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03.11.07 / Als Volkswagen keine AG war / Vom Gründungsjahr 1938 bis 1960 hatte VW noch nicht die Form einer Aktiengesellschaft

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-07 vom 03. November 2007

Als Volkswagen keine AG war
Vom Gründungsjahr 1938 bis 1960 hatte VW noch nicht die Form einer Aktiengesellschaft
von Manuel Ruoff

Analog zum Volksempfänger sollten die Volksgenossen auch einen Volkswagen erhalten. Bereits keine zwei Wochen nach seiner Ernennung zum Reichskanzler forderte Adolf Hitler auf der Automobilausstellung in Berlin eine Motorisierung des Volkes. Hierfür sollte Ferdinand Porsche ein vollwertiges Auto für unter 1000 Reichsmark konstruieren. Da die Automobilindustrie berechtigte Zweifel hatte, Porsches Konstruktion für unter 1000 Reichsmark bauen zu können, winkte sie ab. Hitler beauftrage deshalb die Deutsche Arbeitsfront, das größte Automobilwerk Europas zu bauen und dort anschließend die Massenproduktion der Porschekonstruktion zu betreiben. 1937 wurde hierfür die „Gesellschaft zur Vorbereitung des Deutschen Volkswagens mbH“ gegründet. Vorbild war bei alledem River Rouge von Ford in der Neuen Welt. Hierzu wurden extra Deutsch-Amerikaner zur Rückkehr aus den USA nach Deutschland geworben.

Ehe es jedoch zur geplanten Massenproduktion des Volkswagens kommen konnte, brach der Zweite Weltkrieg aus. Neben diversen anderen Rüstungsgütern wurden in der Kriegszeit Kübelwagen und Schwimmwagen hergestellt. Trotz der geostrategisch günstigen Lage war das Werk diversen Luftangriffen ausgesetzt, deren Spuren sich heute noch im Werk finden.

Nach dem Krieg gehörte die teilweise zerstörte Fabrik zur britischen Besatzungszone. Die englische Automobilindustrie war weder an der Demontage noch an der Zerstörung des Werkes interessiert, da sie den Volkswagen weder produzieren wollte noch als Konkurrenten fürchtete. Anfänglich hielt sich das Werk über Wasser, indem es für die Besatzungssoldaten Fahrzeuge erst reparierte und dann auch produzierte. Schließlich wurden auch für den zivilen Markt Käfer produziert, wobei wegen der Armut der Nachkriegsdeutschen und deren Devisenmangel der Export eine wichtige Rolle spielte. Dieses alles geschah unter dem Kommando des britischen Majors Ivan Hirst. Hirst war es auch, der den Techniker Heinrich Nordhoff, der zuvor bei Opel tätig gewesen war, nach Wolfsburg holte. Die Idee, die vom Volkswagenwerk gesehen auf der anderen Seite des Mittellandkanals gelegene Werkssiedlung nach der nahegelegenen Wolfsburg zu nennen, stammt übrigens auch von den Briten. Die Nationalsozialisten hatten sie noch Stadt des KdF-Wagens genannt. 1948 wurde Nordhoff Generaldirektor.

Ein Jahr später, nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland, kam das Unternehmen unter die Treuhänderschaft des Bundes und des Landes Niedersachsen und wurde als Volkswagenwerk GmbH geführt. Bereits 1955 konnte in Wolfsburg die Fertigstellung des 1000000. Volkswagens gefeiert werden. 1960 kam das Ende der GmbH. Das Volkswagenwerk wurde eine Aktiengesellschaft.

Heute ist das Volkswagenwerk in Wolfsburg ein Werk der Superlative. Es ist das größte Automobilwerk unter einem Dach. Die Werksfläche ist ungefähr so groß wie Gibraltar, die überdachte Hallenfläche hat in etwa die Ausmaße des Fürstentums Monaco. Hier wurde das meistproduzierte Fahrzeug der Welt, der VW-Käfer, hergestellt. Formal ist der Rekord vom Golf und dem Corolla von Toyota inzwischen gebrochen worden – aber kann man bei den diversen Generationen dieser beiden Modelle noch von einem Fahrzeug sprechen?


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