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10.11.07 / Mutter Maria Merkert seliggesprochen / Mitbegründerin der Kongregation der Schwestern von der heiligen Elisabeth starb vor 135 Jahren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-07 vom 10. November 2007

Mutter Maria Merkert seliggesprochen
Mitbegründerin der Kongregation der Schwestern von der heiligen Elisabeth starb vor 135 Jahren
von Corinna Weinert

Mutter Maria Louise Merkert, die Mitbegründerin der Kongregation der Schwestern von der heiligen Elisabeth, ist in ihrer Heimatstadt Neisse seliggesprochen worden. Die Seligsprechung erfolgte durch Kurienkardinal Jose Saraiva Martins, den Präfekten der vatikanischen Kanonisierungskongregation in Rom. An den Feierlichkeiten in Neisse nahmen rund 15000 Gläubige teil. Engagierte Jugendliche und Pfadfinder leiteten den Pilgerverkehr. Sie verteilten Broschüren mit der Beschreibung der anstehenden Messe und Seligsprechung sowie Ortskarten und Halstücher mit einem Abbild der Seligen. Erste Elisabeth-Schwestern fanden sich bereits gegen 7.30 Uhr in der Jakobuskirche ein, um an der meditativen Einstimmung teilzunehmen. Der Klerus und die Honoratioren trafen sich in der Peter-und-Paul-Kirche, da der Platz in der Jakobuskirche für die vielen Menschen nicht ausreichte. Von dort zogen sie dann in Richtung Jakobuskirche, wo um 10 Uhr die Messe begann. Die mehrsprachige Liturgie wurde auf drei Großbildschirmen vor der Kirche übertragen. Rund 1000 Elisabeth-Schwestern aus aller Welt, mehrere Dutzend Bischöfe und über 300 Priester wohnten dem Ereignis bei.

Nachdem Maria Louise Merkert zu einer Seligen erklärt worden war, wurde auf der linken Seite neben dem Altar ihr Porträt enthüllt. Das gemalte Bildnis zeigt Mutter Maria Merkert barfüßig, wie sie einer armen Frau die eigenen Schuhe gibt. Die Dienerin Gottes wurde schon zu Lebzeiten als „Mutter der Armen“ und „schlesische Samariterin“ verehrt. Um die Beatifikation hatte Erzbischof Alfons Nossol aus Oppeln gebeten, der das Verfahren bereits 1985 mit dem Verweis einleiten ließ, daß Mutter Maria Louise Merkert durch die ihr zugeschriebene Wunderheilung an einer ihrer Mitschwestern im Ruf der Heiligkeit starb.

Maria Louise Merkert wurde am 21. September 1817 als zweite Tochter von Karl Anton Merkert und seiner Frau Maria Barbara in Neisse geboren. Noch ehe Maria Louise ein Jahr alt war, starb der Vater. Maria Louise und ihre vier Jahre ältere Schwester Mathilde wuchsen in materiell bescheidenen Verhältnissen auf, jedoch waren Kindheit und Jugend der Mädchen reich an sozialen und religiösen Welterfahrungen. Von der tief gläubigen Mutter erhielten sie eine solide christliche Erziehung und lernten, aufmerksam für die Notlagen anderer zu sein. Regelmäßig ging die Mutter mit den Mädchen zu Kranken und beherbergte in Kriegs- und Krisenzeiten Obdachlose, denn es gab noch keine geregelte gesundheitliche und soziale Versorgung.

Nach Abschluß der Schule blieb die heranwachsende Maria Louise bei der nun selbst an Tuberkulose leidenden Mutter, um sie zu versorgen. Als die Mutter 1842 starb, faßte die mittlerweile 25jährige den Entschluß, sich fortan ganz den armen und notleidenden Menschen ihrer Stadt zu widmen. Zusammen mit ihrer Schwester Mathilde und ihrer ehemaligen Schulkameradin Franziska Werner schloß sie sich Clara Wolff an, die sich um verlassene Kranke in deren Wohnungen kümmerte. Am 27. September 1842 gründeten die vier Frauen, die miteinander wie in einem Orden lebten, in Neisse einen Verein für die Pflege von hilflosen Kranken und legten damit das Fundament für die künftige Kongregation der Schwestern von der heiligen Elisabeth.

