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24.11.07 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-07 vom 24. November 2007

Klopfzeichen / Der Menschenfresser wird grün, wir werden Vorreiter, und Walther Ulbricht hat wenigstens nicht gesungen
Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

Die Parteien leiden unter Mitgliederschwund. Da ist man froh über jeden, der kommt, und wirft seine Angel weit aus. Wie Wirtschaftsunternehmen suchen die Parteien „neue Märkte“ und „Zielgruppen“, die eine reiche Ernte von Beitritten versprechen. Die Grünen  haben dabei das Nützliche mit dem gesellschaftlich Sinnvollen verbunden und „Grüne Knastgruppen“ in den Gefängnissen gegründet. Damit erschlossen sie sich ein neues Mitgliederreservoir und halfen den Leuten gleich noch bei der Resozialisierung.

Die Kasseler Knastgruppe freut sich derzeit über einen besonders prominenten Neuzugang: Armin Meiwes, besser bekannt als „Kannibale von Rothenburg“, ist der Gruppe  beigetreten. Meiwes müht sich seit längerem um ein neues Image: Kurz nach seiner Inhaftierung bereits kündigte er an, ein Buch zu schreiben über sein Leben und „Werk“. Unlängst dann bot er sich zur Aufklärung einschlägiger Verbrechen der Polizei an nach dem Motto: „Da kenne ich mich aus!“

Freuen sich die Grünen über ihren Neuzugang? Wohl nicht, ersten Reaktionen zufolge traf er sie eher wie ein kalter Lappen ins Gesicht.  Mit dem Beitritt zur Knastgruppe sei Meiwes keinesfalls schon ordentliches Mitglied der Partei, wurde eiligst verlautbart. Wie feige! Vor dem Spott der Öffentlichkeit rettet diese nebelige Erklärung die Grünen nicht. Der Neue „schmecke“ ihnen wohl nicht ganz, feixt ohne Netz und doppelten Boden eine deutsche Tageszeitung. Puuh! So tödlich kann Lächerlichkeit sein.

Nur wenige können damit leben, daß über sie gelacht wird. Hugo Chávez zählt nicht dazu. Seit Wochen stampft der venezolanische Präsident in seinem Palast auf und ab, Feuer und Schwefel speiend.

Der Castro-Bewunderer kann es nicht verwinden, daß ihm der spanische König über den Mund fuhr wie der genervte Lehrer einer ungezügelt pubertierenden Rotznase. Und es wird mit jedem Tag schlimmer für den Präsidenten: Der Satz, mit dem ihn Juan Carlos beim Ibero-Amerika-Gipfel eins überzog (Warum hältst du nicht die Klappe?) breitet sich in zeitgemäßen Formen (Lied, Klingelton, T-Shirt) epidemisch in der ganzen spanisch-sprachigen Welt aus. Unabsichtlich pustet Chávez selber immer neues Lachgas in die überaus heitere Atmosphäre, indem er Spanien mit schrecklichen Wirtschaftssanktionen droht, wenn sich der König nicht entschuldige. Der denkt überhaupt nicht daran.

Von Chávez’ Gegnern kommt der Vorwurf, der bekennend linksradikale Präsident wolle die Demokratie abschaffen und eine sozialistische Diktatur errichten. Wir Deutsche müssen da an den gräßlichen Ulbricht denken. DDR-Nostalgiker bringt das natürlich auf die Palme – beim Walter sei ja nicht alles schlecht gewesen. Nun ja, Ulbricht war zu vielen Schurkereien fähig, aber, wie wir heute mit Blick auf Südamerika eingestehen müssen, nicht zu allen: Der venezolanische Staatschef hält jeden Sonntag eine ellenlange Fernsehrede, was schlimm genug ist für sein armes Volk. Aber danach erst foltert er die Venezolaner auf wirklich scheußliche Weise: Er singt ihnen laut Volkslieder vor, wobei er sich von Tänzern und Musikern begleiten läßt. Man male sich das aus: den Volkslieder fistelnden Walter Ulbricht im Fernsehen, begleitet vom FDJ-Balett unter der Leitung des jungen Erich Honecker! Jeden Sonntag! Nach ein paar Sendungen hätten den Spitzbart nicht einmal mehr die Russenpanzer retten können.

Venezolaner müssen leidensfähige Leute sein. Aber immerhin sind sie mit ihrem Kummer nicht ganz allein. Viele Menschen in Lateinamerika leiden unter Chávez – bis hinein in die höchsten Kreise. Der frühere Präsident von Mexiko, Vicente Fox, petzte einmal über lateinamerikanische Gipfeltreffen: Immer, wenn Chávez zu einer seiner stundenlangen Reden über den „Teufel USA“, den Imperialismus und die Revolution anhob, sei dies für die übrigen Staatschefs das Signal gewesen, Wasser und Kekse zu holen und sich auf dem Flur über wichtigere Sachen zu unterhalten.

