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17.11.07 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lersen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-07 vom 17. November 2007

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lersen
von Ruth Geede

Lewe Landslied,

liebe Familienfreunde,

es ist schon verwunderlich, welche Wünsche an unsere Ostpreußische Familie herangetragen werden. Was ich heute bringe, ist nicht ein Sammelsurium aus den Tiefen meines Familienkrepsch – so ein bißchen abgelagert, weil immer wieder hinausgeschoben –, sondern stammt aus dem Posteingang der letzten Tage. Da liegt ein Foto, es zeigt anscheinend eine Mutter mit ihrer etwa zehnjährigen Tochter, das mir Rätsel aufgibt. Das pflegen ja allgemein unsere Suchbilder zu bewirken, denn eine Veröffentlichung soll Lösungen bewirken, aber hier habe ich nicht einmal die geringsten Ansätze, um auch nur einige grundsätzliche Fragen zu stellen. Das Foto, wahrscheinlich in den 30/40er Jahren des vorigen Jahrhunderts aufgenommen, weist keinerlei Beschriftung auf. Der Begleitbrief enthält nur wenige Worte, die nichts, aber auch wirklich nichts zu einer Erklärung beitragen könnten. Da steht: „Bei der Durchsicht meiner Papiere finde ich das Photo, mit dem ich nichts anfangen kann. Wer ist die schöne Frau mit dem Kind? Bitte veröffentlichen Sie das Photo. Vielleicht suchen die beiden sich noch.“ Also, liebe Frau Ilse aus Hamburg, ich kann noch weniger damit anfangen als Sie, denn ich muß für die Veröffentlichung als Suchbild doch einige grundsätzliche Angaben haben. Sie fanden es in Ihren Papieren, also müßten Sie mir zu Ihrer Person einiges mitteilen – woher Sie stammen, wo Sie in jener Zeit gewohnt haben, Näheres über Ihre Familie und Ihren Bekanntenkreis – damit ich zuerst einmal feststellen kann, ob das Foto überhaupt Personen aus unserer Heimat oder anderen Ostgebieten zeigen könnte, denn dafür ist der Platz in unserer Kolumne bestimmt. Ich nehme es an, weil Sie meinen, daß sich Mutter und Tochter noch suchen könnten. Aber diese Vermutung allein auf Grund eines zufällig entdeckten Fotos aufzustellen, ist doch sehr vage. Ich hätte Sie, liebe Frau Ilse E., gerne telefonisch befragt, aber Sie haben nicht einmal eine Adresse angegeben, geschweige denn eine Telefonnummer. Da Sie keine Abonnentin sind, auch nicht im Telefonbuch stehen, blieb mir nichts anderes übrig, als Sie auf diese Weise zu bitten, mir nähere Angaben zukommen zu lassen. Dann erst können wir weiter sehen.

Auch das nächste Schreiben läßt einige Fragen offen. Es ist zwar nicht an unsere Familie gerichtet, sondern an das Ostpreußenblatt, auf das direkt Bezug genommen wird. Denn den Zeilen von Frau Frida Greiner vorangestellt ist die Kopie einer Anzeige aus einer weit zurückliegenden Ausgabe unserer Zeitung. Zwar ist kein Datum angegeben, aber da noch die alte Anschrift „Hamburg 13“ angegeben ist, muß die Veröffentlichung vor der Einführung der Postleitzahlen erfolgt sein. In die Anzeige wird das Ölgemälde „Elche in der Vordüne der Nehrung“ von Prof. Kallmeyer, 88 x 106 Zentimeter, gerahmt, zum Verkauf angeboten. Frau Greiner schreibt nun, daß sie die Anzeige – wann? – im Ostpreußenblatt fand. Sie hätte gleich angerufen – die Telefonnummer mußte wohl über die Anzeigenabteilung erfragt werden –, der Finder hätte sich gemeldet, aber einen hohen Preis gefordert. Dieses Bild sei ihr Hochzeitsgeschenk gewesen, behauptet Frau Greiner, genau wie ein gleichzeitig angebotener Samowar auf Silbertablett. Sie schreibt dann weiter: „Mir liegt viel an dem Bild. Als Vertriebene hatte ich kein Geld, um es zu kaufen. Eine Anfrage bei Frau Kallmorgen ergab, daß sie außer Steindrucken nichts gerettet hätte. Ist es möglich, das Bild wiederzufinden? Ich bin Ortelsburgerin, jetzt 100 Prozent schwer behindert.“ Soweit der original wiedergegebene Text, der verwirrend ist: Kallmeyer oder Kallmorgen? Es dürfte sich um den Erstgenannten handeln, der als Tiermaler ja für seine Elchbilder berühmt wurde, die er auch nach dem Krieg malte. Deshalb wird es auch schwer sein, das richtige Bild zu finden, was nur anhand der Anzeige erfolgen kann. Sollte sich also der heutige Besitzer bei uns melden, werden wir mit dessen Zustimmung seine Anschrift an Frau Greiner weiterleiten. Weiteres wird sich dann ergeben.

