© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-07 vom 17. November 2007

MELDUNGEN

Die letzten Tage von Belgien?

Brüssel – Belgiens König Albert II. ist nicht der einzige, der die letzten Tage seines Königreiches gekommen sieht. „Eine rasche Regierungsbildung ist zum Guten für alle Bürger unseres Landes, für die Glaubwürdigkeit Belgiens und seiner notwendigen Einheit“, rief er die Parlamentsmitglieder zur baldigen Einigung auf. Die ist allerdings erneut in weite Ferne gerückt. Bereits zum zweiten Mal innerhalb eines halben Jahres hatte der Monarch den flämischen Christdemokraten und Wahlsieger Yves Leterme den Auftrag zur Regierungsbildung gegeben, doch erneut scheint er gescheitert zu sein, zu groß ist die Kluft zwischen den niederländisch sprechenden Flamen und den französisch sprechenden Wallonen. Der prosperierende flämische Norden will nicht weiter den klammen wallonischen Süden finanzieren. Als jetzt die Flamen den in Brüssel lebenden 150000 Wallonen eine eigene Wahlliste absprachen, kam es zum Boykott der Wallonen.

Zarewitsch in FDJ-Uniform

Brünn – Klassische Opern und Theaterstücke mit aller Gewalt in die Gegenwart oder – noch schlimmer – in die unbewältigte Vergangenheit zu „transponieren“, war lange Zeit ein „Privileg“ des Westens gewesen, während man im Osten selbst nach dem Fall des Eisernen Vorhangs von diesem Unfug verschont zu bleiben schien. Aber die Schonfrist ist unwiderruflich vorbei, wie das Nationaltheater in Brünn mit einer Neuinszenierung von Mussorgskys „Boris Godunow“ beweist. Die Handlung wird aber nicht wie sonst üblich in die NS-Zeit verlegt, sondern der Abwechslung halber in die Endzeit der DDR, und so kann man einen Zarewitsch in FDJ-Uniform bewundern. Musikliebhaber kommen trotzdem auf ihre Kosten, denn mit geschlossenen Augen ist es so schön wie daheim vor der Stereo-Anlage.         RGK