Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-07 vom 22. Dezember 2007
Die verschlungenen Wege des Sebastian Haffner Von dort aus ruderte er dann behäbig zurück – in die preußische Richtung. Wegbegleiter dabei war der ebenfalls von Links gekommene Schriftsteller und Publizist Wolfgang Venohr. Licht und Schatten sind bei einem solch streitbaren Mann, der für sich das Recht in Anspruch nahm, sich eine eigene Meinung zu leisten, nur allzu natürlich. Seine Churchill-Biographie aus dem Jahre 1967 verschaffte ihm hohes Ansehen, sein Meisterwerk aber waren sicherlich die 1978 erschienenen „Anmerkungen zu Hitler“. Sie zeichneten sich durch große Sachlichkeit und Fachkenntnis aus. Manche Kapitel des Buches müßten heute eigentlich den Verfassungsschutz auf den Plan rufen – Haffner verzichtet darauf, Hitler zu dämonisieren und hat in gesonderten Kapiteln „Leistungen“ und „Erfolge“ neben „Verbrechen“ und „Fehlschlägen“ aufgelistet. Zum Unverständnis seiner linken Bewunderer qualifizierte er sich selbst als „Preuße“. Für seinen Freund Venohr und den deutschen Historiker jüdischen Glaubens Hans Joachim Schoeps war der 20. Juli 1944 der Höhepunkt und das Ende Preußens. Haffner war anderer Meinung. Für ihn endete Preußen mit der Reichsgründung am 30. Januar 1871. Ob das 1978 erschienene, von vielen Kulturschreibern der Zeitungen hochgelobte Buch „Preußen ohne Legende“ tatsächlich zu seinen großen Werken zählen kann, sei dahingestellt. Immerhin schrieb er dort: „Das Preußen des 18. Jahrhunderts war fortschrittlich, kriegerisch und freigeistig gewesen, ein Staat der Aufklärung“ und weiter: „Friedrich der Große war keineswegs skrupelloser als andere Herrscher seiner Zeit; als Zyniker unterschied er sich jedoch von ihnen dadurch, daß er diese seine Skrupellosigkeit nicht zu bemänteln versuchte, sondern sie offen zur Schau trug.“ 1980 brachte er mit Wolfgang Venohr das Buch „Preußische Profile“ heraus. Es ist eine kritische Liebeserklärung beider an den von den Siegern per Dekret aufgelösten Staat. Damit schloß Haffner seine große politische Wanderung zwischen den Welten ab. Er starb im Berliner Nobelvorort Dahlem am 2. Januar 1999 im Alter von 91 Jahren. |
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