Einen Brief „mit verschiedenen Anlagen“ hat mir mein Landsmann Winfried Paltinat übersandt – und sie sind wirklich sehr unterschiedlich. Da gibt es Aufnahmen aus seiner Kindheit in Neukirch, vom Elternhaus und von der Allee, auf der er vergnügt „Schlittchen fuhr“ – und eine Aufnahme von der nach Tilsit führenden Landstraße von heute. Wobei sich zeigt, daß der alte Baumbestand erhalten blieb. Herr Paltinat hat auch weitere, unsere heimatlichen Alleen betreffende Angaben gemacht, die sehr informativ und aktuelle Ergänzungen zu den Beiträgen in unserer Zeitung sind, doch davon an anderer Stelle. Worüber ich mich aber besonders gefreut habe sind seine anerkennenden Worte über meinen biographischen Otto-Boris-Beitrag, denn auch er liebt den „Worpel“. Und zugleich wies er auf einen anderen ostpreußischen Autor hin, dessen Bücher ihm in seiner Jugendzeit viel bedeuteten: Markus J. Tidick, dem leider viel zu früh verstorbenen Schriftsteller und Journalisten, den sein Lieblingssport, das Eissegeln, den er nicht nur im wahrsten Sinne des Wortes meisterlich beherrschte, sondern über den er auch informative wie unterhaltsame Bücher schrieb, weit über die heimatlichen Grenzen hinaus bekannt machte. Herr Paltinat meint, ich hätte ihn persönlich gekannt – nicht nur das, lieber Landsmann, wir sind auch beide in der Königsberger Augustastraße aufgewachsen und haben nach dem Krieg als Journalisten eng zusammengearbeitet. Sie haben mich angeregt, auch über diesen Schriftsteller ein Porträt zu planen. Notiert.

Aber nun weiter querbeet durch die Post. Ein kurzes Schreiben von Herrn Dr. med. Günther Abramowski, der mich darin erinnert, daß ich vor einiger Zeit seinem Klassenkameraden Dieter Dullien zu dem Rezept „Dämpfkarbonade“ verholfen hatte. Ja, Heimat kann man eben auch schmecken! Jetzt übermittelt der Arzt einen neuen Wunsch seines Freundes, diesmal geht es um Sauerkraut. Allerdings wird nicht ein Rezept gesucht, sondern ein „Tauschgedicht“ aus der ersten Nachkriegszeit, in der die unmöglichsten Dinge ihren Besitzer wechselten – ich habe einmal einen Eimer selber gesammelte Blaubeeren gegen eine Matratze getauscht. In dem gesuchten Poem handelt es sich jedoch um ein höchst seltsames Angebot, denn es heißt darin: „Tausche abgelegte Braut gegen ein Pfund Sauerkraut.“ Und noch ein Gedicht. In den letzten Kriegsjahren wünschte man sich den Frieden herbei, so in einem Poem, das den Refrain hatte: „Gänse nicht vorüberziehn, dann ist Frieden in Berlin. Jeder wieder tankt Benzin, dann ist Frieden in Berlin.“ Erinnert sich jemand an diese Reimereien? (Dieter Dullien, Mozartstraße 4 in 65193 Wiesbaden.)

