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15.12.07 / Lippenbekenntnisse

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-07 vom 15. Dezember 2007

Lippenbekenntnisse
von Harald Fourier

Vergangenen Sonnabend war ich mit einem Freund abends in der Knaakstraße im Prenzlauer Berg unterwegs. Kurz vor 20 Uhr fiel uns ein: Da war doch was? Richtig: Jetzt stellen gleich alle schuldbewußten Mitbürger den Strom ab, um ein Zeichen gegen den Klimawandel zu setzen.

Von Pro-Sieben bis Greenpeace, von Beckenbauer bis Platzeck – alle waren dabei, hatten zur großen Licht-aus-Kampagne aufgerufen. Die „Bild“-Zeitung hatte sogar morgens noch auf der ganzen Seite 1 appelliert, sich an der gemeinsamen Verdunkelungsaktion zu beteiligen.

Wer die aufgestachelten Medien verfolgte, mußte den Eindruck gewinnen, daß der weltweite Klimawandel mindestens so gefährlich ist wie weltweiter Krieg. Und da mußte ja auch verdunkelt werden. Die Klimaaktivisten lassen uns wissen, daß der ganze Planet kurz vor der Kapitulation steht. In Berlin-Mitte, das hatte die Gesundheitssenatorin (!) Katrin Lompscher angekündigt, sollte daher die Beleuchtung des Brandenburger Tors abgeschaltet werden.

Bei soviel prominenter Unterstützung konnte sich der Normalbürger dem ganzen kaum entziehen. Mehrere Leute, mit denen ich vorher darüber gesprochen hatte, versicherten mir ungefragt, daß sie sich an der Aktion beteiligen würden. „Is’ ja gut, mal ein Zeichen zu setzen“, meinte ein Lehrer. „Ich habe mir schon Energiesparbirnen gekauft“, offenbarte eine Verkäuferin. Irgendwie will niemand abseits stehen, wenn das Weltklima (früher: Vaterland) ruft.

Aber glaubwürdig klangen diese „guten Vorsätze“ nicht. Eher wie auswendig gelernte Chinesisch-Vokabeln. Selbst wenn man einzelne Worte richtig aussprechen kann, kann man noch längst kein Chinesisch.

Am nächsten Morgen war die Enttäuschung um so größer. Von den Berlinern sind nur etwa 5000 (also knapp 0,15 Prozent) zur Klimademo auf den Pariser Platz gekommen. Und ans Lichtausschalten hat auch kaum einer  gedacht. Um 20 Uhr scheinen all die guten Vorsätze vergessen.

Fazit: Solange noch nicht offiziell protokolliert wird, wer mitmacht und wer nicht, ist es um die wirkliche Bereitschaft nicht sehr gut bestellt. Früher im Osten haben sie darauf geachtet, daß auch jeder aus dem Haus, dem Betrieb, der Parteigruppe zur SED-Demo ging.

Glauben die Menschen an die „Klimakatastrophe“ etwa ebensowenig wie einst an den Sieg des Sozialismus? Spulen sie nur Lippenbekenntnisse ab, wenn man sie danach fragt? Machen sie nur mit beim „Klimaschutz“, wenn sie dazu gezwungen werden, etwa durch höhere Strompreise zur Unterstützung von Windkraft? Ich habe es selbst gesehen – mitten im Prenzlauer Berg, einer ausgemachten Grünwähler-Gegend. Wo, wenn nicht hier, hätten die Leute mitziehen müssen? Doch um 20 Uhr passierte fast nichts. Von 18 Wohnungen wurde nur eine einzige dunkel. Und vielleicht war ja selbst das nur Zufall.


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