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15.12.07 / Zwei Danziger / Gedenken an Erich Dombrowski und Herbert Sellke

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-07 vom 15. Dezember 2007

Zwei Danziger
Gedenken an Erich Dombrowski und Herbert Sellke
von Dieter W. Leitner

Zwei Danziger Journalisten und Schriftsteller wurden vor 125 Jahren in Danzig geboren. Am 23. Dezember 1882 erblickte Erich Dombrowski nicht nur das Licht der Welt, er ging auch in die Welt, schrieb für die bedeutendsten Zeitungen und veröffentlichte Bücher. Seine Heimatstadt hatte er dabei nicht vergessen und besuchte sie oft.

Dombrowski war von 1916 bis 1926 Leitartikler und innenpolitischer Ressortleiter beim „Berliner Tageblatt“ und Mitarbeiter der von Kurt Tucholsky herausgegebenen Zeitschrift „Die Weltbühne“. Dort veröffentlichte er mehr als 100 Porträts zeitgenössischer Publizisten und Politiker. In Anlehnung an den Straßburger Satiriker Johann Fischart (1546–1590) wählte er hierzu das Pseudonym Johannes Fischart. Von 1919 bis 1925 wurden die Porträts auch in Buchform veröffentlicht und erzielten mehrere Auflagen. Das Pseudonym benutzte Dombrowski auch für seine in Berlin erschienenen Bücher „Das alte und das neue System“ (1919), „Köpfe der Gegenwart“ (1920) und „Neue Köpfe“ (1925). Unter seinem Namen publizierte er in Leipzig 1915 schließlich „Zehn Jahre deutsche Kulturentwicklung vor dem Kriege 1914/15“ und in Mainz 1965 mit anderen „Wie es war. Mainzer Schicksalsjahre 1945–48“. Von 1926 an war Dombrowski zehn Jahre Chefredakteur des renommierten „Frankfurter Generalanzeigers“. Mit französischer Lizenz gründete er 1946 in Mainz die „Allgemeine Zeitung“, die sich als Nachfolgerin der von den Nationalsozialisten 1943 eingestellten liberalen „Frankfurter Zeitung“ verstand. Sie war Hauptorgan der Demokratie in Südwestdeutschland. Im November 1949 gehörte Dombrowski zu den Mitbegründern der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung für Deutschland“ (FAZ), die ihre Tradition auch auf die alte „Frankfurter Zeitung“ zurückführt. Dombrowski starb hochbetagt 1972. – Herbert Sellke war nicht nur Journalist und Schriftsteller, sondern auch ein begnadeter Lyriker. In Danzig am 30. Dezember 1882 geboren, veröffentlichte er 1924 den Gedichtband „Das goldene Tor“. Ein weiterer Lyrikband ist „Kinder und Leute“.

Schon 1907 erschien das vielbeachtete Drama „Der Kuß der Judith Simon“. 1918 folgte das Sagenbuch „Danziger Nachtgesichte“. Von seinen Romanen seien hervorgehoben „Maria am Gestade“ (1920) und „Die Schicksalsschmiede“ (1928). In Danziger Werderplatt verfaßte Sellke 1924 die Novellensammlung „Nohberschlied“ und 1929 „De grote Sewen“. Letztere war mit Holzschnitten von Willy Lütcke illustriert und wurde 1975 noch einmal nachgedruckt.

Herbert Sellke ist heute fast vergessen, seine Bücher sind nur noch antiquarisch zu erhalten. Im Gegensatz zu manchen Kollegen wie Erich Post oder Martin Damß versagte sich Sellke dem Nationalsozialismus. Er starb mit 56 Jahren am 22. April 1939 in Danzig und hat den Untergang seiner Heimatstadt nicht mehr miterleben müssen.


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