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17.11.07 / Kooperation vereinbart / Delegation des südhessischen Landkreises Bergstraße kam zur Unterzeichnung nach Labiau

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-07 vom 17. November 2007

Kooperation vereinbart
Delegation des südhessischen Landkreises Bergstraße kam zur Unterzeichnung nach Labiau
von Reinhard Sablowski

Eine 23köpfige Delegation des südhessischen Landkreises Bergstraße unter der Leitung des Kreistagsvorsitzenden Werner Breitwieser und des Landrates Matthias Wilkes hat dem Königsberger Gebiet einen Besuch abgestattet zwecks der Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung zwischen den Kreisen Bergstraße und Labiau.

Bei ihrer Ankunft in Königsberg wurde die Delegation bereits von einem kleinen Empfangskomitee unter der Leitung des Bürgermeisters und Landrats von Labiau, Nicolai Schaevko, empfangen. Mit zwei Kleinbussen und einem Pkw ging es dann nach Labiau und Groß Baum. Nachdem im Hotel „Forsthaus“, dessen Name sich aus der ursprünglichen Verwendung des 1925 errichteten Gebäudes ableitet, die Zimmer bezogen waren, bildete ein gemeinsames Abendessen den Abschluß dieses ersten Tages.

Am nächsten Morgen fuhr die Delegation nach dem Frühstück per Bus nach Königsberg, um dort um 11 Uhr an einem Gottesdienst in der evangelischen Kirche teilzunehmen. Die Predigt hielt Probst Osterwald. Im Rahmen des Gottesdienstes wurden die Verdienste von Hans-Ulrich Karalus gewürdigt und ihm wurde der Dank der Gemeinde ausgesprochen. Karalus leitet die Partnerschaft Ostpreußen e.V. in Heppenheim / Bergstraße, auf deren Engagement im Königsberger Gebiet die Kooperation zwischen dem bundesdeutschen und dem polnischen Kreis zurückgeht.

Nach einem Mittagessen im Kirchengebäude und einer Stadtrundfahrt erfolgte die rund einstündige Rückfahrt nach Labiau, um sich dort im Büro des Bürgermeisters anhand eines Modells über die geplante Umgestaltung und Entwicklung Labiaus und seiner Umgebung informieren zu lassen. So ist vorgesehen, innerhalb der nächsten vier Jahre mit der Ordensburg eine Reihe älterer Gebäude aus der Vorkriegszeit zu rekonstruieren. Des weiteren sollen die reichlich vorhandenen Wasserwege ausgebaut sowie ein Yachthafen und ein kleiner Handelshafen errichtet werden. Heute schon sind die Wasserwege vorhanden, um zumindest mit kleineren Schiffen vom niederländischen Rotterdam bis nach Memel zu reisen. Allerdings machen die Staatsgrenzen auf dieser Strecke mit den damit verbundenen Zollschwierigkeiten etc. das Reisen unnötig schwer. Labiaus Bürgermeister lud zum Abschluß alle ein, in vier Jahren wiederzukommen, dann aber die Anreise per Schiff durchzuführen.

Der nächste Punkt der Tagesordnung war der Besuch einer Fachschule für Landwirtschaft. Dieser Programmpunkt lag der Partnerschaft Ostpreußen e.V. am Herzen. Sie schenkte der Fachschule hochwertige Maschinen wie Mähdrescher, die mit Spendengeldern beschafft worden sind und ursprünglich dem Aufbau eines Landwirtschaftsbetriebes dienen sollten. Der Zweite Vorsitzende der Partnerschaft Ostpreußen e.V., Gunter Schütz, nahm die Gelegenheit wahr, um über ein Projekt, das er zusammen mit seiner Ehefrau bereits vor zwölf Jahren an der selben Schule initiiert hatte, die Einrichtung einer Nähstube, zu berichten. Mehr als 500 Mädchen sind in dieser Einrichtung inzwischen fachmännisch unterrichtet worden.

Am dritten Tag schließlich wurde im Beisein des deutschen Generalkonsuls im Königsberger Gebiet, Dr. Guido Herz die Kooperationsvereinbarung zwischen den Landräten Wilke und Schaevko unterzeichnet. Die Unterzeichnung fand im sozial-kulturellen Zentrum in Mauern statt, das ebenfalls auf Initiative der Partnerschaft Ostpreußen e.V. errichtet worden ist und jetzt der Kirche gehört.

