19.04.2024

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01.12.07 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-07 vom 01. Dezember 2007

Wölbungen / Was uns zum Nazometer macht, warum die FDP sich fürchten muß, und was den Grünen bevorstehen könnte
Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

Das Nazometer darf bleiben, haben die Entscheidungsträger bei der ARD beschlossen. Nach eingehender Prüfung der Lage erkannten sie, daß sie außer Gefahr sind, weil ihnen doch keiner vorhält, „nicht wachsam genug“ gewesen zu sehen.

Also konnten sie die anstrengende Betroffenheitsgymnastik einstellen, durchatmen und den Gegenstand der Debatte mal gründlich in Augenschein nehmen. Was sie da sahen, erschreckte sie allerdings zunächst: Das Nazometer, das sind ja sie, sie selbst! Ohne nachzudenken hatten die ARD-Verantwortlichen ihre Signale ausgeworfen, als bestimmte Worte durch den Raum schwirrten – ganz wie das qiekende Laternchen.

Das ist für einen Menschen gar nicht so einfach: Regen Sie sich mal auf Knopfdruck auf, obwohl Sie in Wahrheit gar nichts erzürnt! Denn das Nazometer hat in Wirklichkeit gar keine Sensoren, die ihm Naziverdächtiges melden. Es ist bloß ein kleines Licht mit Hupe, das erst in Wallung gerät, wenn jemand heimlich den Knopf drückt.

Dieser Knopf steckt bei Nazometermenschen meist in dem Bereich des Hirns, wo ihre Geltungssucht wohnt, nennen wir ihn den Ichichich-Sektor. Der verbirgt sich ganz vorn im Kopf, gleich hinter dem Brett vor der Stirn.

Hartmut W. aus dem westfälischen Petershagen muß da eine richtige Wölbung haben. Auf einem Routinekontrollgang durch die Nachbarschaft entdeckte er im Rasen einer städtischen Grünanlage am vergangenen Sonnabend morgen ein Hakenkreuz, einen mal einen Meter groß. Irgendjemand hatte es mit einem Schuhabsatz oder einem festen Gegenstand hineingekratzt. Am Abend vorher war es noch nicht dagewesen, da hatte Hartmut W. gegen 22.30 Uhr seinen letzten Rundgang gemacht und nichts bemerkt.

Als er das Kreuz erblickte, begann der Ichichich-Sektor des Herrn W. sofort heftig zu pochen, das Brett schwoll zu doppelter Größe an. Wie das „Mindener Tageblatt“ vergangenen Montag berichtete, alarmierte W. noch am selben Vormittag Ortsvorsteher Hermann K., der umgehend an den Ort des vielversprechenden Fundes eilte. Zudem wurden  der Hauptamtsleiter der Stadtverwaltung, Hermann S., und die Polizei eingeschaltet.

Hartmut W. ist außer sich vor Begeisterung und läuft zur Hochform auf: „Ich bin empört und entsetzt. Ich hätte nie erwartet, daß so etwas hier passieren könnte“, zitiert ihn die Lokalzeitung. Vor allem hätte er sich nie träumen lassen, mal solch historische Worte sagen zu können, die dann auch noch in der Zeitung erscheinen!

Hauptamtsleiter S. ruft – vom Anblick des Rasenkreuzes ebenfalls euphorisiert – gleich eine Volksbewegung aus: „Wir müssen ein Signal setzen und den Anfängen wehren!“ Na also! Wie lange mußte der Hauptamtsleiter S. im Fernsehen mit ansehen, wie immer nur andere „Signal setzen“ und „Anfängen wehren“ posaunen durften. Jetzt war er mal dran. Die flackernde Freude dieses kleinen Laternchens läßt auch uns jubilieren.

Die heran gerufenen Polizisten nahmen die Rasenkreuz-Show  beamtenmäßig dröge zur Kenntnis und teilten Herrn W. mit, welches „Signal“ sie für geeignet hielten: Sie baten ihn, schreibt das „Mindener Tageblatt“, die Rasenfläche „mit der Harke kräftig zu bearbeiten, so daß das Hakenkreuz nicht mehr zu sehen ist“. Dann hinterließen sie eine Telefonnummer für „Hinweise“. Punkt. Diese langweiligen Uniformierten haben keine Ahnung, was ein richtiger Auftritt ist. Ihr Ichichich-Sektor muß beklagenswert unterentwickelt sein.

Ganz anders der von Gabriele Pauli. Die Fürther Landrätin scheint unter einer regelrechten Wucherung jener Hirnpartie zu leiden, die andere Sektoren des wichtigen Organs bereits weitgehend lahmgelegt hat.

