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22.12.07 / Ein entscheidendes Zeichen von Gottes Liebe / Die frohe Botschaft der Weihnachtskrippen – Gedanken zum Christfest

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-07 vom 22. Dezember 2007

Ein entscheidendes Zeichen von Gottes Liebe
Die frohe Botschaft der Weihnachtskrippen – Gedanken zum Christfest
von Klaus Plorin

In Bayern und Schwaben, mancherorts auch in Thüringen, erst recht in Tirol, Italien, Polen und Lateinamerika werden zur Advents- und Weihnachtszeit Weihnachtskrippen mit einem gebastelten kleinen Stall oder Schuppen und bunten Figuren verschiedenster Größe, in kunstvoller oder eher volkstümlicher Darstellung aufgebaut. Wie es die Weihnachtsgeschichte des Lukas (2,1-20) beschreibt, liegt das neugeborene Jesuskind in einer Futterkrippe oder sitzt auf Marias Schoß, als Mittelpunkt des Geschehens oft von einer Kerze daneben oder von einem versteckten Strahler hervorgehoben. Josef steht staunend oder kniet, ein Feuer anmachend, daneben. Ein Stern und Engel schweben darüber. Ochs und Esel sind im Hintergrund zu sehen, ein paar Hirten stehen oder knien davor, von einigen ihrer Schafe begleitet.

Auch die in Matthäus 2,1-11 genannten Weisen aus dem Morgenland sind schon da. Sie sitzen in langen Gewändern noch auf ihren Kamelen oder nähern sich gerade dem Kind in anbetender Haltung, um ihm ihre Geschenke, Gold, Weihrauch und Myrrhe zu überreichen. Und um die Szene noch bedeutender und lebendiger zu gestalten, nähert sich bei einigen Darstellungen sogar noch eine Volksmenge. Bauersleute in Trachten, Handwerker und andere, jeweils in ihrer typischen Berufskleidung, auch Kinder und Haustiere sind auf dem Weg zum Stall zu sehen.

In Wirklichkeit wird es bei der Geburt Jesu viel einsamer und stiller zugegangen sein. Aber das in den Weihnachtsgeschichten bei Lukas und Matthäus sowie in den Weihnachtskrippen dargestellte Auftreten so vieler Personen nimmt vorweg, was erst später vom erwachsenen Jesus von Nazareth gesagt wurde: „Alle Welt läuft ihm nach“ (Joh. 12, 19), und was noch viel später in der Geschichte der Christenheit geschah und wahr wurde.

Die stummen Krippenfiguren erzählen uns, was damals geschah, fragen uns aber auch, wie weit wir uns mit ihnen identifizieren können, ob auch wir in der jeweils uns angemessenen Weise zur Anbetung Jesu Christi bereit sind. Da treten Engel auf, Boten Gottes, um das weltbewegende Geschehen zu verkünden und zu deuten. Die Geburt Jesu als frohe Botschaft, als Geschenk der Liebe und des Friedens Gottes für alle Menschen in diesem Jesus Christus. – Wenn wir sein Evangelium annehmen und darauf vertrauen, dann sind auch wir als Christen, jeder von uns von Gott beauftragt, seine Engel, Boten seiner Liebe und seines Friedens zu sein. Jeder in seinem Bereich und im Rahmen seiner Fähigkeiten.

Hirten, die einer verachteten und oft beschuldigten Unterschicht angehören, dürfen zuerst die frohe Botschaft hören und kommen auch als die Ersten zu Jesus, um Gott zu loben und zu preisen. Später sind es die „Mühseligen und Beladenen“, „Zöllner und Sünder“, Kranke und Verstoßene, zu denen Jesus sich zuerst gesandt fühlt, denen er hilft, die er tröstet und aus ihrem Elend befreit, so daß diese dann auch die ersten dankbaren Anhänger Jesu werden. – Machen sie nicht auch uns Mut, uns zu unserer inneren und äußeren Zerrissenheit, Hilflosigkeit und Schuld zu bekennen und uns in vertrauensvoller Verbundenheit mit Jesus Christus von ihm neue Lebenskraft und Menschenwürde schenken zu lassen?

