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24.11.07 / Blut für Brandenburg / Kremmen 1412: Burggraf Friedrich von Nürnberg »schreibt« als erster Hohenzollern-Fürst brandenburgisch-preußische Geschichte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-07 vom 24. November 2007

Blut für Brandenburg
Kremmen 1412: Burggraf Friedrich von Nürnberg »schreibt« als erster Hohenzollern-Fürst brandenburgisch-preußische Geschichte
von Karel Chemnitz

Einen besseren Einstand in der Mark Brandenburg hätte man ihm schon gewünscht – diesem Friedrich VI. von Hohenzollern, Burggraf von Nürnberg und enger Vertrauter von König Siegmund. Kaum einige Monate in der Mark Brandenburg, noch nicht Fuß gefaßt, muß sich der Graf mit Schwert und Lanze in der Nähe von Kremmen einem feindlichen Heer entgegenstellen. Im Oktober 1412, auf dem Kremmener Damm, 50 Kilometer nördlich von Berlin. Mit Sicherheit wird der Mann aus dem uralten süddeutschen Adelsgeschlecht um die Schwierigkeit seiner Aufgabe gewußt haben, als ihn Siegmund ein Jahr zuvor zum „rechten Obristen und gemeinen Verweser und Hauptmann“ der Mark gemacht hatte. Der König hatte ihm die Aufgabe gewissermaßen zusätzlich vergoldet. Mit einer  „Aufwands-Entschädigung“ von 100000 Dukaten. Die sollte der Nürnberger erst erhalten, wenn das Land völlig befriedet war. Bis Lebensende hat Friedrich nichts von dieser „Aufbau-Hilfe Ost“ gesehen. Wohl aber stärkte Siegmund ihm moralisch den Rücken und rief das Land zwischen Elbe und Oder auf, seinem Stattverwalter „vntertenig gehorsam“ zu sein. 

Friedrichs Vorgänger, Markgraf Jobst von Mähren, hatte dem Hohenzollern ein völlig ruiniertes Staatswesen hinterlassen. Im Grunde drohte die Mark als politische Einheit auseinanderzubrechen. Die Nachbarländer waren auf dem Sprung, sich aus der Konkursmasse zu bedienen. Über den Gang der Dinge bestimmten alteingesessene Adelsgeschlechter. Die Bredows und die Gans Edlen zu Putlitz, die Treskows und die Wulfen. Allen voran die weitverzweigte Sippe der Quitzows. Jobst von Mähren hatte im Grunde nur das Geld interessiert, das sich mit Brandenburg verdienen ließ. Weil Deutschlands  „Streusandbüchse“ nicht viel abwarf, wurde alles, was sich zu Barem machen ließ, verpfändet oder verliehen: Burgen, Ländereien, Rechte und Privilegien. Ein ständiger Kleinkrieg des brandenburgischen Adels gegen die Nachbarländer verschärfte die Lage zusätzlich. Die Chroniken berichten ununterbrochen von brennenden Dörfern oder ausgeraubten Höfen diesseits und jenseits der Grenzen. Und wie vielerorts mußten Reisende Schutzgelder zahlen oder wurden ausgeraubt. Das sollte auch unter Friedrich so bleiben, da war sich der märkische Adel weitgehend einig. Ein volles Jahr hat es übrigens gedauert, bis Friedrich persönlich in der Mark eintraf – wahrscheinlich am 22. Juni 1412. Mit ansehnlichem Gefolge, heißt es. In seiner Begleitung sollen sich 300 fränkische Ritter befunden haben. Wie es damals üblich war, begannen Stände, Städte und Bischöfe mit der Huldigung des neuen Landesherrn. Vergeblich wartete Friedrich auf den Treue-Eid der Prignitz, der Altmark und anderer Landstriche. Mehr noch: Gegen den „tant von Nurenberg“ organisierten sich alteingesessene Adlige um die Brüder Quitzow. Sie würden dem neuen Herrn ihre Burgen niemals öffnen, selbst wenn es „ein ganz jar Nurenberger regnede“, ließ man verlauten. Zwar konnte Friedrich langsam Fuß fassen, doch die Fronten blieben verhärtet. Beide Seiten stellten sich auf blutige Kämpfe ein. Im Herbst bekommt Friedrich ein „außenpolitisches“ Problem. Im Landesnorden sind Truppen der Herzöge von Pommern-Stettin eingefallen. Die Brüder Otto und Casimir wollen mit dem Einmarsch ihre Ansprüche auf die Uckermark durchsetzten und der Opposition um die Quitzows den Rücken stärken. Friedrich entscheidet sich zum Kampf. In der Sumpflandschaft bei Kremmen verteidigt am 24. Oktober zum ersten Mal ein Hohenzoller mit Waffengewalt die Mark Brandenburg. Einzelheiten sind kaum bekannt. Einige Chronisten sprechen von einer eintägigen Schlacht, andere von Gefechten, die sich bis zum 28. Oktober hinzogen. Der Burggraf soll persönlich seine Streitmacht befehligt haben. Überliefert ist, daß Graf Johann von Hohenlohe sowie die beiden Ritter Krafft von Lentesheim und Philipp von Utenhoven den Tod fanden. Die Pommern erlitten eine Niederlage. An das Gefecht von Anno 1412 erinnert ein großes Kreuz, das schon zu Zeiten des Großen Kurfürsten in der Nähe des Schlachtfeldes aufgestellt wurde. König Friedrich Wilhelm IV. ließ es erneuern. Im 19. Jahrhundert wurde die Schlacht idealisiert. Für viele vaterländische Literaten, konservative Politiker und Historiker ergibt sich nicht zuletzt aus diesem Ereignis der unbedingte Führungsanspruch der  Hohenzollern-Dynastie im Deutschen Reich.

Doch noch einmal knapp 600 Jahre zurück. Im Winter 1413 erobert Friedrich die Burgen seiner Gegner: Friesack, Golzow, Plaue an der Havel. Doch vollständig zerschlagen kann er die Adelsopposition vorerst nicht. 1414 – also nach zwei Jahren – verläßt Friedrich wieder die Mark. Auf dem Konzil zu Kostanz wird er nunmehr als Friedrich I. zum Kurfürsten erhoben, wird Erzkämmerer des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Am 18. April 1417 erfolgt die offizielle Belehnung mit der Mark Brandenburg – verbunden mit der Verleihung der erblichen Markgrafenschaft.

Am 20. September 1440 – einen Tag vor seinem 69. Geburtstag – ist der Kurfürst auf der Cadolzburg bei Nürnberg gestorben.


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