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17.11.07 / Vom Vater zum Sohn / Ägyptens Präsident Mubarak baut Sohn Gamal zum Nachfolger auf

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-07 vom 17. November 2007

Vom Vater zum Sohn
Ägyptens Präsident Mubarak baut Sohn Gamal zum Nachfolger auf
von R. G. Kerschhofer

Die Bilder gingen durch alle Welt: Pharao Tut-Anch-Amun wurde in einen klimatisierten Sarg aus Plexiglas umgebettet. Weniger Beachtung fand der Kongreß der „Nationaldemokratischen Partei“, wie „Hisb al-watani al-dimokrati“ meist übersetzt wird. Irrigerweise, denn „watani“ kommt von „watan“ („Vaterland“), während es für „national“ im Sinne von „völkisch“, „rassisch“ ein anderes Wort gibt. Es wird eben aus dem Englischen übertragen, das „vaterländisch“ und „national“ nicht unterscheidet. Nun, die Ägypter sagen ohnehin nur „die Partei“ – wie immer, wenn echte Alternativen fehlen. Und weshalb auch „demokratisch“ nicht paßt.

Erwartungsgemäß wurde Staatspräsident Hosni Mubarak von den 7000 Delegierten mit überwältigender Mehrheit im Parteivorsitz bestätigt. Darüber hinaus wurden aber auch Weichen gestellt. Besser gesagt, es wurde eine längst getroffene Weichenstellung deutlicher gemacht: Gamal Mubarak, der jüngere der beiden Präsidentensöhne, wurde in den neuen „Obersten Parteirat“ gewählt – und laut der im März durch Volksabstimmung „bestätigten“ neuen Verfassung darf bei Präsidentschaftswahlen nur kandidieren, wer der Führungsriege einer Partei angehört.

Die Frage, wer und was dem im 80. Lebensjahr stehenden Präsidenten nachfolgen wird, ist weit über den Nahen Osten hinaus von Bedeutung. Denn Ägypten ist mit 80 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste Land der arabischen Welt, und auch wenn die ägyptische Wirtschaft im Weltmaßstab weniger wichtig ist, ein bedeutender Teil des Welthandels geht durch den Suez-Kanal.

Über den Gesundheitszustand des „Alten“ kursieren seit einiger Zeit Gerüchte. Als er vor drei Jahren bei laufender Kamera umkippte, lag er für viele bereits im Sterben. Und im September brachten mehrere Zeitungen solche Meldungen. Prompt stürzten die Börsenkurse ab – die Zeitungsherausgeber wurden inzwischen zu Gefängnisstrafen verurteilt. Beim Parteitag wirkte Mubarak aber recht lebendig und trug seine Rede zügig und mit klarer Stimme vor.

Mubarak Junior, Jahrgang 1963, hat einen Studienabschluß in Betriebswirtschaftslehre und jahrelange Berufserfahrung, auch im Ausland und primär im Finanzwesen. Er wird seit ein paar Jahren „aufgebaut“ und hat nun erstmals eine Parteifunktion. Öffentliche Auftritte sind besonders wichtig, und so ist er auch bei den koptischen Weihnachtszeremonien, die vom Fernsehen übertragen werden, zu sehen. Das ändert nichts daran, daß eine „syrische Thronfolge“ – vom Vater zum Sohn – wenig populär ist. Gamal Mubarak wird auch im Militär nicht geschätzt – er wäre der erste zivile Präsident.

Doch was wäre die Alternative? Irgendein General? Der würde im Schatten seiner Vorgänger bald Probleme kriegen. Oder endloser Parteienhader? Da würde sich die Muslim-Bruderschaft durchsetzen, die einen religiösen Staat fordert.

Die Fundamentalisten verdanken ihren Zulauf den zwei Kernproblemen Ägyptens: Das eine ist der gewaltige Frust über die von den USA mittels Militärhilfe und Getreidelieferungen gegängelte Außenpolitik. So wird etwa auch die Blockade des Gaza-Streifens von den meisten Ägyptern abgelehnt. Und selbst die halbamtliche Zeitung „Al-Ahram“ übt Kritik am Vorgehen gegen die Hamas sowie an Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas und der Fatah-Clique. Das andere Problem ist, daß trotz einiger wirtschaftlicher Fortschritte die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer wird – und das Entstehen einer Kaste von Neureichen und Korruptionisten ist ebenfalls eng verknüpft mit der vor 30 Jahren eingeleiteten Anlehnung an die USA.


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