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08.12.07 / Pfadfinder fuhren nach Passenheim / Der Stamm Bassenheim aus Rheinland-Pfalz besuchte die Partnerstadt in Masuren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-07 vom 08. Dezember 2007

Pfadfinder fuhren nach Passenheim
Der Stamm Bassenheim aus Rheinland-Pfalz besuchte die Partnerstadt in Masuren
von Lennard Berghoff und Nina Ketzner

Daß die Bassenheimer Pfadfinder jedes Jahr ins Sommerlager fahren, ist inzwischen schon eine gute Tradition. Nach den vielen interessanten Zielen, die sie in den vergangen Jahren besucht hatten, erhielten sie die Anregung ihres Bürgermeisters Jürgen Häfner, dieses Jahr die Partnerstadt Passenheim im Kreis Ortelsburg als Ziel auszuwählen. Eine entsprechende Einladung an Bassenheimer Jugendliche lag schon aus der Zeit des Weltjugendtages 2005 vor, als die Passenheimer Gäste aus der Region im Ort hatten.

Republik Polen – ist zunächst einmal ein außergewöhnliches Ziel für die Jugendlichen, da sie meist nur die südlichen Staaten kennen wie Spanien, Frankreich, Italien oder Griechenland. Wer erzählt schon, daß er in der Republik Polen in Urlaub war? So zunächst die Reaktion der Jugendlichen, „das ist doch uncool“. Schlimmer noch die Reaktion der Eltern, die bei der Sicherheit der Jugendlichen und der fehlenden Infrastruktur ihre Bedenken äußerten sowie die Entfernung von 1300 Kilometer als zu groß beurteilten.

Nachdem zwei Gruppenleiter im Februar einen Besuch in Passenheim gemacht hatten, stand für sie fest, daß ihr Stamm dort sehr gut aufgehoben sein würde und die Bedenken doch eher unbegründet seien. Die Pfadfinder bildeten ein Organisationsteam und trafen alle Vorbereitungen für die Durchführung des Sommerlagers, welches diesmal ganz anders werden sollte – mit deutsch-polnischer Begegnung. Anders als sonst beschäftigten sich die Bassenheimer Pfadfinder diesmal sehr intensiv mit ihrem Ziel und dessen Geschichte. Es wurde ein Heft für die Teilnehmer erstellt mit allen wichtigen Informationen – über Masuren, die dortige Währung, die Partnerschaft Bassenheim–

Passenheim. Ein kleiner Sprachführer gehörte auch dazu, Seiten mit Spielen, Rätseln und Unterhaltung sowie Platz für Steckbriefe der neu zu gewinnenden Freunde. Eine Person ließ sich sogar auf das Wagnis eines polnischen Sprachkurses ein, was bei den Gastgebern später sehr gut ankam. Ein Trupp von vier Personen startete schon eine Woche früher nach Passenheim, um die letzten Vorbereitungen und Absprachen vor Ort zu tätigen.

Das eigentliche Lager begann für die meisten mit dem Ordnen, Verpacken, und Einladen der Zelte, Spiele und Küchenmaterialien. Der Bus startete am darauffolgenden Tag. Die Reisenden wurden mit dem Segen des Pfarrers und den besten Grüßen des Bürgermeisters verabschiedet. Mit an Bord hatten sie viele Briefe und Grüße von Bassenheimern, die Kontakte aus den vergangenen Begegnungen pflegen. Nach langer Busfahrt in Passenheim angekommen, gab es erst einmal etwas Warmes zu essen. Dann wurde das Lager, sprich Zelte und ein Bannermast, schnell aufgebaut, und alle waren froh an diesem Abend, ins Bett oder besser in den Schlafsack zu kommen, da sie über Nacht gefahren waren. Passenheims Bürgermeister Bernhard Mius, das Organisationsteam und die polnischen Kinder- und Jugendlichen begrüßten die deutsche Gruppe am nächsten Tag sehr herzlich, die erste Begegnung und das gegenseitige Kennenlernen wurden durch einige sportliche Großgruppenspiele ganz gut umgesetzt, so das die Pfadfinder die beste Vorraussetzung hatten, gemeinsam zwei Wochen aktiv sein zu können. Sie haben die nähere und weitere Umgebung kennengelernt und sich während der Busfahrten mit den polnischen Jugendlichen ausgetauscht.

