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15.12.07 / Preußen – geistiges Handgepäck / Kulturhistorisches Seminar der Landsmannschaft Ostpreußen war wieder gut besucht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-07 vom 15. Dezember 2007

Preußen – geistiges Handgepäck
Kulturhistorisches Seminar der Landsmannschaft Ostpreußen war wieder gut besucht

Es war wieder ein wunderschönes Gemeinschaftserlebnis. Wer einmal an dem jedes Jahr stattfindenden kulturhistorischen Seminar der Landsmannschaft Ostpreußen (LO) für Frauen teilgenommen hat, wird in der Regel zur Stammbesucherin, und so kannten sich die meisten Teilnehmerinnen bereits aus den Vorjahren.

Emotionaler Höhepunkt war sicherlich der Bunte Abend in der Seminarmitte, auf dem Witze, Sketche und kleine Geschichten vorgetragen, vor allem aber gemeinsam alte Volkslieder gesungen wurden, die Heimatvertriebene wie Heimatverbliebene aus ihrer Jugend kannten. Zweifellos ist auch das deutsche Volksliedgut ein Stück Kultur, und wenn die offizielle Kulturpolitik es weiter derart stiefmütterlich behandelt, bald auch Geschichte.

Das kulturgeschichtliche Seminar bot jedoch nicht nur manches für die Seele, sondern auch für den Geist. „Preußen – Idee, Wirklichkeit und Nachleben eines Staates im Herzen Europas“ lautete diesmal das Generalthema. Hierzu hatten die Leiterin und der Organisator der Veranstaltung, Uta Lüttich von den ostpreußischen Frauenkreisen und Peter Wenzel von der Bundesgeschäftsstelle der LO, ein interessantes Programm mit teilweise namhaften Referenten zusammengestellt.

Den Anfang machte der Landesgruppenvorsitzende der LO in Schleswig-Holstein Edmund Ferner. Der Landeskulturreferent und Referent für Öffentlichkeitsarbeit begann seine Ausführungen damit, daß er auf die zutiefst deutschfeindlichen Ursachen der Alliierten für ihr Verbot des Staates Preußen 1947 hinwies. Nach einem Blick auf die Geschichte Preußens und dessen vielfältige Leistungen wendete Ferner sich zum Schluß der Frage zu, was wir heute noch unmittelbar von Preußen lernen können. 15 Lehren präsentierte er seinem gespannt lauschenden Publikum.

Den Ursachen der auch von Kritikern kaum zu bezweifelnden Erfolge dieses Ausnahmestaates ging Ulla Gehm nach. Die Kulturreferentin der LO-Landesgruppe Baden-Württemberg stützte sich dabei auf Ausführungen des Buchautoren und Leiters des Brandenburg-Preußen Museums Wustrau Ehrhardt Bödecker zu diesem Thema. Als Wurzeln des Erfolges präsentierte sie neben dem Adel den Pietismus und die Aufklärung.

Am darauffolgenden Morgen zog Bödecker selber dann „die humane Bilanz Preußens“. Wer schon einmal das Vergnügen hatte, den Worten dieses bemerkenswerten Mannes lauschen zu können, wird zweifellos nachvollziehen können, daß diese „Bilanz“ des ehemaligen Bankers einer der intellektuellen Höhepunkt des Seminars war. Wer noch nie die Gelegenheit hatte, ihn sprechen zu hören, der besorge sich eine seiner Veröffentlichungen oder besuche sein Museum.

Anschließend behandelte Wolfgang Neumann das Thema „Religiöse Toleranz am Beispiel der Aufnahme der Salzburger Protestanten“. Nachdem der Ehrenpräsident des Salzburger Vereins als erstes den von ihm verwendeten Begriff der „Toleranz“ definiert hatte, bot er einen detaillierten Überblick über die Vertreibung der Lutheraner aus Salzburg auf der einen Seite und ihre Aufnahme in Preußen auf der anderen. Neumann wich dabei auch nicht der Frage aus, ob sich des Soldatenkönigs „Toleranzpolitik bei näherem Hinsehen nicht als handfeste preußische Bevölkerungspolitik“ entschleiert.

Der bei der Preußischen Allgemeinen Zeitung / Das Ostpreußenblatt für die Geschichte zuständige Redakteur hatte neben dem Frieden von Tilsit und der preußischen Heeresreform „Stationen der preußischen Geschichte 1701–1947“ zum Thema. Manuel Ruoff präsentierte einen Gang durch die Geschichte Preußens, der von der Gründung des Königreiches über den Aufstieg zur fünften Großmacht, den Niedergang in der napoleonischen Zeit, die preußischen Reformen, den Wiederaufstieg in den Befreiungskriegen, das Hineinwachsen in Deutschland auf dem Wiener Kongreß, den gescheiterten Versuch einer kleindeutschen Lösung von unten und den geglückten von oben, das Ende des Königreiches, den sogenannten Preußenschlag, die Übertragung der Hoheitsrechte des preußischen Staates auf das Deutsche Reich, die deutsche Niederlage im Zweiten Weltkrieg sowie die Flucht und Vertreibung der Ostdeutschen bis zum Alliierten Kontrollratsgesetz Nr. 46 reichte.

Zum Schluß der Veranstaltung stellten der stellvertretende Leiter des Preußen-Museums Nordrhein-Westfalen Carsten Reuß sowie der Erste Vorsitzende der Ost- und Westpreußenstiftung in Bayern Gustav Graf von Keyserlingk ihre jeweilige Einrichtung beziehungsweise Organisation vor. Dem letzten Referenten gelang es dabei wie keinem seiner Vorredner, eine lebhafte Diskussion anzuregen. Der Graf stellte seinen Vorschlag zur Diskussion und zur Abstimmung, die auf die Flucht vor der Roten Armee mitgenommenen und so geretteten Museumsbestände seiner Stiftung in die Heimat zurückzubringen und in der Republik Polen auszustellen. Ein Sturm der Entrüstung war die Reaktion. Die Meinung im Saal war derart eindeutig, daß sich der Stiftungsvorsitzende bei der der Diskussion folgenden Abstimmung bei den wenigen, die nicht gegen seinen Vorschlag stimmten, für deren Mut bedankte.                EB


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