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03.11.07 / Angst vor der Inflation / Alles wird teurer und das Geld weniger wert, doch wie dramatisch ist die Lage wirklich?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-07 vom 03. November 2007

Angst vor der Inflation
Alles wird teurer und das Geld weniger wert, doch wie dramatisch ist die Lage wirklich?
von Rebecca Bellano

Benzin, Öl und Strom werden stetig teurer, Milchprodukte wurden im Preis stark heraufgesetzt, auch andere Lebensmittel kosten mehr, und ein Ende der Kostenspirale ist derzeit nicht in Sicht. Vom größten Preisschub seit 1994 ist die Rede. Und das sagt nicht irgendwer, sondern der Präsident der Deutschen Bundesbank, Axel Weber.

Inflation heißt das Wort, welches nun seit einiger Zeit durch die Nachrichten wabert, und geschichtsbewanderte Zeitgenossen sehen automatisch alte schwarzweiß Fotos aus Weimarer Zeiten vor ihrem inneren Auge auftauchen. Dort sieht man Menschen, die mit Schubkarren Geld transportieren, und Scheine, auf denen der Betrag 20 Milliarden Reichsmark vermerkt ist.

Inflation steht für Geldentwertung durch steigende Preise bei gleichbleibendem beziehungsweise nicht schnell genug steigendem Einkommen. Doch steht uns das jetzt bevor?

Experten beruhigen und führen dabei auch zahlreiche Gründe an, die ihre Sicht der Dinge nachvollziehbar machen. Derzeit leiden vor allem Rentner, Sozialhilfe-Empfänger und Geringverdiener unter der Tatsache, daß die Preise steigen. Das liegt vor allem daran, daß der Anteil ihres Einkommens, der für Grundausgaben wie Lebensmittel und Energie ausgegeben wird, höher ist als bei Normal- oder Gutverdienern. Doch allgemein gilt: Lebensmittel machen nur noch einen kleinen Teil der monatlichen Ausgaben aus, denn Nahrung und Getränke sind in den letzten Jahrzehnte deutlich billiger geworden, so daß selbst die derzeitigen Erhöhungen den Preisvorteil nicht wettmachen. Während 1980 noch 20 Prozent des Einkommens für Essen und Trinken ausgegeben wurden, sind es jetzt nur noch zehn Prozent. Ein Blick auf den Verbraucherpreisindex zeigt, daß während der Gesamtwert von 1992 bis heute um 30 Prozent anstieg, sich der Preisindex für Nahrungsmittel nur um 15 Prozent erhöhte.

Doch das sind Zahlen, die dem Verbraucher jetzt bei seinen Einkäufen wenig helfen. Da er mehrmals wöchentlich Lebensmittel einkauft und diese teurer geworden sind, hilft es ihm auch nicht, daß der sogenannte Warenkorb, mit dem die Statistiker die Preisveränderungen bewerten, besagt, daß Reisen, Fernseher und Textilien günstiger geworden sind, schließlich kauft er sich derartiges nicht jeden Tag.

Allerdings beruhigt ein Blick auf die Inflationsraten der Vergangenheit. Während die Geldentwertung momentan bei 2,4 Prozent liegt, lag sie 1973 bei 7,1 Prozent oder 1981 bei 6,3 Prozent. Damals ging die Welt auch nicht unter. Auch zeigt sich, daß trotz Lohnzurückhaltung der letzten Jahre ein Arbeitnehmer heute deutlich weniger Arbeitsstunden im Betrieb verbringen muß, um sich letztendlich mehr zu leisten als in allen Jahrzehnten zuvor.

Langfristige Sparer beruhigt all das jedoch wenig. Wer sein Geld vor zwei Jahren für den bei konservativen Sparprodukten damals üblichen Zinssatz von knapp über zwei Prozent angelegt hat, muß nach Abzug der Inflationsrate von 2,4 Prozent bedauerlicherweise einen Verlust hinnehmen. Da die Zinssätze allerdings selbst bei sicherheitsbezogenen Bank-Produkten im letzten Jahr deutlich angestiegen sind, kann auch jener ohne Verlust vorsorgen, der das Risiko von Aktien scheut.

Außerdem darf man nicht vergessen, daß die derzeitig erhöhte Preissteigerung auch auf einen einmaligen Effekt zurückzuführen ist: Die Mehrwertsteuer wurde schließlich zum 1. Januar auf 19 Prozent angehoben.

Doch bei aller Beschwichtigung: Die Angst bleibt. Dies mag daran liegen, daß viele Preiserhöhungen eben von außen nach Deutschland hereingetrieben werden und der einzelne Bürger sich dem hilflos ausgeliefert fühlt: Benzinpreise werden wegen dubioser arabischer Krisenszenarien in die Höhe getrieben und Milchprodukte werden wegen angeblich erwachtem Milchdursts der Asiaten teurer.

Aufgrund dieses Gefühls des Ausgeliefertseins verweisen Experten auf eine andere Gefahr: Um den Menschen den Eindruck zu geben, daß man sich ihrer Ängste annimmt, könnten Politiker sich sozialen Wohltaten hingeben, die wiederum den kleinsten Aufschwung im Keim ersticken würden. Das Hamburger Programm der SPD weist bereits in diese Richtung.


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