Kurz: Sie halten ihn für einen Esel, wobei ihnen die spezielle Sorte Esel, zu der Chávez zu zählen wäre, ziemlich egal sein dürfte. Südländer sind halt nicht so genau in diesen Dingen, bei denen ist Esel eben Esel und basta.

Bei uns in Deutschland wäre diese Frage hingegen dringend klärungsbedürftig, weil steuerrechtlich von hoher Bedeutung: Handelt es sich bei Chávez um einen Maulesel, jener Kreuzung aus Pferdehengst und Eselin, müßte sein Käufer nur den ermäßigten Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent entrichten; handelt es sich hingegen um einen reinrassigen Hausesel, würde der volle Satz von 19 Prozent fällig – es sei denn, der Käufer würde Chávez sofort schlachten und zum Verzehr freigeben, dann wäre es wieder nur der siebenprozentige Satz („Lebensmittel“). Die Grünen hätten da übrigens jemanden, der … den Gedanken überspringen wir mal.

Aber ein schönes Durcheinander mit den Steuersätzen, was? Selbst den Experten des Bundesfinanzministeriums dämmert, daß mit der Zuordnung, welche Güter  dem ermäßigten und welche dem vollen Mehrwertsteuersatz unterliegen, irgend etwas nicht stimmen kann.

Es geht ja noch weiter: Während der Esel nämlich voll besteuert wird, muß der Erwerber eines edlen Rennpferds nur den niedrigen Satz zahlen. Gewürze gehen ebenfalls mit sieben Prozent durch, verrührt man sie aber zur Gewürzmischung, schlägt der Fiskus 19 Prozent drauf. Und obwohl nur „Waren des täglichen Bedarfs“ von der Ermäßigung profitieren sollen, wird auch der teure Trüffel um bloß sieben Prozent verteuert. Der „tägliche Bedarf“ an Trüffeln? Nach und nach erschließen sich uns immer mehr Gründe für die jüngste Diätenerhöhung.

Na, wenn der Esel so teuer kommt, dann halten wir uns eben gleich an das noblere Reittier und nehmen ein schickes Roß. Die Deutschen werden ohnehin schwach beim Anblick der stattlichen Tiere und lassen dabei ihre sonst gezeigte Grundvernunft sausen. Am heftigten haben es uns die Pferde von der Rasse der Trojaner angetan. Daß es sich bei den scheinbar majestätischen Vierbeinern um hohle Holzgestelle handelt, die zudem nichts Gutes bergen, kommt – im Sinne des Wortes – regelmäßig zu spät „heraus“.

Der berühmteste Trojaner der deutschen Geschichte hieß „Wilsons 14 Punkte“ und war mit dem Selbstbestimmungsrecht der Völker gesattelt. Als die Deutschen ihn 1918 voller Freude auf ihren Hof gezogen hatten, schoß der Versailler Vertrag heraus, der in den folgenden 27 Jahren ganz Europa in Brand stecken sollte.

Heute sind die Trojanerbäuche zwar weniger explosiv gefüllt, aber der Trick zieht immer noch. Die Uno hat uns das Exemplar namens „Weltweiter Vorreiter beim Klimaschutz“ vors Tor gestellt und unsere Politiker und Experten sind bereits heftig schnatternd dabei, das Viech reinzuzerren.

Was herauskommen wird, konnten sich die Hellhörigen bereits anhand verräterischer Klopfzeichen aus dem Innern zusammenreimen. Von dort morst es Wörter wie „Klimaabgabe“ und „Fahrverbot“ und vor allem „Wettbewerbsnachteile“.

Also alles wieder nur fauler Zauber? Aber nein: Die Uno wird uns mit Lob überschütten und uns beim Klimaschutz-Vorreiten treu begleiten, bis unser industrieller Kern dahingeschmolzen ist. Apropos Kernschmelze: Daß die Deutschen trotz einer perfekt koordinierten Energiekrise ihre Kernkraftwerke lustvoll auf den Schrott schmeißen, wird uns zum Lob der Uno auch noch die volle Sympathie der Öl- und Gaslieferanten sowie der Industrie-Aufsteiger China, Indien und Co. einbringen. Ihr herzliches Lachen ist der gerechte Lohn für unser redliches Bemühen.

Ja, wir Deutsche zeigen der Welt, daß es auch „anders geht“ bei der Energieversorgung – wie ein Kapitän, der die Rettungsboote über Bord wirft, um Gewicht von seinem sinkenden Schiff zu nehmen.


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