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17.11.07 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-07 vom 17. November 2007

Hand in Hand / Wie sich Ex-Promis gegenseitig helfen, was man in der Bilsch des Zeitgeistes findet, und   wie lange das Dritte Reich wirklich währte
Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

Das Leben eines abgehalfterten Prominenten ist trostlos. Da heißt es dann: Um jeden Preis dranbleiben, auch zur lächerlichsten „Game-Show“ kriechen, Würmer fressen im „Dschungel-Camp“ oder Horst Mahler einladen.

Michel Friedman war mal wichtig in diesem Land, saß sogar im CDU-Bundesvorstand und genoß den Status einer „moralischen Instanz“, bis ihn 2003 einige ukrainische Liebesdamen anschwärzten, mit deren Aufenthaltsstatus etwas nicht stimmte und die außerdem behaupteten, nicht freiwillig in Deutschland zu sein und ihrem Gewerbe auch nicht aus freien Stücken nachzugehen.

Das war’s dann erstmal aus mit der „Instanz“. Seitdem strampelt sich der Arme ab, um wieder ins Rampenlicht zu gelangen. Wie andere B-Prominente aber hat Friedman viele gute Freunde, die ihn nicht untergehen lassen.

Da geht es ihm wie den wunderbaren „Publikumslieblingen“, die die „Spiel-“ und „Comedy-Shows“ bevölkern. Die schlafen nie und lauern auf beinahe allen Kanälen, wo sie ihr Publikum um den Verstand gackern. Sie laden sich stets gegenseitig ein, weil sie wissen, daß sie alle auf einander angewiesen sind und sich nur im Rudel am Medienleben halten können. Eine Schicksalsgemeinschaft.

Michel Friedman hat Freunde bei der Zeitschrift „Vanity Fair“. Das Blatt ist der Ableger eines US-Magazins und hat es trotz seines schweißtreibenden Bemühens, „anders“ zu sein (also exakt auf Stromlinie, nur lauter) nicht geschafft, wahrgenommen zu werden. Zusammen mit Friedman wollte sich das Blatt endlich aus dem Schatten robben hinein ins Scheinwerferlicht der gelangweilten Öffentlichkeit, die bekanntlich für jede Art von Unterhaltung empfänglich ist.

Leider war ja fast alles schon mal da. Man müßte ganz etwas Neues finden. Da fiel Friedman und den „Vanity“-Machern aber gar nichts ein. Also wühlten sie lieber ganz tief unten in der Kiste der abgelegten Aufreger. Und was findet der geübte Sucher da unten in der Bilsch des Zeitgeistes? Nazis natürlich. Abgeschmeckt mit einem Juden wie Friedman würde so eine Nazi-Zote bestimmt das perfekte Skandalmenü ergeben.

Mit Horst Mahler konnten Friedman und das Magazin einen echten Profi angeln. Als linksradikal noch Ogottogott war, war Mahler linksradikal, RAF-Mann und so weiter. Rechtzeitig hat er gewittert, daß der Wind sich drehte und ihm als Linksradikalen und Ex-Terror-Unterstützer irgendwann die Einladung zu Maischberger, ein Friedenspreis oder noch Schlimmeres drohte und ging hart Steuerbord. Als Hitler-Verehrer aus der Maske zurück auf der Bühne war er nun wieder ganz oben im Polit-Getöse.

Nach einigen spektakulären Anfangserfolgen jedoch interessierte sich außer ein paar nimmersatten Antifa-Nagern und mausgrauen Staatsanwälten kaum noch jemand für den mittlerweile über 70jährigen.

So taten sich Mahler, Friedman und „Vanity Fair“ zusammen, um sich Hand in Hand aus der Patsche der Vergessenheit zu zerren. Der Erfolg des Friedman-Mahler-Interviews ist durchschlagend: Ein Empörungsgewitter durchzuckte das ganze Land, das Publikum war hingerissen.

Und heißt es nicht: Hilf dir selbst, dann helfen dir auch andere? Tatsächlich strömten sie alle herbei, die treuen Unterstützer, um dem angestrebten „Skandal“ durch ihren Entrüstungsgesang die richtige Fülle zu verleihen.

Allen voran wie üblich Wolfgang Thierse, der Hugo Egon Balder des deutschen Antifa-Entertainments, also einer, der nie fehlen darf. Leider ist Thierse beim Quasseln nicht so kreativ wie Balder und sagt daher dauernd das gleiche, auch wenn es gar nicht paßt. „Überflüssig“ sei das Mahler-Interview gewesen, dröhnte Thierse. Ach ja? Und warum äußert er sich dann überhaupt dazu? Da fällt ihm auch nicht viel mehr ein außer: Friedman habe sich zum „Stichwortgeber für rechtsextremistische Thesen“ gemacht. Au Backe, wie abgedroschen. Doch B-Prominenz lebt halt vom Wiederkäuen alter Kalauer, so zischte PDS-Petra Pau denn auch zum hundert-x-ten „unerträglich“.

