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17.11.07 / Bitter

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-07 vom 17. November 2007

Klaus D. Voss:
Bitter

Man darf nicht versuchen, in einem Satz mit den Wörtern „sechs Jahre Zwangsarbeit in Sibirien“ und „1500 Euro Einmalzahlung“ Begriffe wie Wiedergutmachung oder Gerechtigkeit unterzubringen – es wäre der reine Hohn. Deutsche Opfer aus den Kriegszeiten werden schlecht behandelt.

Am längsten von allen Verschleppten mußten die Frauen auf Anerkennung ihres Leids warten, die unter der Bezeichnung „Zivildeportierte / Oder- Neiße“ geführt werden. Die deutschen Frauen und Kinder, die nach dem Krieg von den Sowjets aus Regionen östlich von Oder und Neiße zur Zwangsarbeit deportiert wurden und später in die DDR zurückkehren mußten, wurden ein Leben lang bestraft. Erst hatten sie auf SED-Befehl zu verheimlichen, was Zwangsarbeit in Sibirien wirklich hieß. Nach dem Fall der Mauer blieb der häßliche Streit mit der Bürokratie, weil diese Deportierten weder als Kriegsheimkehrer (West) noch als SED-Opfer (Ost) einzuordnen waren.

Das Kabinett Kohl ließ seine Zeit vergehen, die rot-grüne Koalition hatte keine Eile. Erst jetzt, nach 17 Jahren Fleißarbeit einiger weniger Parlamentarier, werden die Gesetze angepaßt: Die Heimkehrerstiftung wird aufgelöst und mit der DDR-Opferhilfe zusammengefaßt.

Wenn erst einmal alle Bestimmungen dazu formuliert sind, können auch die Oder-Neiße-Opfer Anträge auf diese Einmal-Entschädigung und Hilfe in Notlagen stellen – den über 80jährigen bleibt so wenigstens ein Rest an Perspektive.

Und die Bitterkeit: Als der Regierung Schröder die Zwangsarbeiter-Entschädigung auf den Nägeln brannte, konnten die Ministerien gar nicht zügig (und großzügig) genug handeln – kein Vergleich.


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