Trotz Anerkennung in der Bevölkerung gab es ab 1846 Widerstände von kirchlicher Seite. Die Frauen wurden gedrängt, sich den Borromäerinnen anzuschließen, die sich vor allem der Pflege von Kranken in Kliniken widmeten. Maria Louise Merkert trat auf priesterlichen Rat Ende 1846 zusammen mit Clara Wolf in das Noviziat der Schwestern vom heiligen Karl Borromäus in Prag ein. Mathilde Merkert, die sich mit Typhus infiziert hatte, war kurz zuvor ihrer Krankheit erlegen.

Nach mehr als dreijähriger Tätigkeit in verschiedenen Krankenhäusern der Borromäerinnen verließ Maria Louise Merkert das Noviziat, weil sie erkannt hatte, daß sie dort ihrer persönlichen Berufung nicht folgen konnte. Clara Wolff war aus dem gleichen Grund schon früher gegangen und hatte sich in Habelschwerdt wieder der ambulanten Pflege von Kranken zugewandt. Bei einem ihrer Krankenbesuche verunglückte Clara Wolff mit dem Fuhrwagen tödlich. Ende 1850 nahm Maria Louise Merkert die Tätigkeit in der ambulanten Pflege ebenfalls wieder auf. In ihrer Heimatstadt Neisse schloß sie sich erneut mit Franziska Werner zusammen. Die beiden Frauen stellten den durch sie gegründeten Verein unter das Patronat der heiligen Elisabeth. Bald kamen weitere Frauen hinzu, um das fromme sozial-engagierte Leben zu teilen.

1859 erhielten die 60 Schwestern der mittlerweile elf Niederlassungen durch Fürstbischof Heinrich Förster die kirchliche Anerkennung. Maria Louise Merkert wurde im selben Jahr Generaloberin, im darauffolgenden Jahr legte sie mit den ersten 25 Schwestern die Ordensgelübde ab. 1864 folgte mit der Bewilligung der Körperschaftsrechte durch den preußischen König Wilhelm I. dann auch die staatliche Anerkennung.

Die Gemeinschaft wuchs. Unter der Leitung von Mutter Maria Louise Merkert, wie nun die Bezeichnung der Generaloberin lautete, dehnte sich die Arbeit der Schwestern auf verschiedene Bereiche aus: Altenheime, Hospitäler, Kinderheime, Kindergärten und Haushaltungsschulen wurden eröffnet. Ab 1866 sandte die Ordensgemeinschaft die ersten Schwestern ins Ausland. Mutter Maria Louise Merkert lag insbesondere aber auch der Einsatz in der Diaspora, den Niederlassungen in Berlin, Hamburg und Sachsen am Herzen.

1871 erhielten die Schwestern der heiligen Elisabeth durch Papst Pius IX. das Belobigungsdekret; hierdurch war die Gemeinschaft der Schwestern nun eine Kongregation päpstlichen Rechts. Das spornte Mutter Maria Louise Merkert an, neue Aufgaben zu übernehmen; mit all ihrer Kraft wollte sie die barmherzige und grenzenlose Liebe Gottes bezeugen.

Am 14. November 1872 starb Mutter Maria Louise Merkert. Die beliebte Generaloberin der Kongregation der Schwestern von der heiligen Elisabeth wurde in ihrer Heimatstadt Neisse auf dem Jerusalemer Friedhof beigesetzt. 1964 hat man im anhaltenden Ruf der Heiligkeit von Mutter Maria Merkert die sterblichen Überreste in die Jakobuskirche überführt, um Einsatz und Wirken der vorbildhaften Dienerin Gottes zu würdigen.


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