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01.12.07 / Freibünder fuhren nach Ostpreußen / Gut 80 Jugendbewegte zwischen acht und 22 Jahren schlugen am Daddai-See ihre Zelte auf

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-07 vom 01. Dezember 2007

Freibünder fuhren nach Ostpreußen
Gut 80 Jugendbewegte zwischen acht und 22 Jahren schlugen am Daddai-See ihre Zelte auf
von Juliane Guleikoff

Seit jeher haben die Weiten Ostpreußens für die Bünde der Jugendbewegung eine außerordentliche Anziehungskraft. Ob nun Wandervögel, Pfadfinder oder Bündische – alle lockte dies Land im Osten zu Fahrt und Tat. So zog dieses Jahr auch der jugendbewegte Freibund nach Ostpreußen, um das Land zwischen Memel und Weichsel zu erkunden und seine deutschen Spuren ausfindig zu machen. Ein großes Zeltlager wurde am Daddaisee inmitten der Masurischen Seenplatte aufgeschlagen. Näherte man sich dem Lager, wurde man zunächst von einem großen Lagertor empfangen, an dem ein Schild mit der Aufschrift „Die Ferne ruft!“ prangte. Das Motto, dem der Freibund bereits seit Anfang des Jahres nachfolgt.

Über dem Lagertor flattert die Elchschaufel im Wind und unter ihr, aber dennoch in luftiger Höhe, steht eine Kohte.

Schreitet man hindurch, reihen sich auf der linken Seite Schwarzzelte von kleinen Kohten über große Jurten bis hin zur riesigen Feuerjurte, welche die komplette Lagermannschaft beherbergen könnte. Ihr gegenüber steht die Fahnenmastanlage, an der die aufgehende Sonne auf schwarzem Grund, das Zeichen des Freibunds, weht. Von hier aus zog die junge Schar nun in die Umgebung aus und hier kehrte sie zu Sport und Spiel wieder ein.

Doch war es nicht nur Ziel, das Land zu erkunden, sondern sich auch mit der Geschichte Ostpreußens zu beschäftigen. Bereits in den Morgenfeiern wurde Wissenswertes vermittelt. Beginnend im Reich der Pruzzen über den Ritterorden hin zum Königreich Preußen und dessen Untergang wurde die wechselhafte Geschichte Ostpreußens behandelt. Auch Agnes Miegel, Herder und Kant kamen darin zu Wort. In Gedenken an die vergangene Zeit und mit Blick in die Zukunft wurde eine Eiche aus dem Märkischen Sand in die neue Heimat Ostpreußen verpflanzt, damit sie dort frische Wurzeln schlagen kann.

Die Erkundung jenes Landes, welches man sonst nur aus Liedern kannte, führte die Jugend einerseits Richtung Osten zu den Mauern von Heiligelinde, zum Mauerwald und dem Soldatenfriedhof Jägerhöhe am nördlichen Fuße des Mauersees. Andererseits in Richtung Westen zu den geneigten Ebenen des Oberlandkanals und zum Dom von Frauenburg, wo Copernicus in seinem Turm den Beweis erbrachte, daß die Welt eine Kugel sein muß.

Dort angekommen durfte ein Bad im Frischen Haff nicht fehlen. Anschließend ging die Fahrt noch zum Herrensitz der Fürsten Dohna-Schlobitten. Der Sitz jener Familie die untrennbar mit der Geschichte Ostpreußens verbunden ist.

Die Ruine, welche als ehrwürdiger Überrest in der Landschaft steht, ist von der Natur schon fast zurück gewonnen. Ein solcher Anblick läßt so manchen jungen Besucher fragen, welches Unheil Menschen zwingt, derlei zurückzulassen.

Wieder im Lager empfing man mit großer Neugier Kaplan Schmeier und den jungen Alexander Bauknecht von der deutschen Volksgruppe.

Der Kaplan berichtete von der Wiederaufnahme deutscher Gottesdienste und den damit einhergehenden Schwierigkeiten und auch guten Erfahrungen.

Der zweite Vortrag galt erneut der ostpreußischen Geschichte und endete in einem Erfahrungsbericht über das Zusammenleben der verbliebenen Deutschen mit den nun ansässigen Polen.

Zum deutschen Erbe der Gegend gehört ein naher, auf einem kleinen Hügel gelegener, Familienfriedhof im Dornröschenschlaf. Sein Zustand rief die Freibünder zur Tat. War es auch keine Dornenhecke, galt es doch den Wildwuchs der letzten Jahrzehnte zu bezwingen. Bäume von zirka 20 Jahren, Sträucher und Unkraut wurden entfernt, Grabsteine wieder zusammengesucht und zerbrochene Eisenkreuze repariert und neu gesetzt. Die Gräber bekamen Heidekraut zur Zierde und die Schriften in den Steinen wurden nachgezogen. Wieder instandgesetzt lud der heilige Ort während einer kleinen Feier zum Innehalten ein.

Natürlich darf für eine bündische Gruppe das Fahrtenerlebnis nicht fehlen, auf welcher die Mädel und Jungen die Gegend um den Daddaisee genauer erkunden konnten. Einige Jungs ließen es sich nicht nehmen, den See samt Gepäck schwimmend zu überqueren.

An einem Nachmittag lud man die Jugend des nahe gelegenen Dorfes zu einem spannenden Fußballturnier. Dieses fand im Schatten des großen Lagertors statt. So waren sich Dorfjugend und Lagermannschaft nicht mehr fremd und hier und da winkte man sich zu oder wechselte ein freundliches Wort.

Allabendlich sah man aus dem großen Feuerzelt Rauchschwaden steigen und der Schein eines wärmenden Feuers erhellte die Dunkelheit. Nur die Nachtwache sah man ruhig durch die vernebelten Wiesen schreiten. Man hörte Lieder gesungen von nahezu 100 jungen Stimmen, begleitet von Klampfenspiel und Trommelschlag. Dann und wann mischte sich die Tiefe Stimme Bauer Gollans dazwischen. Er berichtete gerne von seinen Erlebnissen und Erfahrungen aus der Zeit der Umwälzungen. Geduldig hörte er sich alle Fragen an und brachte hier und da eine kleine Anekdote ein.

Gehen die Gedanken an den Bauern zurück, kommt sein Gleichnis vom „Regenbogen“ in den Sinn. Eine Brücke, auf der einen Seite Familie Gollan und die Ostpreußen, auf der anderen Seite die Freibünder, welche letztlich alle einen Bernstein und unvergeßliche Eindrücke aus Ostpreußen mitnehmen durften. So kam es, einige Stunden nach dem Lager, längst auf dem Rückweg in die Heimat, als ein letzter Blick nach Osten gewagt wurde. Da spannte sich ein Regenbogen übers Land, der sich am Horizont gen Ostpreußen verlor. Unausgesprochen war man sich einig: Die Freibünder kehren wieder.

Weitere Informationen über den Freibund und seine Aktivitäten: Der Freibund e.V., Postfach 1505, 37055 Göttingen, E-Mail: kontakt@freibund.de, Internet: www.freibund.de.


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