein Schiff wird kommen – zwar erst zur nächsten Kieler Woche, aber die Bugwellen eilen schon voraus. Denn es handelt sich um ein Schiff, das sich in die Annalen der größten Rettungsaktion der Geschichte, die „Rettung über See“, eingeschrieben hat, wenn auch erst in ihrem letzten Kapitel, nachlesbar aber anscheinend in keiner veröffentlichten Dokumentation. Das liegt wohl darin, daß der historische Dampfeisbrecher weder zur Kriegs- noch zur Handelsmarine gehörte, 1945 in Hamburg stationiert war und erst während der letzten Kampftage im Mai zum Einsatz kam. So wie das Schiff seine Flagge im Laufe seiner langen Geschichte wechselte, änderte sich auch sein Name. Heute heißt es „Kuna“, der polnische Name für Marder, wie das Schiff wohl während der Rettungsaktion hieß. Erbaut wurde es 1884 auf der Danziger Schiffswerft und Kesselschmiede F. Devrient für die Königlich-Preußische Weichselstrombauverwaltung und erhielt den Namen „Ferse“ nach einem Nebenfluß der Weichsel. Es blieb auch dort im Einsatz, als Danzig Freistaat wurde und während des Zweiten Weltkrieges bis zum bitteren Ende. Nachdem die Briten das Schiff in die Royal Navy eingegliedert hatten, übergaben sie es 1947 der polnischen Verwaltung, die es wieder auf der Weichsel einsetzte. 1965 kam dann das Aus für die „Kuna“, sie wurde ausgeschlachtet. Der Rest lag in Gorzow unter Wasser, bis 1998 dort ein „Verein der Wasserfreunde“ gegründet wurde, dessen Mitglieder sich des Wracks annahmen und es in sieben langen Jahren nach den Originalplänen restaurierten. Heute dient die „Kuna“ als Ausbildungsschiff und ist zugleich ein schwimmendes Museum, das seine wechselvolle Geschichte dokumentiert.

Und die will es nun auch auf der nächsten Kieler Woche, die vom 21. bis 29. Juni 2008 stattfindet, interessierten Besuchern aufzeigen. Initiator für diese Aktion ist Dr. Jürgen D. Berndt aus Kiel, der damit eine Plattform für einen Austausch von Gedanken und Erinnerungen schaffen will. Kapitän Hopfer und seine kleine Crew werden die „Kuna“ über die norddeutschen Wasserstraßen von Berlin – wo im Mai das Schiff im Historischen Hafen vor Anker ging und schon viele Besucher zählen konnte – über Havelberg, Hamburg und Brunsbüttel nach Kiel bringen. Alle administrativen Hürden sind dank Mithilfe von Wasser- und Schiffahrtsdirektionen Ost und Nord sowie des Bundesverkehrsministeriums schon genommen. Damit ist ein Teil der selbst gewählten Rolle, die Herr Dr. Berndt in dieser Aktion einnimmt, bereits erfüllt. Nun hofft er auf Bestätigung seiner ideellen Vorgaben: Eine Verbindung vom Einst zum Jetzt zu schaffen, und dazu gehört auch, die Vergangenheit zu erhellen und dadurch neue Erkenntnisse zu gewinnen. Deshalb hat er sich an uns gewandt und bewußt diesen frühen Zeitpunkt gewählt, denn er hofft, daß sich noch Leserinnen und Leser an die frühere „Marder“ / „Ferse“ erinnern, vielleicht sogar durch sie gerettet wurden. Es könnten Flüchtlinge aus Ostpreußen sein, die bis Danzig gekommen waren, Westpreußen und Danziger, die bis zuletzt ausgeharrt hatten und nun Anfang Mai eine der letzten Möglichkeiten zur Flucht über See sahen. Vielleicht meldet sich auch jemand von der damaligen Besatzung oder andere Zeitzeugen, die sich an den Einsatz des Eisbrechers in deutscher Zeit erinnern und zur Aufarbeitung seiner Geschichte beitragen könnten. (Dr. Jürgen D. Berndt, Rathausstraße 26, 24103 Kiel, Telefon 04 31/ 9 66 22, Fax 04 31/ 9 65 65.)

Eure Ruth Geede


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