Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-07 vom 15. Dezember 2007
Nur ein paar Zeilen In Düsseldorf regiert derzeit nicht nur Prinz Karneval mit seinem Gefolge, auch selbsternannte Vergangenheitsbewältiger feiern fröhliche Urständ. Diesmal hat es – wieder einmal, möchte man ausrufen – die Dichterin Agnes Miegel erwischt. Renate Gebel von der Partei Die Linke war „durch Zufall auf den Namen gestoßen und war entsetzt“. Das konnte und durfte nicht sein, daß der Name Agnes Miegel, die immerhin eine „Nazi-Dichterin“ war und Adolf Hitler glorifiziert hatte, eine Düsseldorfer Realschule zierte – und das seit immerhin bald 50 Jahren. Die Mühlen mahlen eben langsam in der Stadt am Rhein. Gebel und Gleichgesinnte vom „Aktionsbündnis Historischer Stolpersteine“ sind jetzt in Schwung gekommen und haben die Umbenennung der Agnes-Miegel-Realschule beantragt. Am besten in Rose-Ausländer-Schule, da bleibe man bei den Dichterinnen, und Ausländer habe schließlich ihre letzten Lebensjahre in Düsseldorf verbracht. Die Schulleitung selbst gab der PAZ keine offizielle Erklärung, doch ist man dort einer Namensänderung gegenüber nicht abgeneigt, auch wenn der Name Agnes-Miegel-Realschule mittlerweile zu einer Institution geworden ist und für die Qualität der Ausbildung spricht. Selbst eine nicht unbeträchtliche Anzahl der Schüler scheint einer Umbenennung mit Skepsis zu begegnen. Agnes Miegel selbst würde sicher voller Verwunderung ihren Kopf schütteln: „Für ein Gedicht“ ... – Was war geschehen? 1933 war Agnes Miegel als Mitglied in die neugeordnete Preußische Akademie der Künste, Sektion Dichtkunst, berufen worden. Ihr Werk wurde von den Nationalsozialisten nicht abgelehnt, ja, es traf sogar auf den Nerv der Zeit, ohne aus ihr geboren worden zu sein. Agnes Miegel war dann wie viele andere Dichter ihrer Zeit von der Reichsschrifttumskammer aufgefordert worden, Huldigungsgedichte auf den „Führer“ zu schreiben. Schließlich „waren es insgesamt sechs Gedichte und die Erzählung ,Das Erlebnis des Feldwebels Schmidtke‘, in denen man die Einflüsse der nationalsozialistischen Ideologie beobachten konnte“, so der türkische Germanist Acar Sevim im Ostpreußenblatt (Folge 27 / 2000). – Zur Information unserer Leser veröffentlichen wir nebenstehend die Verse „An den Führer“ aus dem Jahr 1940. Kritiker sind sich einig, daß diese Verse zu den künstlerisch schlechtesten gehören, die Agnes Miegel je schrieb. Einig sind sich die Kritiker aber auch, daß die Dichterin in diesen Versen keinesfalls Gewalt, Terror oder Haß verherrlichte, geschweige denn antisemitische Vorstellungen verteidigte. Schließlich wurde die Ostpreußin beim Entnazifizierungsverfahren 1948/49 freigesprochen. Anni Piorreck, die Biographin der Dichterin, erkannte: Diese Verse „bilden nur einen winzigen Teil, ein ganz dünnes Rinnsal neben dem breiten Strom wirklicher Dichtung, der vom Nationalsozialismus unberührt bleibt.“ Erstaunlich sei nur, daß Miegel es damals selbst nicht erkannt habe, wie wenig diese neuen Verse ihrem Rang als Dichterin entsprachen. Die nachgewachsenen Kritiker werfen Miegel heute vor, sie habe sich nie von diesen Gedichten distanziert. Piorreck weiß dagegen, wie schwer sich Agnes Miegel tat, öffentliche Bekenntnisse abzulegen. Sie habe sich an Goethes „Westöstlichen Divan“ gehalten: „... denn Allah gab die Gabe jedem Dichter, Mißbraucht er sie im Wandel seiner Sünden, So seh er zu, mit Gott sich abzufinden.“ Und so habe sie in Gesprächen bekundet: „Nur der Eine darf mich fragen ...“ oder „Dies habe ich mit meinem Gott alleine abzumachen und mit niemand sonst.“ Agnes Miegel war nicht die einzige Dichterin, die eine solche Last zu tragen hatte, auch Luise Rinser, die von der Linken so sehr geschätzte Autorin, schrieb ein solches Huldigungsgedicht. Ein Bekenntnis allerdings blieb aus. Auch der Norweger Knut Hamsun hatte mit seiner Vergangenheit schwer zu kämpfen und geriet ebenso wie der Amerikaner Ezra Pound, der sich zu Mussolini bekannt hatte, auf den Index des Verschweigens. Ihre Bücher allerdings wurden verkauft. Agnes Miegel wurde nach dem Krieg vor allem wegen ihrer Verse „An den Führer“ angegriffen. „Das alles für ein Gedicht!“ Dieser Ausspruch bgeleitete sie ein Leben lang. 1896 wurde ihr Gedicht „Elfkönig“ in einer Zoppoter Zeitung veröffentlicht. „Die beiden Goldstücke, die sie als Honorar dafür erhält, werden lange und beinahe scheu betrachtet und von der Mutter mit dem staunenden Ausruf ,Für ein Gedicht‘ quittiert“, weiß Anni Piorreck zu berichten. Und ein gutes Vierteljahrhundert später erhielt sie die Ehrendoktorwürde der Königsberger Albertina – eben auch nur wegen ihrer Gedichte, wie sie meinte. 1979 dann ehrte die Deutsche Bundespost Agnes Miegel zum 100. Geburtstag mit der Herausgabe einer Briefmarke – wegen ihrer Gedichte ...
An den Führer Nicht mit der Jugend Foto: Blumen für die Dame: Willy Brandt besucht 1961 als Regierender Bürgermeister von Berlin die Dichterin Agnes Miegel in Bad Nenndorf. |
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