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22.12.07 / Dunkler Stern Rußlands / Biographie des afrikanischen Urgroßvaters Alexander Pusckins

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-07 vom 22. Dezember 2007

Dunkler Stern Rußlands
Biographie des afrikanischen Urgroßvaters Alexander Pusckins

Der Urgroßvater des russischen Dichters Alexander Puschkin war ein afrikanischer Sklave, der am Hofe des Zaren Peter I. zu Macht und Ruhm kam? Was dem ebenfalls berühmten Urenkel und Dichter nicht gelang, hat jetzt der britische Journalist Hugh Barnes, Jahrgang 1963, geschafft: eine Biographie über den 1704 im Alter von sieben Jahren als exotisches Geschenk an den Zaren übergebenen Gannibal. Der Autor arbeitete lange als Korrespondent für die Agence France Presse in Moskau. Dort dürfte er wohl auf die Spuren des Schwarzen am Zarenhof gestoßen sein. In „Der Mohr des Zaren – Eine Spurensuche“ hat der Journalist die Ergebnisse seiner Recherchen veröffentlicht. Barnes schildert, wie Peter der Große, der sogenannte Vater des modernen Rußlands, von der Intelligenz des jungen Fremden begeistert war. Der Zar ließ seinem Mohren die beste Ausbildung zukommen. Er schätzte den klaren Verstand seines Schützlings genauso wie seine Loyalität und vertraute ihm später schwierige militärische und diplomatische Missionen an. Die Herzen der Frauen an den europäischen Höfen flogen dem Schwarzen zu. Voltaire zählte zu seinen Freunden und nannte ihn „den dunklen Stern der russischen Aufklärung“. Doch wer war Gannibal wirklich? Hugh Barnes ist in jahrelanger Detektivarbeit den verwischten Spuren des Afrikaners gefolgt und hat die erste vollständige Biographie dieses geheimnisvollen und ungewöhnlichen Mannes verfaßt – die im englischsprachigen Raum bereits gefeiert wurde. So heißt es in einer Rezension beispielsweise: „Die Geschichte Gannibals liest sich wie eine Parabel der Aufklärung: Denn Barnes legt sehr glaubwürdig dar, wie aus dem einstigen Sklaven das Modell des ,neuen Menschen‘ wurde, mit dem Peter der Große im 18. Jahrhundert ein modernes Rußland aufbauen wollte.“

Mit Peter dem Großen endete auch die goldene Ära von Gannibal: „Der Afrikaner schleppte sich gewissermaßen in die Regierungszeit Katharinas der Großen hinein. Man kann auch sagen: Er überdauerte. Er war aber nicht so sehr ,vergessen‘ als vielmehr ,übersehen‘: ein bizarres Relikt, ein Rückverweis auf frühere Zeiten, ein Museumsstück.“

Kurz nach dem Tod seiner langjährigen Gattin 1781 verstirbt der einst berühmte, umworbene Mann als gebrochener Greis. Bel

Hugh Barnes: „Der Mohr des Zaren – Eine Spurensuche“, Knaus, München 2007, geb., 426 Seiten, 19,95 Euro, Best.-Nr. 6489


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