Ein „Focus“-Redakteur, der ein paar Fragen an Frau Pauli hatte, landete bei einer Art PR-Firma, die von der Landrätin engagiert worden war.

Die Firma MSE forderte von „Focus“ 30000 Euro für ein Interview und winkte dafür mit verlockenden Extraleistungen: Für die paar Kröten dürfe sich das Magazin aus einem Menü von drei, vier oder fünf möglichen Antworten eine aussuchen! Zum Beispiel könnte sie Frau Pauli antworten lassen, daß sie nach ihrem CSU-Austritt zur FDP wolle oder auch, daß sie die Freien Wähler vorziehe. Für die Summe würde die Landrätin sagen, was dem zahlenden Journalisten am besten gefällt.

Der „Focus“-Kollege war verwirrt. Schon viel erlebt, aber so ein Politiker-Straßenstrich, wo man nicht nur für Interviews bezahlt, sondern sogar noch einzelne Antworten kaufen kann, der war ihm neu – und irgendwie gruselig.

Also rief er Frau Pauli persönlich an, um Gewißheit zu erlangen, und die bestätigte tatsächlich das aufreizende Angebot – also, Süßer: Was törnt dich mehr an? FDP oder Freie Wähler?

Nein, nein, nichts von alledem, winkte der Magazin-Redakteur ab, und brachte die unsittliche Offerte an die Öffentlichkeit, die herzlich lachen muß. Gabriele Pauli versteht die heitere Verblüffung über ihr neuestes Gewerbe nicht: „Viele Medien haben damit Millionenumsätze gemacht, meine politischen und privaten Handlungen darzustellen und zu kommentieren“, beschwert sich die 50jährige. Nun sei es nur „legitim, von denjenigen, die von meinem Engagement profitieren, einen Teil zu verlangen“.

Daß es die Medien waren, die sie, die zuvor nicht mehr war als eine von rund 400 deutschen Landräten, zur „Parteirebellin“, zur „Stoiber-Herausforderin“ aufplusterten, das muß Frau Pauli auf ihrer bewegten Reise durch Latex-Studios und über Talkshowbühnen vergessen haben.

Die Ichichich-Wucherung ließ sie sogar übersehen, daß die schicken Attribute, mit denen man sie behängt hatte, allesamt aus Plastik waren. Ja, schön gefunkelt haben die wohl. In der Gluthitze der politischen Wirklichkeit aber ist der ganze Glitzerkram geschmolzen. Jetzt sitzt sie da in der Pampe und fühlt sich hintergangen wie ein Zirkuspferd, dem man nach der strahlenden Vorstellung den falschen Schmuck wieder abnimmt, um es in die trübe Box von Zwirndorf zurückzuscheuchen.

Übrigens: Was jetzt wohl bei FDP und Bayerns Freien Wählern los ist? Auch wenn das „Interview“ natürlich flachfiel – die beiden wurden ja genannt. Die können einem leid tun. Leise flehen ihre Lieder, daß die Frau Pauli nur nicht bei ihnen klopfen möge. Ein Gefühl muß das sein, als würde man von jemandem, dessen Peinlichkeit im ganzen Dorf gefürchtet ist, in aller Öffentlichkeit kreischend begrüßt. Was macht man da? Am besten gar nichts, oder ganz schnell weglaufen.

Geht aber nicht immer: Die Führung der Grünen sah sich auf ihrem jüngsten Parteitag einem dunkelroten Delegiertenpulk gegenüber, der um jeden (vom Steuerzahler zu entrichtenden) Preis über den linken Rand hopsen wollte: Geld für alle, aber viel  höhere Rechnungen für die, die es selbst verdienen – so die zusammengefaßte Forderung.

Wenn das nicht zu Davonlaufen ist. Wollten die Grünen nicht eben noch die FDP als bürgerliche Mittepartei beerben? Mit „ökologischer Marktwirtschaft“ und so tollen Sachen? Das können sie jetzt natürlich in den entrußten Schornstein schreiben. Die Abschrift des PDS-Programms kommt in der Mitte nicht gut an.

Die Grünen-Vorsitzenden Claudia Roth und Reinhard Bütikofer wissen selbstverständlich, daß dieser Parteitagssozialismus in die Hose gehen muß. Doch ihr Dilemma steht den beiden förmlich ins Gesicht geschrieben: Rund und satt sind sie geworden auf ihren gut bezahlten Posten, auf denen sie bleiben wollen. Und wenn es ums Geld geht, muß man bei seinen Stellungnahmen eben äußerst flexibel sein. Warum schauen Sie nicht mal bei den Grünen vorbei, Frau Pauli?


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