Erst der bayerische Innenminister Joachim Herrmann zeigte sich wirklich hilfreich beim Aufblasen – er verlieh dem Gespräch die scharfe Würze der verbotenen Frucht: Nachdem ihn Mahler zu Beginn des Interviews mit „Heil Hitler, Herr Friedman“ begrüßt hatte, hätte der Begrüßte das Duett sofort abbrechen müssen. Das war geschickt: Wer das hört, schmeißt sich erst recht auf den Text. Da scheint ja etwas zu stehen, was wir nach Meinung unserer politischen Fürsorger gar nicht zu Gesicht bekommen dürften, klasse!

Viel zu sehen gibt es allerdings nicht. Seitenlanges Geschwafel, das auch dadurch nicht spannender rüberkommt, daß Friedman noch eins draufsetzte und gleich nach dem Gespräch zum Staatsanwalt eilte, um Mahler anzuzeigen.

Es ist ein mühsames Geschäft, ums Verrecken auf der Bühne zu bleiben. Da ist es ärgerlich ansehen zu müssen, wie es ganz gewöhnliche Jungs von der Straße schaffen, über Nacht Aufmerksamkeit mit etwas zu erlangen, von dem sie gar nicht wußten, daß es etwas Besonderes ist.

Der CDU-Ortsverband im pfälzischen Bechhofen wollte seinen 50. Geburtstag feiern und gab eine Festschrift heraus, auf deren letzter Seite jenes hübsche Faksimile vom Urtext des Deutschlandliedes in der Handschrift des Hoffmann von Fallersleben zu sehen war, das wir alle aus den Geschichtsbüchern kennen.

Wir alle? Nicht ganz: Der rheinland-pfälzische CDU-Vorsitzende Christian Baldauf erkannte das Hoffmann-Gedicht zweifelsfrei als nationalsozialistische Handschrift, sagte seine Teilnahme am Festakt ab und „distanzierte“ sich. Dabei hatten die Bechhofener Christdemokraten noch versucht, das als Nazi-Text erkannte Lied auf der Rückseite der Schrift zu überkleben. Derart gut verquast verteilten sie die Schrift dann an alle Haushalte.

Da wir Deutschen aber bekanntlich Papst sind, verfügt die Seele der Nation offenbar über einen privilegierten Zugang zu höheren Gewalten: Frost und nächtliche Feuchtigkeit lösten die Überklebung ab und legten das Lied der Deutschen wieder frei.

Nun kam Bechhofen mit seiner eigenen Nazi-Geschichte groß in die regionale Presse, und dafür mußten die nicht einmal einen pensionierten Krachmacher wie Mahler zum Gespräch bitten.

Übrigens: Wie ist das eigentlich mit den Geschichtsbüchern? Dort wird nicht allein das schreckliche Lied gezeigt, die Bücher behaupten auch, die braune Raserei habe nur zwölf Jahre gedauert. Erinnern wir uns: Das Deutschlandlied in allen drei Strophen war offizielle Nationalhymne von 1922 bis 1991, seitdem gilt nur noch die dritte als Nationalhymne. Demnach hat die NS-Zeit von Anfang der 20er bis Anfang der 90er Jahre gedauert. Wußten Sie das?

Somit war also auch nicht 1945 Schluß mit dem Spuk, sondern erst 1990, als die DDR den westlichen Teil Deutschlands aus den Fängen der Faschisten befreite. Seitdem ist es immerhin gelungen, den Sozialismus Stück für Stück in den befreiten Gebieten durchzusetzen und das Land zu säubern. Als erstes kam die Hymne dran, schon aus pädagogischen Gründen.

Und das ist längst nicht die einzige Errungenschaft der Volkserziehung, die wir seitdem verbuchen können. Laut einer Untersuchung haben Berliner Jugendliche, die nach der Befreiung der BRD 1990 geboren wurden, mittlerweile ein außerordentlich positives Bild von der alten, der kleineren DDR.

Das ist auch für Horst Mahler eine gute Nachricht. Wie er im Friedman-Gespräch gesteht,  fühlt er sich im Gefängnis am wohlsten. Und da kommt man halt am umstandslosesten hin, wenn man auf braun macht. Wenn die BRD aber erst so richtig DDR ist, braucht er den Aufwand nicht mehr zu treiben. Dann reicht es schon, sich als Liberaler oder Konservativer  zu entlarven, und ab geht’s!


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