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08.12.07 / Kartoffelsprit und Erdnußöl / Deutschland war Vorreiter in Sachen Biosprit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-07 vom 08. Dezember 2007

Kartoffelsprit und Erdnußöl
Deutschland war Vorreiter in Sachen Biosprit
von Mariano Albrecht

Wer glaubt, die Erfindung nichtmineralischer Kraftstoffe wie Biodiesel sei eine neuzeitliche Idee von Grünen und Rohölreserven-Endzeitpropheten, der irrt. Der erste Biokraftstoff wurde lange vor dem ersten Verbrennungsmotor von den Wissenschaftlern E. Duffy und J. Patrick im Jahr 1853 entwickelt. Die beiden experimentierten mit der Umesterung von Pflanzenöl, dabei entstand ein brennbares aber nicht so schnell entflammbares Gemisch wie Spiritus. Zur technischen Anwendung gelangte das Produkt erst, nachdem Rudolph Diesel 1893 den nach ihm benannten Motor baute. Doch bis es zum Einsatz des von Duffy und Patrick erfundenen Gemisches kam, vergingen nochmals Jahre.

Als Diesel zur Weltausstellung 1900 in Paris seinen Motor vorstellte, staunten die Besucher, denn das Maschinchen verbreitete einen süßlich nussigen Duft in den Ausstellungsräumen – Diesel trieb seinen Motor mit Erdnußöl an. Erst als sich die chemischen Verfahren der Umesterung von pflanzlichen Ölen durchsetzten, gelangte der Biodiesel, der damals korrekterweise Fettsäuremetylester (FAME) hieß – das Modewort „Bio“ gelangte erst später in den Sprachgebrauch – zum Einsatz.

Auch Nikolaus August Otto verwendete im Jahr 1860 für seinen Verbrennungsmotor einen Bio-Treibstoff – Kartoffelsprit (Ethanol). Dieser gelangte sogar im Ersten Weltkrieg in Flugzeugmotoren zum Einsatz.

In den USA setzte auch der Autobauer Henry Ford auf den „nachwachsenden“ Rohstoff Ethanol. Der zwischen 1908 und 1927 gebaute Ford T fuhr ebenfalls mit Ethanol. Fords Vision war es, der Landwirtschaft neue Impulse zu geben und einen ständig verfügbaren Rohstoff zum Einsatz zu bringen. Doch die Idee Fords war zum Scheitern verurteilt.

Durch den Einfluß der Standard Oil Company von John D. Rockefeller erlangte das Benzin aufgrund hoher Verfügbarkeit und niedriger Preise zunehmend an Bedeutung in Amerika und allen von Standard Oil beeinflußten Ländern. Der Motor des Ford wurde auf Benzin umgestellt. Die Macht von Standard Oil und der Rockefeller-Dynastie führte zur ersten Monopolgesetzgebung in den USA und zur Zerschlagung des Konzerns unter Präsident Roosevelt im Jahre 1911.

In Deutschland versuchte man in den 20er Jahren, durch den Einsatz von Alkohol die Kosten für den Import von ausländischem Mineralölbenzin zu senken. So gründete die Reichsmonopolverwaltung für Branntwein und der Verwertungsverband deutscher Spiritusfabriken im Jahre 1925 die Reichskraftspritgesellschaft (RKS). Mit dem Produkt Monopolin, einer Mischung aus 75 Prozent Normalbenzin und 25 Prozent Agraralkohol, sollte die Landwirtschaft gestärkt und gleichzeitig der Mineralölverbrauch gesenkt werden. 1927 entstand in Berlin das erste Tankstellennetz der RKS. 1935 hatte die Reichskraftsprit-Gesellschaft einen Marktanteil von 4,3 Prozent und betrieb 365 Zapfsäulen in Deutschland.

Nach dem Zweiten Weltkrieg verloren die alternativen Kraftstoffe durch die günstiger werdenden Preise für Mineralölkraftstoffe an Bedeutung. Der Biodiesel war auch während des Krieges vom Petrodiesel verdrängt worden. Erst in den 80er Jahren gewann die Herstellung wieder an Bedeutung. 1990 ging im österreichischen Aschach die erste industrielle Produktionsanlage in Betrieb.


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