So ging es an einem Tag auf die Marienburg, die größte Backsteinburg der Welt. Das war für die Bassenheimer besonders interessant, da die Burg durch den Deutschen Orden erbaut worden ist, dessen erster Hochmeister Heinrich I. Walpot von Bassenheim 1198 bis 1200 war. Dessen Bild entdeckten die Bassenheimer Pfadfindern denn auch auf der Burg. Zu Ehren eines weiteren Bassenheimers, nämlich des Komturs des Deutschen Ordens Siegfried Walpot von Bassenheim, durch den die erste Stadt in Masuren gegründet wurde, erhielt eben diese Stadt den Namen „Bassenheim“, aus dem erst später „Passenheim“ wurde.

Aber auch die neuere Geschichte kam nicht zu kurz: Ein Tag wurde in der Adolf Hitlers Wolfsschanze verbracht. Wegen der anschaulichen Erklärungen der Fremdenführerin konnten sich die Pfadfinder ein gutes Bild machen, wie es zum Ende des Krieges dort ausgesehen haben muß.

Die Pfadfinder unternahmen auch zwei Stadtbesuche: einen ins nahe gelegene Allenstein und einen nach Danzig, wo die Kinder in Kleingruppen die Städte inspizieren konnten. Da in Allenstein Kopernikus lebte und wirkte, durfte ein Besuch im örtlichen Planetarium und auf der Burg natürlich nicht fehlen. Neben den Sehenswürdigkeiten standen auf dem Programm auch sportliche Aktivitäten wie Kanufahren, Radfahren, und das Wandern kam auch nicht zu kurz. So gab es einige kleine Wanderungen in die nähere Umgebung, und es wurden einige Zweitagestouren durch die wunderschöne Landschaft der masurischen Seenplatte unternommen. Auch eine Nachtwanderung und Geländespiele standen auf dem Programm und waren bei den Kindern sehr beliebt.

Die Bassenheimer waren auch pfadfinderisch aktiv. An zwei Tagen haben sie auf dem alten, evangelischen, deutschen Friedhof von Passenheim, der total zugewucherte war, Wege und Gräber gesäubert und manche Kulturdenkmäler erst wieder zum Vorschein gebracht, da sie von der Natur vollkommen in Beschlag genommen worden waren. Dies soll ein Symbol sein, das die Deutschen mit der Gemeinde verbindet, verbunden mit der Hoffnung, daß die Gemeinde Passenheim diesen Friedhof weiter pflegt und er nicht wieder zuwächst.

Zu einem Zeltlager der Pfadfinder gehört auch der sonntägliche Meßbesuch. An dem ersten Sonntag nahmen die Pfadfinder an der Messe in Passenheim teil, an deren Gestaltung sie sich auch beteiligten. Und am zweiten Sonntag luden sie die Gemeinde zu einem ökumenischen Lagergottesdienst ein. Hierfür wurden provisorisch ein Altar und ein Kreuz errichtet. Während des Gottesdienstes schenkten die Deutschen den am Lagergottesdienst beteiligten örtlichen Pfarrern einen Klassensatz polnischer Kinderbibeln, welche „Kirche in Not“ zur Verfügung gestellt hatte.

Ein bißchen Aufregung  gab es im Lager auch. Ein Hubschrauber machte so viel Wind, daß es die Pfadfinder ein paar Zelte wegwehte. Zum Glück gab es einen Netten Schuster in Passenheim, der schnell ein paar Reperaturen ausführte, so alle Zelte wieder aufgestellt werden konnten.

Der Höhepunkt war das Abschiedsfest mit den polnischen Jugendlichen, an dem es ein über offenem Feuer gegrilltes Schwein mit anderen guten gegrillten Leckereien gab, das bei lustiger Livemusik von allen mit Freude verspeist wurde.

So haben die Bassenheimer Pfadfinder zwei interessante Wochen in ihrer Partnerstadt Passenheim verbracht – aber als sie dann die Heimreise antraten, waren doch alle froh, bald wieder zu Hause zu sein.

Weitere Informationen über diese und weitere Fahrten erteilt gerne: Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg, Stamm Bassenheim, Walpotplatz 11, 56220 Bassenheim, E-Mail: stamm@pfadfinder-bassenheim.de


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