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22.12.07 / Gefährliche Weihnachten / Christenverfolgung: Religionsausübung nur unter Lebensgefahr

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-07 vom 22. Dezember 2007

Gefährliche Weihnachten
Christenverfolgung: Religionsausübung nur unter Lebensgefahr
von Rebecca Bellano

Es riecht nach Tanne, gülden flackert das Kerzenlicht in den rot-glänzenden Weihnachtskugeln am Christbaum, die Plätzchen liegen in einem Teller mit Weihnachtsmannmotiv, daneben steht die Krippe in deren Mitte das Jesuskind liegt. Die Krippe ist für die Kleinsten der Familie aufgebaut, damit auch sie wenigstens eine Ahnung davon haben, warum wir Weihnachten feiern: Die Geburt Jesu, sie ist für die meisten nur eine Randerscheinung an den Weihnachtstagen. Diese „Randerscheinung“ macht aber unseren Kulturkreis aus, doch da auch dessen Konturen verschwimmen, ist es eigentlich einerlei. Uns geht es gut!

Knapp 3000 Kilometer südöstlich von uns würde die Sache für uns schon anders aussehen. Wenn wir dort Weihnachten feiern sollten, würden wir uns mit unserem Familien-Konsum-Schlemmerfest verdächtig machen, denn für die arabische Welt bedeutet Weihnachten vor allem die Geburt Jesu. Wer die feiert, bekennt sich zum Christum, und das ist offiziell verboten. In Saudi-Arabien könnte dies Verhaftung und Auspeitschung bedeuten, für den muslimischen Nachbarn, der von uns aus Nächstenliebe zum Mitfeiern genötigt wurde, kann dies den Tod mit sich bringen, denn wer vom Islam zum Christentum übertritt, den erwartet die Todesstrafe.

Während wir also wie selbstverständlich Weihnachten feiern, ohne uns richtig bewußt zu machen, was wir da feiern, werden andere für derartiges Tun verfolgt, diskriminiert und ermordet.
Die Experten von „Kirche in Not“, die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und das Institut für Religionsfreiheit schätzen, daß etwa 75 Prozent der aus religiösen Gründen Verfolgten und 80 Prozent der aus religiösen Gründen Ermordeten Christen sind.

Verfolgte Christen? Da war mal was, damals bei den Römern, irgendwas mit Löwen und so, erinnert sich der Durchschnittsdeutsche dunkel, dabei ist Christenverfolgung so aktuell wie seit Jahrhunderten nicht mehr. Vor allem im Nahen Osten, eben in Saudi-Arabien, dem Iran, dem Irak, aber auch der Türkei spielen sich zum Christentum bekennende Menschen mit ihrem Leben. Schon in den Schulbüchern können saudi-arabische Kinder nachlesen: „Wer die Lehre des Propheten Mohammed ablehnt, den erwartet das Höllenfeuer“, außerdem müsse der Westen abgewehrt werden, denn er präsentiere die „Fortsetzung des Verrats der hinterlistigen Juden“ an Mohammed. Selbst in der Türkei, einem der Lieblingsreiseländer der Deutschen, erlebten allein in diesem Jahr mehrere Christen tätliche Übergriffe auf sich. Erst im April hatten muslimische Nationalisten den Deutschen Tilmann Geske gefoltert und ermordet. Erst vor wenigen Tagen, am
16. Dezember, wurde ein italienischer Priester in Izmir Opfer einer Messerattacke.
Während hierzulande muslimische Verbände bei uns auf offene Ohren stoßen, wenn sie darüber klagen, daß sie sich diskriminiert fühlten, kümmern wir uns kaum um die Christen in muslimischen Ländern, die nicht nur diskriminiert, sondern tätlich angegriffen werden.
So ist derzeit das Schicksal der Christen im Nahen Osten, daß man sie dort als „Spione“ des Westens sieht, während der Westen die Glaubensbrüder gar nicht wahrnimmt.

Doch nicht nur in der arabischen Welt brennen Kirchen und werden Pfarrer und Gottesdienstbesucher ermordet, auch in Asien und Afrika drohen Gefängnis, Folter, Sklaverei, Arbeitslager oder Tod. Da beispielsweise in Pakistan das Wort eines Christen nur halb soviel gilt wie das eines Moslems, ist berufliche und gesellschaftliche Diskriminierung an der Tagesordnung. In China werden Christen bei Razzien wie Kriminelle festgenommen: Am 7. Dezember wurden bei einer „illegalen“ Bibelstunde in der Provinz Shangdong 270 Leiter von Hausgemeinden in Handschellen abgeführt.

Weihnachten, das Fest der Liebe, wird so manchem Christen außerhalb unserer westlichen Welt nichts Gutes bringen. Vielen ein Dorn im Auge: Syrisch-orthodoxer Christ in der Türkei Foto: Reuters

 

Zeitzeugen

Stephanus – Der heilige Stephanus, ein Zeitgenosse Jesu Christi, gilt als Erzmärtyrer der Christenheit. Laut Überlieferung war er der erste Mensch, der für sein Bekenntnis zu Christus getötet wurde; er starb durch Steinigung. Der Hohe Rat, die höchste jüdische Behörde, hielt es für erwiesen, daß Stephanus Gott und Moses gelästert habe. Des Heiligen, der einer der sieben ersten Diakonen war, wird am 26. Dezember gedacht.

Nero – Der römische Herrscher Nero (37–68, Kaiser ab 54) ging als Initiator des ersten großen Christenpogroms in die Geschichte ein. Ohnehin in politischer Bedrängnis, soll er infolge des großen Brands von Rom im Jahre 64 die Christen als Brandstifter verfolgt haben, weil manche ihm die Schuld an dem Feuer in die Schuhe schieben wollten.

Konstantin – Kaiser Konstantin (geb. um 270, gest. 337, Kaiser von 306 bis zu seinem Tode) beendete mit seinem Toleranzedikt von Mailand 313 die Epoche der Christendiskriminierung und -verfolgung im antiken Römischen Reich. Er wurde selbst Christ. Schätzungen zufolge waren zu seiner Zeit bereits etwa zehn Prozent der Bewohner des Imperiums christlich, im Osten mehr als im Westen. Um 325 verlegte er den Kaisersitz von Rom nach Byzanz, das fortan seinen Namen trug: Konstantinopel.

Martin Luther – Zahllose Christen der Geschichte wurden von anderen Christen wegen ihres Glaubens als Ketzer verfolgt. Der berühmteste war Martin Luther (1483–1546). Daß aus seinem Wirken bald eine eigene Kirche erwuchs, lag zunächst keineswegs in der Absicht des Reformators.

Elisabeth von Hessen-Darmstadt – Die deutsche Prinzessin (1864–1918) heiratete 1884 den russischen Großfürsten Sergej Alexandrowitsch Romanow, ein Mitglied der Zarenfamilie. Sergej wurde 1905 ermordet. Die Witwe gab darauf ihr ganzes Vermögen weg, vor allem für wohltätigie Zwecke, und gründete ein Kloster in Moskau, wo sie sich der Armenfürsorge widmete. 1918 wurde Elisabeth von den Kommunisten ermordet. Von der russisch-orthodoxen Kirche wird sie seitdem als Märtyrerin für den Glauben verehrt.


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