Leichter wird es sein, unserm Landsmann Gerhard Prengel zu helfen, der gerade die 12. Auflage seines „Reiseführer Ostpreußen, Westpreußen und Danzig“ vorbereitet. Zwar konnten von ihm befragte Neidenburger keine Antwort auf seine Fragen geben, aber es werden sich in unserm Kreis schon Experten finden, da bin ich genauso sicher wie Herr Prengel. Wie schon angedeutet, betreffen seine Fragen Neidenburg und zwar die alte Ordensburg. Woher stammen die an verschiedenen Stellen in den Mauern sichtbaren Steine, die wie alte Kanonenkugeln aussehen? Wann sind sie dort hingekommen? Welche Bedeutung haben sie? (Gerhard Prengel, Bergstraße 15 in 14476 Groß Glienicke, Telefon 0 33 / 20 13 18 29 , E-Mail: h.g.prengel@web.de.)

„Ich wende mich jetzt einfach an Sie in der Hoffnung, daß Sie eventuell weiterhelfen können“, schreibt Frau Andrea Peters. Das dürfte nicht schwer sein, denn es müßte sich um eine Leserin unserer Zeitung handeln, die Frau Peters sucht. Im Juni verstarb ihre Großmutter Erika Peters geborene Mischkowski in Simonsberg, eine Ostpreußin, die auf dem Gut Justinenhof bei Treuburg gelebt hat. Die Todesanzeige wurde in unserer Zeitung veröffentlicht. Nach einiger Zeit meldete sich eine Frau Gröninger oder Kröninger, geborene Guggar (Gugger) – der Anruf wurde aufgezeichnet und ist nur schwer zu verstehen –, die mitteilte, daß sie bis 1930 auf dem Gut gelebt habe. Leider hat sie sich nach einem weiteren Gespräch – ebenfalls auf Anrufbeantworter – nicht mehr gemeldet und auch keine weiteren Angaben wie Anschrift und Telefonnummer hinterlassen. Frau Peters bittet nun sehr herzlich die Anruferin, sich noch einmal bei ihr zu melden. (Telefon 01 71 / 3 87 84 21.)

Melden möchte sich auch bitte die ehemalige Königsberger Herbart-Schülerin Hannelore Raudszuz bei unserm Leser und Landsmann Gert Kelch in Herten. Er fand ihren Namen nämlich in unserer Ostpreußischen Familie in dem Bericht von Frau Brigitte von Kalben aus Kanada über das geglückte Auffinden von ehemaligen Mitschülerinnen. Herr Kelch war mit dem Bruder der Genannten, Wolfgang Raudszuz, befreundet. Der in der Albertstraße 4 wohnende Junge war oft bei seinem Freund auf dem Gelände der Königsberger Sternwarte. Da Gert Kelch seit Kriegsende nichts mehr von Wolfgang Raudszuz gehört hat, möchte er sich nun mit seiner Schwester in Verbindung setzen. Die Königsbergerin wird diese Zeilen sicher lesen und dem Wunsch von Herrn Kelch nachkommen. (Gert Kelch, Schäßburger Straße 10 in 45701 Herten, Telefon 0 23 66 / 5 56 74.)

Bedanken möchte ich mich bei Frau Renate Block für ihr Schreiben mit den so unterschiedlichen Fragen. Hier möchte ich ihren Wunsch nach einer alten ostpreußischen Fibel veröffentlichen, wie sie im Ersten Weltkrieg und danach in samländischen Schulen benutzt wurde. Sie war mit Zeichnungen von Ludwig Richter versehen. Wer besitzt solch eine Fibel und könnte sie Frau Block leihen? In ihr wird vielleicht auch das Gedicht gestanden haben, mit dem Renates Großmutter die Kinder tröstete, wenn es draußen stürmte: „Gott ist, wo jeder Wurm sich regt, Gott ist, wo jeder Sturm …“ Wer hilft weiter? Die anderen Fragen können wir persönlich besprechen, liebe Frau Block, denn sie kommen ja auch zu unserm kurzfristig anberaumten Familien-Seminar nach Bad Pyrmont, das unter dem Tenor „Flucht und Vertreibung“ steht. Um aber noch einmal klarzustellen, weil ich immer wieder Nachfragen erhalte: Das ursprünglich geplante Vier-Tages-Seminar, auf dem ausführlich der TV-Zweiteiler „Die Flucht“ behandelt werden soll, ist auf Anfang nächsten Jahres verlegt worden, denn es ist geplant, auch den TV-Film über den Untergang der „Wilhelm Gustloff“ mit einzubeziehen. Also vorerst: auf Wiedersehen am nächsten Wochenende im Ostheim!

Eure Ruth Geede


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