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17.11.07 / Luftschiff L 59 bricht Weltrekord

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-07 vom 17. November 2007

Luftschiff L 59 bricht Weltrekord
von Hans Lody

Im Ersten Weltkrieg leisteten die Schutztruppen in Deutsch-Ostafrika, dem heutigen Tansania, bis zum Kriegsende 1918 erfolgreichen Widerstand gegen die feindliche Übermacht. Das war einerseits möglich, weil der Kommandant, General Lettow-Vorbeck, entschlossen war, solange wie nur irgend möglich zu kämpfen und dabei sehr phantasievoll zu Werke ging. Der Widerstand der wenigen weißen Schutzsoldaten wäre allerdings sicherlich bald zusammen gebrochen, wenn nicht – und das ist der andere Grund – eine immer größere Anzahl von Schwarzen bereit gewesen wäre, auf deutscher Seite den Kampf zu führen. Das kam daher, daß die deutsche Kolonialherrschaft im Land ausgesprochen populär war. Zunächst war der Sklavenhandel arabischer Händler unterbunden worden, die immer wieder Dörfer überfallen hatten und die Bewohner in die Sklaverei verschleppt hatten, andererseits brachte die deutsche Kolonialverwaltung eine Menge Investitionen ins Land. Die jungen Landesbewohner lernten das erste Mal in ihrem Leben eine Schule kennen und die Kolonialverwaltung baute eine Eisenbahnlinie – es ist bis heute die einzige des Landes. Die schwarzen Landesbewohner wollten auf gar keinen Fall unter britische oder französische Herrschaft geraten. Mit zunehmender Dauer trugen die schwarzen Askarikrieger eine immer größere Last bei den Kämpfen gegen die fremden Eindringlinge.

1917 dachte daher die deutsche Oberste Heeresleitung darüber nach, ob es möglich wäre, Lettow-Vorbeck zu unterstützen. Entsprechende Pläne wurden von einem Oberstabsarzt ausgearbeitet. Ein Zeppelin sollte nach Deutsch-Ostafrika entsendet werden, um die Schutztruppe mit Nachschub, Waffen und Lebensmitteln zu versorgen. Die Deutschen waren zu jener Zeit führend in der Zeppelintechnologie und ihre Luftschiffe wurden immer leistungsfähiger. Das im Bau befindliche Marineluftschiff L 59 wurde um zwei weitere Gaszellen erweitert, so daß es eine Länge von 226,5 Meter maß. Bei einer Geschwindigkeit von 70 Stundenkilometern erreichte es eine Steighöhe von 8200 Metern. Damit konnten die damaligen Jagdflugzeuge es nicht mehr erreichen. 50 Tonnen Nutzlast vom Maschinengewehr über Munition bis zu Arzneimitteln wurden geladen. Für die Fahrt mußten 21800 Liter Treibstoff und 1525 Liter Schmieröl geladen werden.

Am 21. November 1917 um 5 Uhr morgens startet L 59 unter Führung von Kapitänleutnant Bockholdt von der bulgarischen Zeppelinstation Jambol aus zu seinem Flug nach Deutsch-Ostafrika. Das Luftschiff überstand ein schweres Gewitter am nächsten Tag über dem Mittelmeer unbeschadet. Über dem afrikanischen Kontinent besserte sich das Wetter, das Luftschiff kam gut voran. Nun griffen die Briten zu einer Kriegslist. Als L 59 über der sudanesischen Hauptstadt Karthum angelangt war, erhielt Kapitänleutnant Bockholdt einen Funkspruch aus der Heimat, der ihm befahl zurückzukehren. Dort war man auf Grund verschiedener Funksprüche und Meldungen zu der fälschlichen Überzeugung gelangt, daß General Lettow-Vorbeck kapituliert habe.

Befehlsgemäß kehrte L 59 um und erreichte nach 96 Stunden wieder seine bulgarische Ausgangsbasis. Das Luftschiff hatte 6757 Kilometer zurückgelegt. Das war damals Weltrekord.


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