17.04.2024

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24.11.07 / Dr. med. IM

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-07 vom 24. November 2007

Klaus D. Voss:
Dr. med. IM

Es waren nicht viele, aber sie saßen an den entscheidenden Stellen. Natürlich hatte die Staatssicherheit der DDR auch unter den Ärzten Inoffizielle Mitarbeiter (IM) angeworben. Nach einer Studie, mit der sich jetzt die Bundesärztekammer beschäftigt, hatten drei bis fünf Prozent der DDR-Ärzte ihren Draht zur Stasi, als Dr. med. IM.

Mielkes Führungsoffiziere hatten die Mediziner in bestimmten Schlüsselpositionen angeworben. In den großen Kliniken, die gegen den „Staatsfeind im Westen“ geschützt werden sollten. Bei der Versorgung von Strafgefangenen und auffallend häufig in der Psychiatrie. Kranke Menschen sind besonders leicht erpreßbar, und Diktaturen nutzen jede Schwäche aus. Keine andere Berufsgruppe in der DDR hatte einen so intensiven Zugang zu privaten Dingen wie die Ärzteschaft.

Das Unterfangen mit einer IM-Studie ist schwierig, aber wichtig. Im Grunde muß sich jede Berufsgruppe am Vorbild der Ärztekammer orientieren. Die Vergangenheit darf nicht ruhen – auch 17 Jahre danach nicht, weil die Opfer der Stasi ein nicht verjährendes Anrecht auf Wahrheit haben. Und wenigstens eine Entschuldigung verdienen, wie Ärztepräsident Jörg-Dietrich Hoppe anfügt.

Der Mut der Standesorganisation, sich mit Spitzeln in den eigenen Reihen zu befassen, hat auf der anderen Seite ein sehr respektables Attest gebracht – nicht weniger als 95 Prozent der Ost-Ärzte haben ihre Schweigepflicht gewahrt. Man mußte sich in der DDR nicht um jeden Preis mit der Stasi arrangieren.

Soviel Widerstandskraft machte die Doktoren wiederum besonders verdächtig, folglich mußten die Dr. med. IM vor allem eines im Auge behalten – die „lieben Kollegen“.


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