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08.12.07 / Festliche Geschichten / Weihnachtsgeschichten von unterschiedlichem Niveau

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-07 vom 08. Dezember 2007

Festliche Geschichten
Weihnachtsgeschichten von unterschiedlichem Niveau

Woran mag es liegen, daß sich ausgerechnet um die Weihnachtszeit so viele Geschichten ranken wie sonst um keine andere Jahreszeit? In Lyrik und Prosa versuchen die Menschen, ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen. Autoren fühlen sich inspiriert von dem Geschehen in der heiligen Nacht und bemühen sich mit eigenen Worten, diese alte Geschichte zu interpretieren. Schon seit Jahrhunderten haben Dichter und Schriftsteller sich dieses Themas bemächtigt. Und immer wieder zur Weihnachtszeit kommen Bücher mit Weihnachtsgeschichten aller Art auf den Markt. Zwei sehr unterschiedliche neue Publikationen seien hier herausgegriffen.

HF Witzel, 1949 in Braunschweig geboren, lebt seit langen Jahren in Berlin und hat sich mit seinen christlichen Geschichten einen Leserkreis erobert. In seinem neuen Buch „Nach dem Fest ist vor dem Fest“ legt er eine bunte Reihe von Kurzgeschichten vor, die sich allesamt um das Fest der Feste drehen. Da läßt er die Hirten auftreten, denen der Engel die frohe Botschaft verkündet, aber auch Karl May (?), der zu Weihnachten immer wieder in große Schwierigkeiten gerät. Man begegnet Harri und dem Engel 10961 oder Markus Tillmann, der unerwartet den Weihnachtsmann spielen muß und so das Glück seines Lebens findet. Auch Sara und Yildirim finden an Weihnachten zueinander. Geschichten, die das Leben schrieb? Na ja, ein gehöriger Schuß Phantasie ist dem Autor nicht abzusprechen.

Solider sind da schon die Texte, die Eckart Kleßmann für „Das Hamburger Weihnachtsbuch“ gesammelt hat. Friedrich Gottlieb Klopstock und Matthias Claudius stehen für Weihnachten im 18. Jahrhundert. Da findet sich etwa die „Weihnachts-Cantilene“ von Claudius, die von dem Königsberger Komponisten Johann Friedrich Reichardt vertont wurde und am 22. Dezember 1785 in der Berliner Nicolai-Kirche uraufgeführt wurde. Der Maler Philipp Otto Runge ist entsetzt, als er Weihnachten 1803 hört, daß sein Paket an die von ihm sehr verehrte Pauline Bassenge verlorengegangen ist: „Ich hatte dir noch dazu einen Liebesbrief auf Patentpapier geschrieben (müssen sie ersetzen!) ...“

Für das 20. Jahrhundert kommen allerlei Schriftsteller zu Wort, deren Schaffen einerseits mit der Hansestadt verbunden ist, andererseits aber auch mit der jüngeren deutschen Literaturgeschichte. Von Joachim Ringelnatz über Walter Kempowski bis hin zu Wolfgang Borchert und Siegfried Lenz hat Kleßmann alles aufgeboten, was Rang und Namen hat. Den krönenden Abschluß des Buches bildet ein Kapitel über die alte Hamburger Weihnachtsküche, die heutzutage jedoch nicht so leicht mehr nachzukochen ist. Karpfen blau und Braune Kuchen werden allerdings noch einmal in zeitgemäßen Rezepten vorgestellt. Der Feinschmecker wird’s danken.

Weihnachten und essen gehören offenbar ebenso zusammen wie Weihnachten und Geschichten erzählen. Die schönste Weihnachtsgeschichte aber ist allemal die mit dem berühmten Anfang: „Es begab sich aber zu der Zeit ...“      os

H. F. Witzel: „Nach dem Fest ist vor dem Fest – Weihnachtsgeschichten“, Verlag der St.-Johannis-Druckerei, Lahr 2007, 96 Seiten, brosch., 6,95 Euro, Best.-Nr. 6478; Eckart Kleßmann (Hrsg.): „Das Hamburger Weihnachtsbuch“, Ellert & Richter Verlag, Hamburg 2007, 252 Seiten mit 44 Abb., geb., 19,95 Euro, Best.-Nr. 6479


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