Hochmütige Verächter des aus der jüdischen Provinz stammenden, unstudierten und von keiner griechischen Philosophie wissenden Jesus von Nazareth und der auf ihn sich berufenden Religion gab es immer schon und heute in allen Gesellschaftsschichten, besonders unter den „Gebildeten unter ihren Verächtern“ (Schleiermacher). – Dennoch müssen wir Christen uns nicht als dumm, gestrig und weltfremd fühlen. Denn es gibt ja genügend „Weise“, Dichter und Denker, Philosophen und Wissenschaftler in der europäischen Geistesgeschichte aller Fachrichtungen bis heute, die sich zu Jesus Christus bekennen und ihm die Ehre geben. Der Naturwissenschaftler Peter Grünberg aus Jülich (Rheinland), der gerade den Nobelpreis für Physik erhielt, schrieb im Magazin „Cicero“: „Ja, natürlich glaube ich an Gott.“

Königen und anderen großen und kleinen Herrschern fällt es oft schwer, den „König aller Königreich“ (Georg Weissel) über sich anzuerkennen, ihr stolzes Haupt vor ihm zu beugen. Weil er doch auf so ganz andere Weise über die Menschen regiert. Kaiser Konstantin der Gr. (um 300) war der erste Christ auf einem Thron. Später bekannten sich fast alle Herrscher in Europa zum christlichen Glauben, zumindest äußerlich. Dennoch regierten einige von ihnen in vielen Fällen unchristlich und mißbrauchten die ihnen „von Gottes Gnaden“ anvertraute Macht. Ach, hätten wir doch heute mehr Christen an den Schalthebeln von Politik und Wirtschaft, die sich nicht nur auf dem Papier und in ihren Reden, sondern auch durch ihre Taten und Entscheidungen wirklich als Christen erweisen. Das ist aber zugleich eine Forderung an uns alle, die wir als Eltern, Erzieher, Ärzte, Vorgesetzte, Arbeitgeber und Politiker jeweils in irgend einer Form Macht über Menschen haben: Daß wir die uns übertragene Macht und den uns gegebenen Wissens- und Könnensvorsprung gewissenhaft in Verantwortung vor Gott und im Geiste Jesu nur zum Wohl und Segen für die anvertrauten Menschen und zur Ehre Gottes gebrauchen!

Wenn schließlich bei den Weih-nachtskrippen so zahlreiche Figuren von Leuten aus dem Volk heranströmen, so soll das sicher die Brücke zu den Betrachtern schlagen und sie einladen: „Kommet, ihr Hirten, ihr Männer und Frau’n – Ihr Kinderlein kommet!“ Kommt doch auch ihr mit, wie so viele zur Krippe im Stall, zu Jesus! Aber nicht nur zum Kind in der Krippe, sondern auch zu Jesus dem Gekreuzigten und Auferweckten, den Gott zum Retter und Heiler unserer Menschheit bestimmt hat!

Das heranströmende Volk weckt schließlich auch die Frage: Warum feiern in Europa fast alle Menschen, sogar Nichtchristen, das Weihnachtsfest in irgendeiner Form, geben viel Geld für Geschenke und meist aufwendige Festgestaltung aus? Ist Weihnachten für viele vom Geburtsfest Jesu Christi zum Fest der Familie, der Liebe und des Schenkens geworden? Das wäre immerhin besser als gar nichts.

Deshalb müssen wir uns selbst fragen: Was ist für mich persönlich Kern und Sinn dieses Festes? Wie kann ich selbst, können wir unsere Dankbarkeit darüber, daß Gott uns in diesem Menschenkind in der Krippe seinen Sohn Jesus Christus als letztgültiges und entscheidendes Zeichen seiner Sünde und Tod überwindenden Liebe und Macht geschenkt hat, angemessen ausdrücken?

So sind die schön bunt und phantasievoll gebauten und aus-gestatteten Weihnachtskrippen nicht allein Beispiele und Ausdruck nett anzuschauender christlicher Volkskunst, sondern auch Anlaß und Anstoß zu vertieftem Nachdenken über den Sinn und die Wirkungen unserer Weihnachtsfeste.


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