Herz war Student in Heidelberg und wirkte nach seinem Studium als Arzt im Krankenhaus Lorsch. Er kennt also den Landkreis Bergstraße sehr gut. Als Generalkonsul, der die deutschen Interessen im Königsberger Gebiet vertritt, begrüßte er in seiner Ansprache die getroffene Vereinbarung und gab seiner Überzeugung Ausdruck, daß die Region eine gute Zukunft habe. Er sagt den Teilnehmern an zukünftigen Besuchen im Rahmen der Kooperationsvereinbarung Erleichterungen bei der Visumserteilung zu.

Am Rande der Unterzeichnung des Kooperationsabkommens unterzeichneten Schütz für Partnerschaft Ostpreußen e.V. und Bürgermeister Schaevko eine Vereinbarung, das Gebiet um Mauern in die Entwässerungsplanungen des Kreises Labiau aufzunehmen.

Nach einem Besuch einer Theateraufführung in der alten Ordensburg in Labiau nahm die Delegation ein Mittagessen in einer Pizzeria ein. Anschließend standen eine Bootsfahrt auf dem Friedrichskanal und der Gilge sowie eine Besichtigung das Krankenhaus in Labiau auf dem Programm. Den Abschluß des Tages bildete der Besuch bei Galina, einer weiteren guten Freundin, welche die Delegation zum Essen in ihr Restaurant eingeladen hatte.

Am nächsten Tag stand der Besuch von Labiaus Schule auf dem Programm. Einige Teilnehmer der Delegation, die bereits vor zwei Jahren die Bildungseinrichtung besucht hatten, konnten große Fortschritte gegenüber damals feststellen. Stolz verkündete die Direktorin, daß ihre Einrichtung als beste Schule der Russischen Föderation auf dem gebiete des Sports ausgezeichnet worden sei. Die durch die Auszeichnung verfügbaren Gelder wurden zum Bau eines Mehrzwecksportplatzes und zur Anschaffung moderner Computer für den naturwissenschaftlichen Unterricht genutzt.

Nach dem Mittagessen in der bereits vom Vortag vertrauten Pizzeria und einem kleinen Bummel durch Labiau stattete die Delegation der Kurischen Nehrung einen Besuch ab. Allerdings drängte die Zeit, denn am Abend erwartete die Delegation in Groß Baum ein vielfältiges Programm bei gutem Essen, unterbrochen von Trinksprüchen die dann mit Wodka von guter Qualität bekräftigt wurden. An diesem Abend zählte Alexey Ignatiev von der Verwaltung des Königsberger Gebietes zu den Gästen. Der Director for Development Programmes and Projects der Regional Development Agency hielt einen kurzen Vortrag über die wirtschaftliche Entwicklung der Region und die Perspektiven für die Zukunft. Ignatievs Worten zufolge laufen alle Planungen darauf hinaus, daß das Königsberger Gebiet zur Drehscheibe und zum Bindeglied zwischen der EU und Rußland wird. Die staatliche Regional Development Agency, für die er arbeitet, wirbt mit dem Slogan „A Russian region – a European opportunity“ (Eine russische Region – eine europäische Gelegenheit). Neben der Arbeit kam die Unterhaltung jedoch nicht zu kurz. Das vor allem von jungen Künstlern präsentierte bunte Kulturprogramm reichte von Folklore bis modernen Tanz und Musik und der dargebotene Gesang von Blues über Chansons bis zu Rap. Auch Galina ließ es sich nicht nehmen, die Gäste aus der Bundesrepublik mit einer Komposition zu Ehren Heppenheims zu erfreuen, wobei sie sich selber am Klavier begleitete. Sie versprach, dieses Lied beim nächsten Besuch in deutscher Sprache vorzutragen.

Am fünften Tag hieß es dann leider Abschied nehmen. An Königsbergs Flughafen erfolgte die Verabschiedung durch die russischen Gastgeber. Am späten Abend war die bundesdeutsche wieder zu Hause.

Foto: Der große Moment: Wie der Landrat des Kreises Bergstraße, Matthias Wilkes (links), unterzeichnet auch Labiaus Landrat, Nicolai Schaevko, die Vereinbarung.


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